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Das Pest-Gewölbe

Das Pest-Gewölbe

Titel: Das Pest-Gewölbe
Autoren: Jason Dark
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wirklich nicht, was du willst und was ich dazu sagen soll.«
    Sie nickte. »Ist schon gut.« Dann fragte sie. »Können wir trotzdem gehen?«
    »Jetzt?«
    »Ja. Sofort.«
    Greyson war überrascht. Damit hätte er nun beim besten Willen nicht gerechnet. Er schaute sich im Restaurant um, als wollte er feststellen, ob von den anderen Gästen jemand etwas bemerkt hatte, aber das war nicht der Fall.
    Die Leute waren allesamt mit sich selbst beschäftigt und natürlich mit ihren Speisen.
    »Ich weiß nicht so recht, Vivian…«
    »Doch, Ron, bitte. Ich… ich kann es hier nicht mehr aushalten. Ich muß einfach weg. Ich muß nach Hause. Unter der Haut kribbelt es, als würden sich dort zahlreiche Würmer bewegen, die zudem damit beschäftigt sind, etwas Neues zu bauen. Ich kann es dir nicht erklären, weil es mir selbst unerklärlich ist, aber es ist furchtbar und schrecklich. Das mußt du mir einfach glauben.«
    Der Mann hob die Schultern. »Na ja, wenn es wirklich so schlimm ist…«
    »Es ist schlimm, Ron.«
    »Gut, dann werde ich zahlen.« Er winkte dem Oberkellner, der sofort an den Tisch kam.
    Der Verleger flüsterte mit ihm und entschuldigte sich quasi dafür, daß sie das Restaurant schon vor der Vorspeise verlassen mußten. »Meiner Frau geht es heute nicht gut.«
    »Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes…«
    »Nein, nein, nur eine kleine Unpäßlichkeit.« Greyson drückte dem Mann einen Schein in die Hand. »Die Rechnung schicken Sie bitte wieder an mein Büro.«
    »Selbstverständlich, Mr. Greyson.«
    Das Ehepaar wurde noch bis zur Tür begleitet und mit guten Wünschen für den Heimweg versehen. Der Abend war nicht zu kalt.
    Die Schatten der Dunkelheit lagen wie blauer Samt am Himmel, und Ronald Greyson legte den Arm um seine Frau.
    »Geht es dir etwas besser an der frischen Luft?« Sie schüttelte den Kopf. »Das Brennen im Gesicht ist geblieben. Ich kann nichts tun.«
    »Denkst du an eine Allergie?« Sie hob die Schultern.
    »Wir werden morgen einen Arzt anrufen, einen Spezialisten, der sich um dein Problem kümmert.«
    »Ja, Ron, das ist gut, aber das hätte ich eigentlich schon heute machen sollen.«
    »Sollte es dann schlimmer werden, müssen wir eben zu einem Notarzt. Auch das läßt sich regeln.«
    Der Chauffeur, der ihnen die Wagentüren öffnete, wunderte sich ebenfalls über die schnelle Rückkehr, enthielt sich aber eines Kommentars und hörte, wie ihm das Ziel angegeben wurde.
    »Nach Hause, bitte.«
    »Sehr wohl, Sir…«
    Vivian Greyson hatte darauf gehofft, daß es ihr im Haus bessergehen würde, vergeblich. Das Brennen war geblieben. Sie hockte wie verloren in dem großen Wohnraum, die Hände auf die Knie gelegt und starrte ins Leere. Dabei lauschte sie den gluckernden Geräuschen, mit dem der Whisky in ein Glas floß.
    »Möchtest du auch einen Drink?« fragte ihr Mann.
    »Nein, jetzt nicht, danke.«
    Er gönnte sich einen Doppelstöckigen. Das Jackett hatte er abgelegt, die Krawatte gelockert. Mit dem Glas in der Hand ging er auf Vivian zu und blieb vor ihr stehen. »Was kann ich für dich tun?«
    Sie hob nicht mal den Kopf. »Nichts, Ron, gar nichts. Ich muß damit allein fertigwerden.«
    »Möchtest du, daß ich bei dir schlafe?«
    »Nein, das ist nicht nötig. Du hast einen harten Tag hinter dir. Du brauchst deine Ruhe.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich mache es gerne für dich, glaube es mir. Früher haben wir auch in einem Zimmer geschlafen, Vivian.«
    »Das schon, aber…« Irgendwie hilflos hob sie die Schultern.
    »Wir sind verheiratet, und wir halten zusammen.«
    »Trotzdem.«
    »Gut, Vivian. Dann erlaube mir, daß ich hin und wieder nach dir schaue. Ist das ein Kompromiß?«
    »Sicher.«
    »Wunderbar.« Er beugte sich zu ihr runter. Bevor sie ihm noch ausweichen konnte, hatte er sie auf die Wange geküßt und war schnell wieder zurückgezuckt.
    »Ist was, Ron?« Nun schaute sie hoch und stand auch auf.
    Etwas verlegen stand der Mann vor ihr. Den Arm angehoben, als hätte er über seine Lippen wischen wollen, es sich aber im letzten Moment noch überlegt. »Es war seltsam.«
    »Was denn?«
    »Deine Haut.«
    »Ach – und?«
    Er leerte sein Glas. »Erklären kann ich es dir auch nicht so direkt, Vivian, aber bei diesem Kuß hat sich deine Haut anders angefühlt als sonst.«
    »Wie denn?«
    »Das ist schwer zu sagen«, flüsterte er und dachte dabei nach. »Als wäre sie weich und gleichzeitig kalt geworden. Wie kalter Gelee. Du darfst mir nicht böse sein, aber es
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