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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte
Autoren: Steven Erikson
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im Sonnenlicht aufblitzten. Von seinem Aussichtspunkt auf der Brustwehr des Turms am Hafeneingang blickte Duiker mit mehr als nur ein bisschen Skepsis und wachsender Bestürzung auf die wilden, fremdartigen Krieger hinab.
    Neben dem Imperialen Historiker stand Mallick Rel, der Bevollmächtigte der Hohefaust; seine Haut hatte die Farbe von geöltem Leder, er roch nach Parfüm aus Aren und hatte die fleischigen, weichen Hände gefaltet und auf seinem Wanst abgelegt. Mallick Rel sah ganz und gar nicht wie der oberste Ratgeber des Kommandanten der malazanischen Armeen im Reich der Sieben Städte aus. Er war ein Jhistal-Priester Maels, des Älteren Gottes der Meere, und er war hier, um der neuen Faust der Siebten Armee das Willkommen der Hohefaust zu übermitteln – eine Geste, die genau das war, was sie zu sein schien: eine sorgfältig berechnete Beleidigung. Obwohl, wie Duiker sich im Stillen eingestehen musste, der Mann, der hier neben ihm stand, innerhalb kürzester Zeit zu einer einflussreichen Position aufgestiegen war und nun zu den Mächtigen des Imperiums zählte, die auf diesem Kontinent ihre Spielchen spielten. Unter den Soldaten kursierten Tausende von Gerüchten über den glatten Priester mit der freundlichen Stimme – oder genauer, über das, was er gegen Hohefaust Pormqual in der Hand haben mochte –, doch es waren immer nur verstohlen geflüsterte Worte, denn die Geschichte von Mallick Reis Weg an die Seite Pormquals war eine Geschichte von geheimnisvollen Unglücksfällen, die über all jene hereingebrochen waren, die ihm im Weg gewesen waren – tödliche Unglücksfälle, wohlgemerkt.
    Die politischen Verflechtungen zwischen den malazanischen Besatzern im Reich der Sieben Städte waren ebenso undurchschaubar wie gefährlich. Duiker hegte den Verdacht, dass die neue Faust kaum in der Lage sein würde, derart verschleierte Gesten der Verachtung als solche zu erkennen, schließlich entstammte der Mann einem Volk, dem die zivilisierten Feinheiten der gezähmteren Bürger des Imperiums fremd waren. Die Frage, die sich dem Historiker in diesem Zusammenhang stellte, war einzig und allein die, wie lange Coltaine vom Krähen-Clan in seiner neuen Stellung überleben würde.
    Mallick Rel schürzte die vollen Lippen und atmete langsam aus. »Ich bin erfreut über Eure Anwesenheit, Historiker«, sagte er sanft. Sein besonders in den Zischlauten hörbarer Akzent verriet seine Herkunft aus Falar. »Und natürlich auch neugierig. Ihr seid jetzt weit weg vom Hof in Aren ...« Er lächelte, ohne dabei seine grün gefärbten Zähne zu zeigen. »Eine Vorsichtsmaßnahme, die auf die Säuberungen im Kernland zurückzuführen ist?«
    Worte, die wie Wellen dahinplätschern, das formlose Gehabe des Gottes Mael und seine hinterhältige Geduld. Und das ist meine vierte Unterhaltung mit Rel. Oh, wie ich diese Kreatur verabscheue! Duiker räusperte sich. »Die Imperatrix schenkt mir kaum Beachtung, Jhistal...«
    Mallik Reis sanftes Lachen klang wie das Rasseln einer Klapperschlange. »Ein unbeachteter Historiker – oder der unachtsame Umgang mit der Geschichte? Ein Hauch von Bitterkeit auf Grund eines Ratschlags, der zurückgewiesen – oder, schlimmer noch – in den Wind geschlagen wurde. Seid beruhigt, von Untas Türmen werden keine Verbrechen abgeschossen.«
    »Es freut mich, das zu hören«, murmelte Duiker und fragte sich, woher der Priester das wissen mochte. »Ich bleibe in Hissar, weil ich Forschungen betreibe«, fuhr er nach einer kurzen Pause erklärend fort. »Es hat bereits zurzeit des Imperators Präzedenzfälle gegeben, was die Verschiffung von Gefangenen in die Otataral-Minen auf der Insel anbelangt, obwohl er dieses Schicksal gewöhnlich nur Magiern zugedacht hatte.«
    »Magiern? Oh.«
    Duiker nickte. »Eine effektive Lösung, ja, aber auch eine mit unvorhersehbaren Folgen. Die spezifischen Eigenschaften von Otataral als Magie absorbierendem Erz sind noch immer ein Geheimnis. So wie es aussieht, wurden die meisten dieser Zauberer vom Wahnsinn befallen, aber man weiß nicht, ob das an dem Erzstaub gelegen hat, dem sie ausgesetzt waren, oder daran, dass sie keinen Zugang mehr zu ihren Gewirren hatten.«
    »Sind denn bei der nächsten Ladung Sklaven-Magier dabei?«
    »Ein paar.«
    »Dann wird die Frage schon bald beantwortet werden.«
    »Das wird sie, ja«, stimmte Duiker zu.
    Der T- förmige Kai war mittlerweile ein einziger Mahlstrom aus streitlustigen Wickanern, furchtsamen Dockarbeitern und reizbaren
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