Das Spektakel des Schreckens - Labyrinth der Geheimnisse ; 4

aufgebrochen!“
    Tatsächlich, wenn man genau hinsah, konnte man ein schwaches Licht erkennen.
    „Kommt mit, ich zeig’s euch!“ Als Jago Phils besorgten Blick auffing, fügte er beruhigend hinzu: „Das sieht tiefer aus, als es ist. Höchstens drei Meter. Das ist ein Klacks!“
    Jago, dieses Sport-Ass, hatte leicht Reden.
    Kresse ließ sich von ihrem Brett gleiten. „Na komm schon, Phil! Probieren wir es.“
    Zögernd folgte er ihr ins Wasser. Es fühlte sich eisig an. Und außerdem war es gar nicht so einfach, mit einer Jeans Schwimmbewegungen zu machen.
    „Pass auf, Phil, das Pergament!“, rief Kresse plötzlich.
    Neben Phil trieb das alte Pergament. Er hatte völlig vergessen, dass er es noch bei sich hatte. Als er es zu sich zog, runzelte er die Stirn. „Was ist denn das ? Jago, ich brauche mal die Taschenlampe.“
    Jago und Kresse kamen mit fragenden Gesichtern zu Phil geschwommen. Das Pergament triefte vor Nässe. Und es war nun nicht mehr leer, sondern über und über mit blassen Linien bedeckt. Sie formten Bilder und altertümliche Buchstaben.
    „Hey, wo kommt das alles her?“, staunte Jago. „Da war doch vorhin nix …“
    „Das sind Wasserzeichen“, sagte Phil fasziniert.
    „Du meinst, Zeichen, die erst sichtbar werden, wenn Wasser draufkommt?“, hakte Kresse nach.
    Phil lachte laut auf. „Aber natürlich!“ Er deutete auf den kleinen Schlüssel, der sich aus den Worten Im Wasser zusammensetzte. „Der Schlüssel zum Geheimnis liegt im Wasser. Das wollte uns der Hinweis sagen: Man kann das Pergament nur lesen, wenn es nass ist!“
    Jago schnaubte. „Na, da soll mal einer drauf kommen.“
    Phil legte das Pergament auf ein Holzbrett und strich es glatt.
    „Waffen wider die Feinde“ , las Phil laut vor. „ Wider heißt gegen …“
    Jago tippte auf die Zeichnung in der Mitte. „Das ist die Fratze aus dem Korridor“, erklärte er. „Die Löcher waren also wirklich Schalter.“ Er ließ seinen Finger nach links wandern. „Da steht Nebel . Das macht Sinn: Als ich den Keil in das linke Loch gesteckt habe, sprang die Nebelmaschine an. Und was steht da rechts? Donnerkraut Strich ?“
    [ Lösung ]
    „Der Strich ist eine römische Eins“, wusste Phil. „Aber seht mal, da steht noch was drunter: Kohle, Schwefel, Salpeter . Moment, das kommt mir irgendwie bekannt vor … Ah ja, richtig: Wenn man diese drei Elemente mischt, bekommt man Schießpulver! Donnerkraut muss ein altes Wort dafür sein.“
    „Die hatten damals schon Schießpulver?“, fragte Kresse ungläubig.
    Phil zuckte die Achseln. „Warum nicht? Die Chinesen kannten es schon vor über tausend Jahren.“
    „Phil hat Recht“, sagte Jago. „Dass in den Kugeln so was wie Schießpulver drin war, zeigt ja auch die Zeichnung mit dem Reiter.“
    „Ääähm … Jungs … ich würde mir mehr Gedanken um die unteren beiden Bilder machen“, sagte Kresse langsam.
    Die Freunde starrten auf die Zeichnungen beim Wort Donnerkraut  II . Was sie dort sahen, verschlug ihnen glatt die Sprache. Eine Weile brachte keiner ein Wort heraus.
    Es war Jago, der schließlich die Stille durchbrach. „Sagt mal, geht das nur mir so oder kommen euch die Kugeln auf dem Bild da unten auch ziemlich groß vor?“
    „Ja“, sagte Phil kaum hörbar. „Wenn der Maßstab stimmt, müssen sie in Wirklichkeit riesig sein. Riesengroße Kugeln voller Schießpulver …“
    „Sie fliegen vom Wachturm auf die Brücke“, ergänzte Jago mit bebenden Lippen, während er die eingezeichnete Linie mit dem Finger nachfuhr. „Explodieren dort und lassen die Brücke einstürzen!“
    Kresse keuchte laut auf.
    „Die Löwenritter haben einen Mechanismus eingebaut, um die ganze Brücke in die Luft zu jagen!“, begriff Jago entsetzt. „Diese Wahnsinnigen!“
    „Nicht wahnsinnig – es war ihr letzter Ausweg! Versteht ihr, der Nebel und die kleinen Kugeln waren zur Abschreckung gedacht. Das Donnerkraut  II sollte nur zum Einsatz kommen, wenn sich Feinde durch nichts anderes vertreiben ließen.“
    Kresse blickte Phil fassungslos an. Ihr Gesicht war kreidebleich. „Aber das hieße ja, dass jetzt alle Menschen auf dem Fest und wir, unsere ganzen Familien, in Lebensgefahr wären! Das kann nicht wahr sein! Unmöglich!“
    „Doch“, sagte Jago leise. „Die anderen Sachen sind ja auch eingetreten.“
    „In wie viele Löcher hast du den Keil gesteckt, Jago?“, fragte Kresse mit einem Hauch von Hoffnung in der Stimme.
    „Hab ich doch gesagt: in alle drei!“
    „Oh