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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert
Autoren: Sergej Lukianenko
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Terminals vorfuhren. Die lärmende Menge – kaum jemand sprach Lingua, fast alle eine fürchterlich entstellte Variante des Englischen – strömte aus den Bussen. Einige Passagiere zogen niedliche zylindrische Container mit Gravitationsaufhängung hinter sich her. Darin ruhten ihre Frauen, Töchter oder Sekretärinnen, die noch nicht aus der Anabiose erwacht waren... Ich wurde mehrfach angerempelt, wofür man sich entschuldigte. Als ich jemanden mit meinem Koffer anstieß, bat ich ebenfalls um Entschuldigung.
    Es gab keinerlei Schwierigkeiten oder Anweisungen. Die Menge teilte sich in ein Dutzend kurzer Schlangen und näherte sich schnell den Kontrollstellen. Ich schloss mich einer der Gruppen an und hielt wie alle meinen Pass bereit. Der Scanner leuchtete grün auf und ich betrat die Zollabfertigung. Das war ein riesiger Saal mit Kristallleuchtern an der Decke – kleine Räume waren hier wohl nicht üblich – und zwei Dutzend Personen in dunkelgrüner Uniform. Erneut bildeten sich kurze Schlangen.
    »Waffen, Drogen, Kampfimplantate, potenziell gefährliche veränderte Lebensmittel, Gegenstände mit doppelter Verwendungsmöglichkeit?«, fragte mich lächelnd eine junge Zöllnerin.
    »Nein, nichts.«
    »Herzlich willkommen auf Neu-Kuweit!«
    Und ich trat in die Halle des Kosmodroms hinaus. Mir wurde schwindlig von den neuen Eindrücken. Hier befanden sich Tausende Menschen – ein Teil in Uniform, offensichtlich die Mitarbeiter, die restlichen vermutlich Passagiere. Diese waren grell gekleidet, aufgeregt und in Eile.
    Ich musste mich erst ein wenig beruhigen. Auf alle Fälle wollte ich etwas essen. Natürlich nicht im Restaurant, sondern in einer bescheideneren Einrichtung.
    Bis ich im Souterrain ein kleines Café fand, dessen Preise nicht gleich Entsetzen hervorriefen, hatte ich das ganze Gebäude durchstreift. Hier verkehrte hauptsächlich das einfache Personal. Man schaute mich verwundert an, aber niemand sagte etwas. Ich wählte ein Beefsteak mit Ei und ein Glas Saft, der sich zwar Apfelsaft nannte, aber aus unerfindlichen Gründen eine bläuliche Farbe hatte, und ging zu einem der Tischchen. Dort standen zwei Wachleute mit einer Waffe am Gürtel und eingeschalteten Funkgeräten, aus denen Gesprächsfetzen tönten. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie mich nicht beachteten:
    »Dort war niemand und dort konnte auch niemand sein. Den Fahrer sollte man auf Drogen überprüfen.«
    »Gibt es nicht genügend Idioten?«
    »Drei Kilometer zu Fuß über die Landebahn laufen? Und wohin ist er danach verschwunden?«
    Die Funkgeräte der Wachmänner begannen synchron zu knattern, jemand befahl irgendetwas in einer unbekannten gutturalen Sprache. Sie ließen ihre angefangenen Hamburger liegen und liefen aus dem Café. Ich erstarrte mit dem Glas in der Hand.
    Es ging um mich. Es war nicht erlaubt, die Landebahn zu betreten. Wenn ich mein Gehirn nur etwas angestrengt hätte, wäre mir das klar geworden... dort, wo ich fröhlich dahergeschritten war und mein Köfferchen schwenkte, konnte jederzeit ein Raumschiff landen.
    Es war klar, dass niemand bei der Ausführung des Landemanövers kurz vor dem Aufsetzen ein Risiko eingegangen wäre. Es hätte mich auf dem Beton breit geschmiert.
    Ich Idiot...
    Das Beefsteak wollte nicht rutschen. Trotzdem kaute ich hastig das Essen, trank den sauren Saft dazu und lief schnell aus dem Café. Vielleicht hatte mich der Wachdienst gesucht, dann aber aufgehört, weil sie den Containerfahrer für übergeschnappt hielten. Aber vielleicht kamen sie auch darauf, dass ich mich zufällig unter die Touristen aus dem zweiten Raumschiff gemischt hatte.
    Ich musste so schnell wie möglich aus dem Kosmodrom weg!
    Hier gab es sicherlich eine Art öffentlichen Personenverkehr. Busse oder Bahnen. Ich war aber dermaßen in Panik, dass ich zum Taxistand ging. Hundert grell orange Schienentaxis warteten längs der Einstiegsrampe, die kurze Warteschlange verteilte sich diszipliniert in die bereitstehenden Autos. In der Nähe war auch eine Flyer-Station, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Das war sicher zu teuer. Ich stellte mich an und schaute nach einigen Minuten in ein Taxifenster.
    Der Fahrer war hellhäutig und freundlich.
    »Ich muss in die Stadt, in ein Hotel...«, murmelte ich.
    »Steig ein!« Er sprach Lingua mit Akzent, aber, so schien mir, nicht wie die hiesigen Bewohner.
    »Wie viel wird das kosten...«
    »Steig schon ein!«
    Ich bemerkte, dass ich die Schlange aufhielt und setzte mich
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