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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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eröffnet. Ihre weiteren Worte hatten jedoch keinen Zweifel mehr gelassen. Aes Sedai besitzen keine Ehre. Gebt mir nur den geringsten Grund, Euch zu misstrauen, und ich werde Euch eigenhändig züchtigen, bis Ihr nicht mehr stehen könnt. Gebt mir einen zweifachen Grund, Euch zu misstrauen, und ich werde Euch für die Geier und Ameisen pfählen. Verin sah blinzelnd zu ihr hoch und bemühte sich, aufrichtig zu wirken. Und demütig. Sie durfte nicht vergessen, demütig zu wirken. Fügsam und willfährig. Sie empfand keine Angst. Sie hatte in ihrem Leben schon härteren Blicken standgehalten, von Frauen – und Männern –, die nicht Aerons wenn auch geringe Bedenken teilten, wenn es darum ging, ihr Leben zu beenden. Aber es hatte sie erhebliche Mühe gekostet, zu dieser Befragung geschickt zu werden. Sie konnte es sich nicht leisten, diese Mühe vergeblich aufgewendet zu haben. Wenn man diesen Aiel nur mehr an den Gesichtern ablesen könnte!
    Sie wurde sich jäh der Tatsache bewusst, dass sie nicht mehr allein im Zelt waren. Zwei flachshaarige Mädchen waren mit einer schwarz gewandeten Frau eingetreten, die eine Handbreit kleiner als die beiden war und die sie halbwegs stützen mussten. Eines der Mädchen war Tialin, eine dünne Rothaarige, die hinter dem Licht Saidars grimmig dreinblickte und die schwarz gewandete Gefangene abschirmte. Das Haar der Schwester hing in schweißfeuchten Locken bis auf ihre Schultern herab, und einzelne Strähnen klebten an ihrem Gesicht, das so verschmutzt war, dass Verin sie zunächst nicht erkannte. Das andere Mädchen hatte hohe Wangenknochen, wenn auch nicht sehr hoch angesetzt, eine Nase mit einer leicht hakenförmigen Krümmung und kaum merklich schräg stehende braune Augen … Beldeine. Beldeine Nyram. Sie hatte das Mädchen in einigen Novizinnenkursen unterrichtet.
    »Dürfte ich fragen«, begann sie vorsichtig, »warum sie gebracht wurde? Ich habe nach jemand anderem geschickt.« Beldeine hatte keinen Behüter, obwohl sie eine Grüne war – sie war erst vor knapp drei Jahren zur Stola erhoben worden, und Grüne waren häufig besonders wählerisch bezüglich ihres ersten Behüters –, aber wenn sie damit begannen, wen immer sie wollten herzubringen, könnte die nächste Gefangene vielleicht zwei oder drei Behüter besitzen. Verin glaubte, heute noch zwei weitere Befragungen bewältigen zu können, aber nicht, wenn die Frauen auch nur einen Behüter hätten. Und sie bezweifelte, dass sie ihr bei irgendeiner Gefangenen eine zweite Chance gäben.
    »Katerine Alruddin ist gestern Abend entkommen«, spie Tialin fast hervor. Verin keuchte.
    »Ihr habt sie entkommen lassen?«, platzte sie, ohne nachzudenken, heraus. Ihre Müdigkeit war keine Entschuldigung, aber die Worte lösten sich von ihrer Zunge, bevor sie sich dessen bewusst wurde. »Wie konntet Ihr so töricht sein? Sie ist eine Rote und weder ein Feigling noch schwach in der Handhabung der Macht! Der Car’a’carn könnte in Gefahr sein! Warum haben wir nicht unverzüglich davon erfahren?«
    »Ihre Flucht wurde erst heute Morgen entdeckt«, grollte eine der Töchter des Speers. Ihre Augen hätten polierte Saphire sein können. »Eine Weise Frau und zwei Cor Darei wurden vergiftet, und der Gai’chain , der ihnen etwas zu trinken bringen wollte, wurde mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden.«
    Aeron sah die Tochter des Speers kalt und mit gewölbten Augenbrauen an. »Hat sie mit Euch gesprochen, Carahuin?« Plötzlich mussten beide Schwestern Beldeine stützen. Aeron sah Tialin nur an, aber die rothaarige Weise Frau senkte den Blick. Verin wurden die nächsten Aufmerksamkeiten zugedacht. »Eure Sorge um al’Thor … ehrt Euch«, sagte Aeron widerwillig. »Er wird bewacht werden. Mehr braucht Ihr nicht zu wissen.« Plötzlich wurde ihre Stimme härter. »Aber Neulinge sprechen mit Weisen Frauen nicht in diesem Ton, Verin Mathwin Aes Sedai .« Die letzten Worte klangen höhnisch.
    Verin unterdrückte ein Seufzen und verfiel in einen weiteren tiefen Hofknicks, wobei sie sich fast wünschte, sie wäre noch genauso schlank wie bei ihrer Ankunft in der Weißen Burg. Sie war wirklich nicht für all diese Verbeugungen gemacht. »Vergebt mir, Weise Frau«, sagte sie demütig. Entkommen! Die Umstände machten für sie, wenn nicht für die Aiel, alles nur allzu offensichtlich. »Die Sorge muss meinen Verstand verwirrt haben.« Schade, dass sie nicht dafür sorgen konnte, dass Katerine einen tödlichen Unfall erlitt. »Ich werde
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