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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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aufgenommen worden und machten fast im Gleichschritt Fortschritte, bestanden sogar am selben Tag die Prüfung zur Aufgenommenen. Aber Moiraine hatte die Schulbildung erhalten, die man von einer Adligen erwartete, von Geschichte bis zur Alten Sprache, die sie gut genug sprach und lesen konnte, dass man ihr den Unterricht darin erlassen hatte. Siuan, die Tochter eines tairenischen Fischers, konnte bei ihrer Ankunft kaum lesen oder die einfachsten Rechenübungen durchführen, aber sie hatte ihren Unterricht aufgesogen, wie Sand Wasser aufsaugt. Jetzt unterrichtete sie Novizinnen in der Alten Sprache. Zumindest die Anfängerklassen.
    Siuan Sanche wurde anderen Novizinnen als leuchtendes Vorbild vorgehalten. Nun ja, aber das galt für sie beide. Nur eine einzige andere Frau hatte ihre Novizinnenausbildung in nur drei Jahren abgeschlossen. Elaida a’Roihan, eine verabscheuungswürdige Frau, hatte ihre Zeit als Aufgenommene nach drei Jahren hinter sich gelassen, ebenfalls ein Rekord, und es schien zumindest möglich, dass ihnen beiden das ebenfalls gelang. Moiraine war sich ihrer Unzulänglichkeiten nur zu bewusst, aber Siuan würde eine perfekte Aes Sedai abgeben, davon war sie fest überzeugt.
    Sie öffnete den Mund, um zu flüstern, dass Geduld etwas für Steine war, aber der Wind rüttelte an den Fenstern, und ein weiterer Schwall eiskalter Luft traf sie. Sie hätte genauso gut nur ihr Unterhemd tragen können, so wenig Schutz bot ihr Gewand. Statt zu flüstern, keuchte sie laut auf.
    Tamra drehte den Kopf in Richtung Fenster, aber nicht wegen Moiraine. Plötzlich trug der Wind das Hallen ferner Signalhörner heran, und zwar Dutzender. Nein, Hunderter. Um sie hier in der Burg hören zu können, mussten es Hunderte sein. Und der Lärm hielt an, ein Signal nach dem anderen. Was auch immer der Anlass war, es musste dringend sein. Die Amyrlin schloss die vor ihr liegende Mappe mit einem Knall.
    »Geht und seht, ob es Nachrichten vom Schlachtfeld gibt, Moiraine.« Tamra sprach beinahe normal, aber in ihrer Stimme lag eine unmerkliche Spannung, eine Schärfe. »Siuan, macht Tee. Schnell, Kind.«
    Moiraine blinzelte. Die Amyrlin war besorgt. Aber es gab nur eines, was sie tun konnte.
    »Wie Ihr befehlt, Mutter«, sagten sie und Siuan gleichzeitig, verrichteten tiefe Knickse und gingen zu der Tür neben dem Kamin, die zum Vorraum führte. Die mit einem Goldrahmen verzierte silberne Teekanne stand auf einem Tablett auf einem Tisch neben der Tür, zusammen mit einer Teedose, einem Honigtopf, einem kleinen Milchkännchen und einer großen Wasserkanne – alles aus Silber. Auf einem zweiten Tablett standen Tassen aus feinem grünem Meervolk-Porzellan. Moiraine verspürte ein leises Kribbeln, als sich Siuan der Quelle öffnete und Saidar umarmte, die weibliche Hälfte der Macht; ein Leuchten umgab sie, das aber nur von einer Machtlenkerin gesehen werden konnte. Normalerweise war es verboten, Alltagsdinge mit der Macht zu erledigen, aber die Amyrlin hatte auf Eile gedrungen. Siuan bereitete bereits einen dünnen Strang Feuer vor, um das Teewasser zum Kochen zu bringen. Weder Tamra noch Gitara sagten ein Wort, um sie daran zu hindern.
    Der Vorraum zu den Gemächern der Amyrlin war nicht groß, denn er war nur für die wenigen Besucher zum Warten gedacht, bis sie angekündigt werden konnten. Delegationen besuchten die Amyrlin in einem der Audienzsäle oder in ihrem Arbeitszimmer, aber nie in ihren Privatgemächern. Da der Kamin im Wohnzimmer an der Wand lag, war das Empfangszimmer beinahe warm. Es gab nur einen mit schlichten Schnitzereien versehenen großen Stuhl, aber er war trotz seines Gewichts zu einem der vergoldeten Kandelaber geschoben worden, damit Elin Warrel, die schlanke, diensthabende Novizin, besseres Licht zum Lesen hatte. Da sie von der Wohnzimmertür abgewandt saß und auf ihr in Holzdeckel eingebundenes Buch konzentriert war, hörte sie Moiraine nicht auf dem Fransenteppich.
    Elin hätte ihre Anwesenheit lange spüren müssen, bevor sie nahe genug heran war, um dem Kind über die Schulter zu schauen. Eigentlich war sie kein Kind mehr, da sie seit sieben Jahren Novizin und mit achtzehn Jahren zur Burg gekommen war, aber eine Novizin wurde als Kind bezeichnet, egal, wie alt sie war. Was das anging, nannten die Aes Sedai auch die Aufgenommenen »Kind«. Moiraine hatte die Fähigkeit des Kindes, die Macht lenken zu können, gespürt, sobald sie ein paar Schritte in den Raum hinein gemacht hatte. Aus dieser Nähe hätte
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