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Das Schwert der Koenigin

Das Schwert der Koenigin

Titel: Das Schwert der Koenigin
Autoren: Duncan Lay
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großer Tisch mit etwa zwanzig Stühlen beherrschte den Saal, an dem aber nur ein einziger Mann saß. Der Mann erhob sich, sobald sie hereinkamen.
    »Lass uns allein«, befahl er dem Diener, wandte sich ihnen aber erst zu, als der Mann sich verbeugt, den Raum verlassen und die Türen hinter sich zugezogen hatte.
    Martil sah den Grafen an – denn gewiss musste er es sein, ein älterer Mann mit bereits schütterem grauem Haar und kurz geschorenem grauem Bart. Er war kostbar gekleidet, obwohl seine Weste sich an der Taille ein wenig spannte, und sein gefurchtes Gesicht zeigte Anspannung und Sorge.
    Sobald die Türen geschlossen waren, ließ der Graf sich auf ein Knie nieder.
    »Euer Majestät! Ich habe kaum gewagt, es zu glauben! Wie seid Ihr entkommen?«
    Merren trat vor, streckte die Hand aus und zog den Grafen auf die Füße.
    »Sendric, das Drachenschwert hat endlich seine Wahl getroffen, ich habe einen Streiter. Meine Flucht verdanke ich ihm und meinem Magier Barrett. Ich verdanke sie nicht Euch und den anderen Edelmännern, die mich schutzlos in meinem eigenen Palast zurückgelassen haben, außerstande, den Machenschaften Gellos Einhalt zu gebieten. Aber ich gebe Euch die Gelegenheit, Euer Verhalten wiedergutzumachen und Euch von der Schande, Eure Königin in der Zeit der Not verlassen zu haben, reinzuwaschen.«
    Martil zuckte bei dem Ausdruck auf Sendrics Gesicht zusammen.
    »Euer Majestät, ich wurde durch einen Trick dazu gebracht. Gello hat Männer ausgeschickt, meine Stadt zu übernehmen. Gewiss könnt Ihr …«, begann Sendric, aber sie fiel ihm ins Wort.
    »Ich würde gern Eure Gründe hören, aber ich fürchte, unsere Zeit ist knapp bemessen. Wir waren gezwungen, uns einiger von Gellos Männern zu erwehren. Die Truppen der Garnison könnten jederzeit ausrücken.«
    »Was? Gello hat hier inzwischen drei Kompanien Fußsoldaten stationiert, nicht wie sonst überall nur eine. Meine Leibgarde hat keine zwei Dutzend Männer, und obwohl viele der dienstälteren Milizsoldaten mir treu ergeben sind, könnte ich sie nicht bitten, gegen bewaffnete Soldaten zu kämpfen. Der Garnisonskommandeur ist ein durchaus anständiger Mann, er hat die Verwaltung der Stadt mir überlassen und sorgt nur dafür, dass es auf den Straßen weder Protest noch Aufruhr gibt, aber wenn er weiß, dass Ihr hier seid …«
    Merren unterbrach ihn abermals. »Mein lieber Sendric, wie ich Euch erklärt habe: Wir haben das Drachenschwert. Gebt uns Männer, Waffen und Geld, und wir werden zuerst das Umland, dann die Stadt auf unsere Seite bringen und Sendric als Ausgangspunkt benutzen, um das Land zurückzuerobern.«
    Sendric erbleichte bei ihren Worten.
    »Euer Majestät, Euer Vorschlag birgt erhebliche Risiken sowohl für mich als auch für meine Familie. Und ich muss fragen, wo ist meine Tochter?«
    Merren tat seine Frage mit einem Achselzucken ab. »Sie ist zurückgeblieben, sie hat geholfen, meine Flucht zu verschleiern. Also, ich habe eine Liste der Dinge, die wir brauchen …«
    Der Graf neigte den Kopf.
    »Der Herzog ist bei all seinen Fehlern kein törichter Mann. Er weiß, wie sehr ich meine Tochter liebe. Seit dem Tod meiner Frau ist sie … Majestät, er wird sie gegen mich benutzen, wenn ich Euch helfe. Ich weiß, dass er das tun wird!«
    Martil verspürte das erste Zwicken von Bestürzung. Hier waren sie, auf Gedeih und Verderb einem Mann ausgeliefert, der nicht riskieren wollte, in eine Rebellion hineingezogen zu werden.
    »Auch ich fürchte um Ranas Sicherheit«, pflichtete Merren ihm bei. »Aber ich fürchte noch viel mehr um unser Land! Eure Tochter, mein liebster Freund, hat dieses Land über ihr eigenes Wohl gestellt. Beleidigt diese Geste nicht, Sendric. Sie wusste, was sie riskierte. Wir haben das Drachenschwert. Mit ihm können wir die Männer dieser Stadt davon überzeugen, sich mit uns zu erheben. Drei Kompanien hat Gello hier, sagt Ihr? Nun, in dieser Stadt und den umliegenden Dörfern gibt es dreitausend Männer. Sobald sie wissen, dass wir das Drachenschwert haben, werden sie sich uns anschließen!«
    Das Gesicht des Grafen spiegelte seinen inneren Kampf wider. Er fing Martils Blick auf, und Martil wusste, was er dachte. Sie mochten in der Lage sein, einiges Volk auf die Straße zu bringen, aber womit würden diese Männer bewaffnet sein? Mit Mistgabeln und Küchenmessern? Selbst dreihundert ausgebildete Männer konnten ein schreckliches Gemetzel unter solchen Gegnern anrichten, bevor sie besiegt wurden. Und es gab
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