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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition)
Autoren: Petra Schier
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übergebt!»
    Verwunderte, teilweise aber auch begeisterte Rufe wurden laut. Die Menschenmenge begann zu wogen. Unversehens schloss sie sich dichter um den Vogtmeier und die Soldaten, sodass ein Weiterkommen unmöglich wurde. Mehrere Augustinermönche tauchten auf, umringten Christoph und schoben ihn und seine beiden Wächter allmählich, aber zielstrebig in Richtung des Kreuzes.
    Der Vogtmeier machte kehrt und versuchte ihnen zu folgen. «Lasst das!», schrie er erbost. «Das könnt Ihr nicht machen, van Oenne! Ihr wisst genau, wessen man den Schreinemaker beschuldigt. Die Schöffen können es nicht zulassen, dass Ihr ihn davonkommen lasst. Sein Prozess beginnt morgen, daran könnt auch Ihr nichts ändern!»
    «Das werden wir ja sehen», antwortete van Oenne, der sich mittlerweile auf Christoph und die Mönche zubewegt hatte. Die Menschen machten ihm bereitwillig Platz. Neben dem Domherrn tauchte ein weiterer Novize auf, der die Fahne des Marienstifts trug. Als er vor Christoph stehen blieb, senkte er sie.
    «Berührt unsere Fahne, Christoph Schreinemaker, auf dass Ihr fortan Schutz und Asyl des Stiftes genießen werdet.»
    «Nein!», brüllte der Vogtmeier mit überkippender Stimme.
    Christoph versuchte vorzutreten und seine Arme zu heben, die von den Soldaten noch immer mit eisernen Griffen festgehalten wurden.
    Der Domherr gab dem Novizen ein Zeichen, woraufhin dieser die Fahne noch weiter senkte und damit Christophs Hände berührte.
    «Verfluchtes Pfaffengesindel», wetterte der Vogtmeier.
    Van Oenne ließ sich davon nicht beeindrucken. «Befreit ihn von seinen Fesseln», befahl er den beiden Soldaten, die daraufhin ihrem Vorgesetzten einen fragenden Blick zuwarfen.
    Der Vogtmeier nickte zornig. «Bitte sehr. Ihr wolltet es ja nicht anders.» Den Soldaten gab er ein kurzes Zeichen. «Lasst ihn frei.»
    Ein Raunen kam ringsum auf, ihm folgte erst verhaltener, dann immer begeisterterer Applaus. Jubelrufe wurden laut. Die Soldaten entfernten die Handschellen und ließen es widerwillig zu, dass die Mönche und Domherren Christoph in ihre Mitte nahmen. Sie geleiteten ihn zu dem Kreuz, welches er wiederum zu berühren hatte.
    Die Gesänge setzten erneut ein, langsam kam wieder Bewegung in die Prozession.
    «Was nun?», wollte Christoph gerade fragen, als er unvermittelt eine Hand auf seiner Schulter spürte.
    «Das war sehr ärgerlich», sagte Jacobus, doch sein zufriedenes Gesicht strafte seine Worte Lügen. «Folgt mir. Die Prozession wird nun zur Stadt hinaus ziehen. Wir haben einen anderen Gang vor uns.»
    Christoph sträubte sich. «In Euer Gefängnis gehe ich nicht», stellte er klar. «Ich werde Marysa suchen. Wenn dieser Bastard von Gort ihr etwas angetan hat, werde ich …»
    «Schon gut, schon gut», unterbrach Jacobus ihn. «Glaubt Ihr, ich hätte auch nur einen Moment damit gerechnet, dass ich Euch einsperren kann, wenn Ihr einmal die Mauern des Grashauses verlassen habt? Im Gegenteil. Die Schöffen werden uns die Türen einrennen. Das hoffe ich zumindest. Ich brauche Euch, Meister Schreinemaker. Also habt ein wenig Vertrauen und folgt mir!»
    Widerwillig gehorchte Christoph und schob sich hinter dem Inquisitor durch die Reihen der Domherren und Mönche. Kurz dachte er daran, einfach eine andere Richtung einzuschlagen, doch ein leichter Stoß in den Rücken verriet ihm, dass Jacobus offensichtlich damit gerechnet und ihm Wächter zur Seite gestellt hatte. Ein Blick über die Schulter bestätigte es ihm; zwei junge Dominikaner folgten ihm dicht auf den Fersen.
    Sie hielten sich weiterhin in der Mitte der Prozession, bewegten sich gegen den Strom der Menschen. Christoph war erstaunt, wie viele Bewohner Aachens sich innerhalb der kurzen Zeit hier eingefunden hatten und dem Zug der Domherren und Mönche folgten.
    Schließlich lichtete sich die Menge allmählich. Jacobus blieb stehen und wartete, bis Christoph zu ihm aufgeschlossen hatte. «Ihr irrt Euch übrigens, Meister Schreinemaker», sagte er. «Wir suchen nicht nach Gort Bart.»
    «Nach wem dann?» Christoph blieb vor dem Dominikaner stehen. «Ich dachte, er habe Marysa in seiner Gewalt?»
    «Nicht er», wiederholte Jacobus mit ernster Miene, «sondern Leynhard Sauerborn.»
    «Marysas Geselle?» Entsetzt schloss Christoph die Augen. «Das kann doch nicht …» Plötzlich verstand er. «Verflucht, natürlich kann das sein. Ich hatte es schon einmal vermutet, konnte mir aber nicht vorstellen, dass jemand wie er …»
    «Das konnte wohl niemand von
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