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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Segelschiffe. Im Mondschein sahen die weißen Schiffskörper aus, als schwebten sie über dem funkelnden Wasser. »Hast du darüber nachgedacht?«
    »Worüber?«
    »Daß ich keinen Geisterpolizisten heirate.«
    »Jeanette …«
    »Ich meine es ernst damit, Jean. Ich will nicht in ständiger Angst leben.«
    »Das brauchst du auch nicht.«
    »Du hörst nach diesem Fall auf?« Es war wie ein Aufschrei.
    »Ich muß!« Aubin gab mehr Gas. Das schnelle Boot schoß vorwärts. »In unserem ›Verein‹ dürfen nur Unverheiratete sein – eben wegen der Angst der Frauen! Und weil auch wir zuviel an unsere Frauen denken könnten. Darunter leidet der Dienst. Es ist wie bei den Priestern: Solange wir dabei sind, leben wir im Zölibat.«
    »Und du liebst mich so, daß du alles aufgeben kannst?«
    »Verflucht, ja! Und jetzt halt den Mund, sonst stoppe ich das Boot und lege dich auf die Planken. Noch bin ich im Dienst! Und denk daran: Marie Lupuse könnte sich wehren wie eine Wildkatze.«
    »Soll sie.« Jeanette beugte sich zur Seite und küßte Aubin in den Nacken. »Es wird mir ein Vergnügen sein, sie durch die Luft zu werfen.«
    Marie hatte sich für die Nacht schon umgezogen; sie trug nichts außer ein paar Tropfen Frangipani-Parfüm, das man auf Tahiti herstellte. Es war ein Duft, der selbst träge Männer zu Höchstleistungen anspornte. Bataille saß noch in seiner Funkkabine und versuchte wütend, André Casarette in der Wildnis am Mont Pelée zu erreichen. Er wollte ihm mitteilen, daß er nun das Geld beisammen habe, um die gesamte Rubinkollektion zu übernehmen. Das Geschäft konnte morgen besiegelt werden. Aber Casarette ließ nichts von sich hören. Bataille verstand das nicht; es war die sicherste Zeit für ein Funkgespräch.
    Immer wieder versuchte Bataille, Casarette zu rufen. Auf den Gedanken, daß etwas geschehen sein könnte, kam er nicht. Der Kerl ist sicherlich in Morne-Rouge und liegt auf einer Kreolin, dachte er wütend. Dabei brennt es jetzt. Morgen nacht will ich auslaufen, hinüber nach Barbados und darauf weiter nach St. Vincent. Dann kommen noch Tobago und Trinidad – und dann die große Freiheit! Das weite, unbeschwerte Leben. Von Caracas werde ich nach San Francisco fliegen und dort die Rubine absetzen, die Carina II werde ich in Caracas verkaufen, und wenn Marie und ich dann irgendwo auf dieser schönen Welt wieder auftauchen, wird nichts mehr an Roger Bataille erinnern.
    Er schrak auf, weil es an der Bordwand kratzte, so, als schabe ein Boot entlang.
    »Idioten!« sagte er laut. »Ich bin nun wirklich deutlich zu sehen! Was heute alles auf dem Wasser herumfahren darf!«
    Er stellte das Funkgerät ab und stieg hinauf an Deck. Völlig verblüfft sah er, wie Aubin gerade über die Badeleiter an Bord kletterte, sich zurückbeugte und Jeanette nach sich zog.
    »Ist das eine Überraschung!« rief Bataille erfreut. Er meinte es ehrlich. »Wollen Sie ein Mondscheinbild malen, Aubin, oder hatten Sie einfach nur Langeweile?«
    »Nichts von beiden, Roger.« Nun war auch Jeanette an Bord, gab Bataille die Hand, vermied es aber, ihm wie bisher einen Wangenkuß zu geben. Bataille fiel das nicht auf, er war wirklich erfreut über diesen Besuch. »Mir kam nur der Gedanke: Sieh doch mal, was der liebe Roger so macht. Und da wir gerade unterwegs waren, zurück von Trois-Ilets, habe ich einfach bei Ihnen angelegt.«
    »Eine glänzende Idee.«
    »Wo ist Marie?« fragte Jeanette.
    »Unter Deck. Schon in nächtlicher Bereitschaft.« Bataille lachte vieldeutig. »Sie wird sich weniger über den Überfall freuen. Gehen Sie nur hinunter, Jeanette.«
    »Soll ich?« fragte Jeanette und sah Aubin groß an. Jean nickte.
    »Begrüße sie recht lieb, mein Schatz!«
    Er wartete, bis Jeanette unter Deck war, und reckte sich dann, als habe er ziemlich verkrümmt geschlafen und erwache jetzt.
    Bataille hatte die Lampen auf dem Achterdecks angezündet und klappte gerade die Bordbar aus dem Wandschrank.
    »Was schmeckt Ihnen jetzt, Jean? Whisky, Rum, Wodka mit Orangensaft, oder soll ich Ihnen einen Cocktail mixen, so scharf wie eine Kreolin bei Vollmond?«
    »Nichts! Danke.«
    »Nichts?« Bataille schüttelte den Kopf. »Sind Sie krank, Jean?«
    Unter Deck hörte man laute Frauenstimmen. Dann gab es einen dumpfen Laut. »Jetzt ist Marie umgefallen!« sagte Bataille gemütlich. »Unsere Damen mögen sich nicht.«
    »Ist das nicht verständlich?«
    »Um so besser verstehen wir uns!« Bataille hob ein langes Glas hoch. »Keinen
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