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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller
Autoren: Aufbau
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schweigen.
    Sie folterten ihn nicht. Stattdessen stellten sie sich ihm mit Namen vor und versicherten, dass er nichts von ihnen zu befürchten habe.
    »Wir wollen nichts weiter«, sagte der Mann, »als mit Ihnen reden. Ihnen etwas erklären, ganz genau und inRuhe. Dann können Sie gehen, wenn Sie es wollen. Wir werden Sie nicht aufhalten.«
    »Das sagen Sie, Professor?«, fragte Selim. »Während Ihr Name in allen Zeitungen steht? Während die Hälfte aller Polizisten Kairos in diesem Augenblick Jagd auf Sie macht? Sie haben Ihre Frau getötet, Ihre Tochter, Ihre eigenen Eltern, zwei einheimische Kinder und sechs Männer in einer Kirche – und wenn ich mich recht erinnere, sind das längst nicht alle Morde, die man Ihnen zur Last legt. Weshalb sollte ich Ihnen glauben, wenn Sie mir erzählen, ich hätte nichts zu befürchten? Verkaufen Sie mich nicht für dumm!«
    »Ich habe Sie nicht hergebracht, um Sie von meiner Unschuld zu überzeugen. Der Grund für Ihre Entführung ist ungleich wichtiger. Sie sind unsere einzige Hoffnung, eine furchtbare Katastrophe abzuwenden. Kochen wir Kaffee. Dies wird eine lange Nacht.«
    Chalid Selim war nicht leicht zu überzeugen. Er war zu lange in Ägyptens kompromisslosen Sicherheitsdiensten tätig gewesen, unter einer Reihe von Präsidenten, und die Lügengeschichten und Verschwörungstheorien, die er in diesen vielen Jahren gehört hatte, reichten allein, um mehrere Bände zu füllen, sollte er sich je entschließen, seine Memoiren zu schreiben. Über eine Stunde lang hielt er stur an seiner Überzeugung fest, die ganze Sache wäre ein Trick, um Goodrichs Kopf aus der Schlinge zu ziehen, um seine Verbrechen einer nebulösen Gruppe islamischer Terroristen unterzuschieben.
    Das Märchen von dem Schwert war ziemlich clever, gestand er sich widerwillig ein, aber höchst unwahrscheinlich. Falls es ein Schwert gab, war es eine Fälschung, konnte nur eine Fälschung sein. Obwohl er, zugegeben, kein Experte in diesen Dingen war. Und dann stieg plötzlich aus seinem Unterbewusstsein eine lange verschüttete Erinnerung: ImLauf eines hektischen Tages irgendwann war ihm ein Bericht über ein Schwert untergekommen. Wie lange war das her? Sechs Monate? Ja, jetzt wusste er es wieder: Ein Scheich der Al-Aschar-Universität hatte nach dem Verbleib eines Schwertes geforscht, einer Reliquie, wahrscheinlich von einer Bande auf Kunstgegenstände spezialisierter Schmuggler nach Kairo gebracht, Leuten, die mit gestohlenen Antiquitäten handelten. Das Schwert hatte im Keller des Archäologischen Museums Bagdads vor sich hin gemodert und gehörte zu den mehreren Tausend Objekten, die bei der Plünderung nach der Invasion der Amerikaner 2003 von dort verschwunden waren. Der Bericht stammte aus dem für Antiquitätenschmuggel zuständigen Kommissariat und war an ihn weitergeleitet worden, weil gelegentlich Verbindungen zwischen Schmugglern und Terroristen bestanden. Er hatte ihn gelesen und vergessen. Bis jetzt.
    Von diesem Moment an hörte er aufmerksamer auf das, was man ihm erzählte. Alles wäre einfacher, überlegte er, wenn er es nur mit den drei Frauen zu tun gehabt hätte. Goodrich, in seinen Augen nach wie vor ein kaltblütiger Mörder, war das Haar in der Suppe.
    Er erinnerte sich an Dschamila Lochud, keine Frage. Auch wenn er ihr nur einige Male begegnet war, ihr Gesicht hatte er nicht vergessen. Mehr als einmal war ihm in den Sinn gekommen, sie ... Er lächelte in sich hinein und bemühte sich, die alten Gelüste zu unterdrücken, die das Wiedersehen in ihm erweckt hatte. Was ihn wirklich beschäftigte, war die Frage, warum eine Frau wie sie sich überhaupt auf ein schäbiges Unternehmen wie dieses eingelassen hatte. Ob sie Goodrichs Geliebte war? Hatte der Professor sich ihretwegen seiner Frau entledigt?
    Das aber erklärte nicht, weshalb eine Frau aus dem britischen Konsulat ihre Karriere und – gut möglich – ihr Lebenaufs Spiel setzte. Die dritte Frau, Samiha, gab ihm das größte Rätsel auf. Er erkannte ihren Akzent: Palästinensisch, unüberhörbar, aber welche Rolle spielte sie bei dem Ganzen?
    Goodrich redete von der Gruppe, die sich die Waffe verschafft hatte, von dem Bunker und der Möglichkeit, dass man ihn als Zufluchtsort vor dem Fall-out der atomaren Explosion geplant hatte.
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, wie diese Gruppe sich nennt«, sagte Selim.
    »Die Ahl al-Dschanna.«
    »Ja, das kommt mir bekannt vor. Einige unserer Informanten haben sie erwähnt. Nach meiner Meinung
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