Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Maedchen am Klavier

Das Maedchen am Klavier

Titel: Das Maedchen am Klavier
Autoren: Rosemarie Marschner
Vom Netzwerk:
er würde dann vor dem Publikum stehen und die Liebe spüren, die ihm entgegenströmte. Eine vergängliche Liebe und ein Minutenglück, das hatte Clara längst gelernt und auch er würde es lernen müssen. Aber eben doch eine Liebe, die für eine kurze Zeit so glücklich machte, dass man die Arme ausbreitete und das Paradies atmete.
    Sie brauchte ihn jetzt nicht zu überzeugen, dachte sie. Er würde sie von selbst verstehen, wenn erst seine eigenen Werke von den besten Musikern in prächtigen Sälen aufgeführt wurden. Auch wenn er es sich jetzt noch nicht eingestand, war er doch längst bereit für ein solches Leben.
    »Nur noch sechs Wochen!«, sagte Robert Schumann leise. »Danach wird unser Leben nur noch einfach sein und schön. Wir werden unendlich glücklich sein, mein Clärchen, das verspreche ich dir.«
    Noch nie hatte ihn Clara so froh gesehen. Das war nicht mehr der unsichere Student, der im Zimmer seines Freundes blass und erschöpft auf eine junge Frau blickte, die ihm Unglück gebracht hatte, und der verzweifelt um die Zuneigung eines Mannes kämpfte, der ihn nur verachtete und demütigte. Viel mehr glich er jetzt dem heiteren, freundlichen Hausgenossen, der Friedrich Wiecks Kindern Märchen erzählt hatte und bewundernd und mit leisem Neid dem Wundermädchen Clara zuhörte, dessenkindliche Finger so viel beweglicher und ausdrucksfähiger waren als die seinen.
    Clara streichelte seine Wange. »Ja, wir werden glücklich sein«, wiederholte sie seine Worte. »Ganz bestimmt!« Und während sie ihm zulächelte, hoffte sie, er möge recht behalten.

Nachwort
    Die schwierige Ehe von Robert und Clara Schumann währte sechzehn Jahre. Ihr entsprangen acht Kinder, die »kleinen Schumännchen«, um die sich ihr Vater liebevoll kümmerte, wenn Clara auf ihren Konzertreisen unterwegs war.
    Am 29. Juli 1856 starb Robert Schumann mit 46 Jahren nach einem zweijährigen Martyrium in geistiger Umnachtung. Er hinterließ ein musikalisches Werk, das ihn unsterblich machte.
    Marianne Bargiels Lebensumstände besserten sich nach dem Tod ihres Mannes (1842). Wohlhabende Musikfreunde unterstützten sie und stellten ihr ein Haus im Grünen zur Verfügung, wo sie bis zu ihrem Tod Musikunterricht erteilte und kleine Konzerte gab.
    Friedrich Wieck versuchte, sein musikpädagogisches Talent zu beweisen, indem er weitere Wunderkinder ausbildete. Er musste jedoch erkennen, dass der Erfolg seiner Tochter Clara vor allem auf deren angeborener Begabung beruhte.
    Vater und Tochter versöhnten sich, nachdem Robert Schumanns Kompositionen weithin Anerkennung gefunden hatten. Trotzdem konnten Friedrich Wieck und Clara einander nie mehr wirklich vertrauen.
    Als Friedrich Wieck 1873 im hohen Alter von 88 Jahren starb, zog sich Clara mehrere Tage aus der Öffentlichkeit zurück. Danach sagte sie, Friedrich Wieck sei ihr in ihrer Kindheit und Jugend zugleich Vater und Mutter gewesen. Kein anderer Mensch habe ihr je so nahegestanden wie er.
    Clara Schumann, geborene Wieck starb nach einem erfüllten Leben am 20. Mai 1896 im Alter von 76 Jahren. Sie ist bis heute unvergessen.

Informationen zum Buch
    Seinen »kleinen Russen, dem nichts zu schwer ist« nennt Friedrich Wieck seine Tochter Clara, das Wunderkind, das ihm seinen eigenen
     Lebenstraum erfüllen soll: am Klavier die Welt zu erobern. Von Stadt zu Stadt zieht er mit ihr. Immer größer werden Claras Erfolge. Schon mit zwölf
     gewinnt sie das verwöhnte Pariser Publikum für sich. Damit tritt sie in Konkurrenz zu den bewunderten Pianisten ihrer Zeit: Liszt, Chopin, Mendelssohn
     ... Doch der Ausbruch der Cholera unterbricht ihren Siegeszug. Eines Tages taucht ein junger Mann als Musikschüler im Haus ihres Vaters auf: Robert
     Schumann, charmant und rebellisch, hochbegabt und hungrig nach Erfolg. Er gewinnt Claras Zuneigung. Am Klavier und mit ihren Kompositionen treten die
     beiden in Wettstreit und inspirieren einander. Noch ahnen sie nicht, dass man sie einmal das berühmteste Liebespaar ihres Jahrhunderts nennen wird. Aber
     Friedrich Wieck wehrt sich mit allen Mitteln gegen diese Verbindung, die seiner erfolgreichen Tochter nur Unglück bringen kann ...

Informationen zur Autorin
    Rosemarie Marschner, geboren in Wels/Oberösterreich, lebt seit 1973 in Düsseldorf, wo sie als freie Journalistin und
     Schriftstellerin arbeitet. Seit 1988 hat sie mehrere Romane veröffentlicht, darunter ›Das Bücherzimmer‹ ( dtv 21099), das von Lesern und Kritikern gleichermaßen begeistert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher