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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus
Autoren: Stephen Baxter
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vermag.«
    »Frag aber nicht wie«, sagte Nemoto trocken. »Es genügt, wenn ich sage, dass die Alten anscheinend in der Lage gewesen waren, ihr Werk zu betrachten, und siehe da, es war gut … mit Abstrichen.«
    »Mit Abstrichen?«
    »Wir glauben, dass wir, unfreiwillige Passagiere auf diesem Roten Mond … hmm … einen Winkel des Multiversums erforschen – dieser infiniten Menge von Universen, die die Alten erschaffen haben«, sagte Nemoto. »Erinnern Sie sich an den Big Whack. Erinnern Sie sich, dass wir viele mögliche Ergebnisse sahen, viele mögliche Erden und Monde, die von den Details des Einschlags ab-hingen.«
    »Es ist klar«, sagte Manekato, »dass es innerhalb des Multiversums ein Bündel eng verwandter Universen geben muss, die alle von diesem urzeitlichen Zusammenstoß, der die Erde prägte, und den entsprechenden Auswirkungen abgeleitet sind.«
    »Viele Erden mit genauso vielen Realitäten«, sagte Nemoto.
    »Und in ein paar dieser Realitäten«, sagte Manekato, »wurde das, was ihr als Fermi-Paradoxon bezeichnet, anders aufgelöst.«
    »Du meinst, es entstanden fremde Intelligenzen.«
    »Ja.« Nemoto rieb sich die Nase und schaute unbehaglich in den Himmel. »Aber in allen von Aliens bevölkerten Realitäten wurden die Menschen ausgelöscht – oder haben sich gar nicht erst entwickelt.
    In jeder einzelnen Zeit.«
    »Wie kommt's?«
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    Nemoto zuckte die Achseln. »Es gibt viele Möglichkeiten. Interstellare Kolonisten von uralten Kulturen überrannten die Erde, ehe das Leben überhaupt das Stadium der Einzeller erreichte. Oder die Menschheit wurde von einem Schwarm Killer-Roboter vernichtet. Was auch immer. Die Alten scheinen ein Bündel von Universen ausgewählt zu haben – die alle vom Big Whack abgeleitet sind –, in denen es außer auf der Erde kein Leben gab. Und dann haben sie diesen Mond zwischen den leeren Realitäten pendeln lassen, von einer zur andern …«
    »Das erklärt also Fermi«, sagte Emma.
    »Ja«, bestätigte Nemoto. »Wir sehen keine Aliens, weil wir in einem leeren Universum untergebracht wurden. Oder in Universen. Zu unserer Sicherheit. Damit wir uns ungestört zu entfalten vermochten.«
    »Aber wieso der Rote Mond und die Verknüpfung der Realitä-
    ten?«
    »Um Menschlichkeit auszudrücken«, sagte Manekato einfach.
    »Es gibt viele verschiedene hominide ›Ausdrucksformen‹, Emma.
    Wir vermuten, dass die Alten diese verschiedenen Ausprägungen erforschen wollten: Um evolutionäre Impulse zu vermitteln, unterschiedliche Lebensformen zu erhalten und Platz für verschiedene Arten menschlichen Bewusstseins zu schaffen.«
    Emma runzelte die Stirn. »Da kommt man sich direkt vor wie Haustiere. Wie Spielzeug.«
    Manekato knurrte; Emma fragte sich, ob das ein Lachen sein sollte. »Vielleicht. Oder vielleicht müssen wir den wahren Zweck dieser wandernden Welt erst noch erkennen.«
    »Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte Emma. »Wieso sollte diesen Überwesen von Alten die Menschlichkeit so viel bedeuten?«
    Nemoto runzelte die Stirn. »Sie haben überhaupt nichts verstanden, Emma. Sie waren wir. Sie waren unsere Nachkommen, unsere Zukunft. Homo sapiens sapiens, Emma. Und ihre Universen umspan-634
    nende Geschichte ist unsere verlorene zukünftige Geschichte. Wir erschufen das Multiversum. Wir – unsre Kinder – sind die Alten.«
    Emma war perplex. Irgendwie war es schwerer zu glauben und zu akzeptieren, dass diese Wesen, die der Natur nachhaltig ins Handwerk gepfuscht hatten, keine gottgleichen, phantastischen Aliens gewesen waren, sondern die Nachkommen von Menschen wie du und ich. Welche Hybris, sagte sie sich.
    »Das war der Sinn und Zweck des Roten Monds«, sagte Nemoto.
    »Doch nun versagt die Maschinerie.«
    »Wirklich?«
    »Es liegt an den plötzlichen, häufigen und unregelmäßigen Sprüngen. An den Instabilitäten, die durch die Gezeiten und den Vulkanismus verursacht werden. Das war aber nicht so geplant.«
    Emma wandte sich wieder Manekato zu. »Ich will mal ein Fazit ziehen. Der Rote Mond ist der Antrieb der menschlichen Evolution gewesen. Und nun fällt er aus. Was geschieht nun als nächstes?«
    »Wir sind auf uns allein gestellt«, sagte Nemoto. Sie hob die schmalen Hände, drehte die Handflächen nach vorn und spreizte die Finger. »Unser evolutionäres Schicksal in Hominiden-Händen.
    Macht Ihnen das Angst?«
    »Es macht mir Angst«, sagte Manekato leise.
    Für einen Moment saßen sie stumm da. Emma spürte die feuchte Brise und hörte das tiefe Atmen
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