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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Gunthers Wein.
    Da sprach der Wirt des Landes · »Alles, was uns gehört,
Verlangt ihr es in Ehren · das sei euch unverwehrt;
Wir wollen mit euch teilen · unser Gut und Blut.«
Da ward dem Degen Siegfried · ein wenig sanfter zumut.
    Da ließ man ihnen wahren · all ihr Wehrgewand:
Man suchte Herbergen · die besten, die man fand:
Siegfriedens Knappen · schuf man gut Gemach.
Man sah den Fremdling gerne · in Burgundenland hernach.
    Man bot ihm große Ehre · darauf in manchen Tagen,
Mehr zu tausend Malen · als ich euch könnte sagen;
Das hatte seine Kühnheit · verdient; das glaubt fürwahr:
Ihn sah wohl selten jemand · der ihm nicht gewogen war.
    Flissen sich der Kurzweil · die Kön'ge und ihr Lehn,
So war er stets der Beste · was man auch ließ geschehn.
Es konnt' ihm niemand folgen · so groß war seine Kraft,
Ob sie den Stein warfen · oder schossen den Schaft.
    Nach höf'scher Sitte ließen · sich auch vor den Fraun
Der Kurzweile pflegend · die kühnen Ritter schaun:
Da sah man stets den Helden · gern von Niederland;
Er hatt' auf hohe Minne · seine Sinne gewandt.
    Was man beginnen wollte · er war dazu bereit;
Er trug in seinem Sinne · eine minnigliche Maid,
Und auch nur ihn die Schöne · die er noch nie gesehn,
Und die sich doch viel Gutes · von ihm schon heimlich versehn.
    Wenn man auf dem Hofe · das Waffenspiel begann,
Ritter so wie Knappen · immer sah es an
Kriemhild aus den Fenstern · die Königstochter hehr;
Keiner andren Kurzweil · hinfort bedurfte sie mehr.
    Und wüßt' er, daß ihn sähe · die er im Herzen trug,
Davon hätt' er Kurzweil · immerdar genug.
Ersähn sie seine Augen · ich glaube sicherlich,
Keine andre Freude · hier auf Erden wünscht' er sich.
    Wenn er bei den Recken · auf dem Hofe stand,
Wie man noch Kurzweil · pflegt in allem Land,
Wie stand dann so minniglich · das Sieglindenkind,
Daß manche Frau ihm heimlich · war von Herzen hold gesinnt.
    Er gedacht' auch manchmal · »Wie soll das geschehn,
Daß ich das edle Mägdlein · mit Augen möge sehn,
Die ich von Herzen minne · wie ich schon längst getan?
Die ist mir noch gar fremde · mit Trauern denk' ich daran.«
    So oft die reichen Könige · ritten in ihr Land.
So mußten auch die Recken · mit ihnen all zur Hand.
Auch Siegfried ritt mit ihnen · das war der Frauen leid;
Er litt von ihrer Minne · auch Beschwer zu mancher Zeit.
    So wohnt' er bei den Herren · das ist alles wahr,
In König Gunthers Lande · völliglich ein Jahr,
Daß er die Minnigliche · in all der Zeit nicht sah,
Durch die ihm bald viel Liebes · und auch viel Leides geschah.

Viertes Abenteuer
Wie Siegfried mit den Sachsen stritt
    Nun nahen fremde Mären · in König Gunthers Land
Durch Boten aus der Ferne · ihnen zugesandt
Von unbekannten Recken · die ihnen trugen Haß:
Als sie die Rede hörten · gar sehr betrübte sie das.
    Die will ich euch nennen · es war Lüdeger
Aus der Sachsen Lande · ein mächtiger König hehr;
Dazu vom Dänenlande · der König Lüdegast:
Die gewannen zu dem Kriege · gar manchen herrlichen Gast.
    Ihre Boten kamen · in König Gunthers Land,
Die seine Widersacher · hatten hingesandt,
Da frug man um die Märe · die Unbekannten gleich
Und führte bald die Boten · zu Hofe vor dem König reich.
    Schön grüßte sie der König · und sprach: »Seid willkommen!
Wer euch hieher gesendet · hab ich noch nicht vernommen;
Das sollt ihr hören lassen« · sprach der König gut.
Da bangten sie gewaltig · vor des grimmen Gunther Mut.
    »Wollt ihr uns, Herr, erlauben · daß wir euch Bericht
Von unsrer Märe sagen · wir hehlen sie euch nicht.
Wir nennen euch die Herren · die uns hieher gesandt:
Lüdegast und Lüdeger · die suchen heim euer Land.
    »Ihren Zorn habt ihr verdienet · wir vernahmen das
Gar wohl, die Herren tragen · euch beide großen Haß.
Sie wollen heerfahrten · gen Worms an den Rhein;
Ihnen helfen viel der Degen · laßt euch das zur Warnung sein.
    »Binnen zwölf Wochen · muß ihre Fahrt geschehn;
Habt ihr nun guter Freunde · so laßt es bald ersehn,
Die euch befrieden helfen · die Burgen und das Land:
Hier werden sie verhauen · manchen Helm und Schildesrand.
    »Oder wollt ihr unterhandeln · so macht es offenbar;
So reitet euch so nahe · nicht gar manche Schar
Eurer starken Feinde · zu bitterm Herzeleid,
Davon verderben müssen · viel der Ritter kühn im Streit.«
    »Nun harrt eine Weile · (ich künd euch meinen Mut),
Bis ich mich recht bedachte « · sprach der König gut.
»Hab' ich
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