Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
auf, als sein Bewusstsein abrupt in seine leibliche Hülle zurückgeschleudert wurde. Das Rauschen der Wellen, die Kälte seines Körpers, die Düsternis der Farben – die Eindrücke seiner Sinne überfluteten ihn, er hatte große Mühe, sich in seiner Umgebung zurechtzufinden. Seine Beine versagten den Dienst, er fiel auf die Knie, dann kippte er vornüber und schlug der Länge nach auf das Deck. Der Meledos entglitt seinen tauben Fingern und rutschte über die Planken.
    »Was, bei Belgon ...?«, keuchte Iru.
    Nur langsam fand sein Blick aus den Grauen Sphären in die äußere Welt zurück. Tarik hielt ihn in den Armen. Die Rechtedes Kapitäns umfasste einen Dolch, dessen Klinge er in Irus Handgelenk gedrückt hatte. Von ihr tropfte ein wenig Blut.
    »Verzeiht, Herr«, murmelte Tarik, »aber ich musste es tun. Ich hatte den Eindruck, Ihr wart in großer Gefahr.«
    Der Fürst von Dan blickte seinen Freund verwirrt an, dann wurde ihm klar, dass der ihm eben das Leben gerettet hatte. Durch den Schmerz hatte er ihn in die Gegenwart zurückgeholt und somit der Macht des Schattenwesens entrissen. Wäre er in den Grauen Sphären weiter in der Präsenz des Bash-Arak geblieben, hätte dieser ihn vernichtet. Dabei wäre es unerheblich gewesen, dass sich alles in einer geistigen Welt abspielte. Der Tod auf der einen Ebene hatte auch Auswirkungen in der anderen.
    »Der Kristall ... Achest hat das Siegel der Sphären zerbrochen«, murmelte Iru geschwächt. »Er hat den Schattenwesen das Tor nach Algarad geöffnet!«
    Langsam kehrte wieder Leben in seinen Körper zurück, und er konnte klarer denken. Mühsam bewegte er seine steifen Glieder. Tarik half ihm auf die Beine.
    Der Meledos lag düster schimmernd auf dem Deck, einem riesigen Blutstropfen gleich. Der Fürst von Dan nahm den Stein an sich und barg ihn wieder in dem silbernen Beutel, auf dem eine Rune schimmerte. Das rote Leuchten verschwand, und dennoch schien es, als sei es ringsum auf dem Schiff ein wenig heller geworden.
    »Der Meledos muss auf schnellstem Weg zu den Erzmagiern nach Meledin gebracht werden. Sie müssen das Siegel erneuern und die Schatten in die Grauen Sphären zurück drängen. Algarad droht höchste Gefahr, wenn das nicht geschieht!«
    »Was wird passieren, wenn wir es nicht schaffen?«, fragte Tarik besorgt.
    »Dann brauchen wir uns um die Zukunft keine Gedanken mehr zu machen – denn wir werden keine Zukunft haben.« Der Fürst von Dan richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Die Zeit drängt«, meinte er entschlossen. »Setzt wieder die Segel und haltet Kurs nach Westen, auf Gondun zu. Lasst uns versuchen, schleunigst von hier zu verschwinden!« Er winkte einen Matrosen zu sich. »Bring den Beutel in die Kapitänskajüte und verschließe ihn in einer Truhe. Es ist zu gefährlich, den Kristall bei diesem Unwetter an Deck zu verwahren. Er könnte beim nächsten Brecher allzu leicht über Bord gehen.«
    Iru sah dem Mann die Angst vor dem magischen Gegenstand deutlich an. Zögernd nahm er ihn entgegen und hastete zum Heckschott, um den Auftrag so schnell wie möglich auszuführen.
    Abermals nahm die Lethis den Kampf gegen das tobende Meer auf. Wieder legte der Sturm an Heftigkeit zu. Knatternd und ächzend fingen die Segel den fauchenden Wind ein und schoben den Rumpf in die schäumenden Wellenberge.
    Dem Fürst von Dan war klar, dass das Schiff nicht mehr lange standhalten würde. Achest beobachtete ihre Flucht. Iru suchte den Horizont im Westen nach einer Aufhellung in den Wolken ab. Tatsächlich fand er ein kleines Stück blauen Himmels, weit entfernt.
    »Steuert in diese Richtung!«, befahl er der Mannschaft. »Lasst den hellen Punkt nicht mehr aus den Augen! Er soll euer einziges Ziel sein, und wenn es das letzte ist, das ihr habt!«
    Die Matrosen sammelten ihre verbliebenen Kräfte. Tarik versuchte, überall zugleich zu sein, und bellte seine Befehle, die im Heulen des Windes kaum zu hören waren. Ächzend gehorchte die Lethis den müden Anstrengungen der Seeleute.
    Dann geschah es: Eben wollte Iru das Tau lösen, mit dem ersich an den Hauptmast gebunden hatte, da krachte ein weißer Blitz aus den tief dahinrasenden Wolken in das Schiff. Der Mast zersplitterte. Iru spürte die Wucht des Einschlags mit jeder Faser seines Körpers. Er konnte nur so weit zur Seite springen, wie das Tau es zuließ. Schon prasselte die Takelage herab und begrub ihn unter nassem, schwerem Segeltuch. Über die Reling stoben Funken, dünne blaue Blitze ringelten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher