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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Autoren: Di Morrissey
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gehofft, dass du vorbeikommst.«
    »Aus einem bestimmten Grund?« Julie hörte am Ton ihrer Mutter, dass es Neuigkeiten gab. »Hast du etwas von Adam und Heather gehört?« Denn Caroline hoffte, dass ihr in Südaustralien verheirateter Sohn endlich verkünden würde, dass ein Baby unterwegs war.
    »Ja. Aber nichts Weltbewegendes. Sie haben ein paar wunderbar erhaltene alte Balken aufgetrieben, die sie bei ihrer Renovierung gut gebrauchen können.«
    Julie schmunzelte in sich hinein. Für ihre Mutter war es vielleicht nichts Besonderes, aber sie ahnte, wie sich Adam gefreut hatte, einen solchen Schatz für das Lehmziegelhaus zu entdecken, das er und Heather in den Adelaide Hills herrichteten. »Und gibt’s was Neues bei dir?«
    »Ich erzähl’s dir gleich. Gieß uns doch bitte einen Schluck zu trinken ein. Und wie geht’s in der Arbeit«, fragte Caroline.
    »Immer dasselbe. Hektik. Neue Firmen auf dem Markt zu plazieren ist hartes Brot.«
    »Na ja, genau dafür wird ein Marketing Consultant wohl bezahlt. Für seine guten Ratschläge.« Die Mutter wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab und ging vor ins Wohnzimmer. Julie folgte ihr mit zwei Gläsern kühlem Weißwein.
    Caroline schaltete den Fernsehapparat aus und setzte sich aufs Sofa. »Gleich bring ich das Essen. Nur Käsemakkaroni und ein bisschen Salat. Aber lies zuerst das.« Sie reichte Julie einen Brief, der auf dem Couchtisch gelegen hatte.
    Julie stellte ihr Glas hin. »Kennst du den Absender?«
    »Nein. Aber es ist ein interessantes Schreiben.«
    Julie überflog den Briefkopf. Ein Dr. David Cooper von einer Universität in Queensland hatte geschrieben. Neugierig fing sie zu lesen an:

Liebe Mrs. Reagan,
Ich hoffe, Sie stören sich nicht daran, dass ich Ihnen schreibe. Ich bin außerordentlicher Professor für Anthropologie und befasse mich zurzeit mit den Iban in Borneo, wobei mein besonderes Interesse den veränderten Methoden des Ackerbaus und dem Wandel der Sozialstruktur und des Lebensstils nach dem Verlust ihres Lebensraums und der Umsiedlung aus Sarawak gilt, wo sie früher am Fluss und im Dschungel gelebt haben. Bei meinen Forschungen in Malaysia bin ich auf ein dünnes Buch von Bette Oldham gestoßen, Mein Leben bei den Kopfjägern von Borneo. Es ist in den Siebzigern erschienen, und sie schildert darin, wie sie eine Zeitlang bei einem Iban-Stamm in Sarawak gelebt hat.
Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, war Bette Oldham Ihre Tante. Natürlich bin ich sehr daran interessiert, mehr über sie und ihre Arbeit zu erfahren. Falls Sie mir dabei helfen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Bitte setzen Sie sich doch unter oben genannter Adresse, E-Mail oder Telefonnummer mit mir in Verbindung.
 
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. David Cooper

    »Guter Gott!«, rief Julie aus. »Ist das die Tante Bette, über die Gran immer die Nase gerümpft hat? Hast du gewusst, dass sie in Borneo bei den Kopfjägern war? Das klingt ja total spannend.«
    »Mutter hat immer erzählt, ihre Schwester wäre nicht zu bändigen gewesen und hätte Schande über die Familie gebracht«, antwortete Caroline. »Aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie eigentlich getan hat.«
    »Gran hat es nie erwähnt?«
    »Bis zu dem Brief habe ich nichts davon geahnt.«
    »Erinnerst du dich an Tante Bette?«
    »Vage. Aus der Zeit, als ich noch ganz klein war und in Malaysia lebte. Bevor Mutter wieder hierherzog.«
    »Na ja, Gran hat von ihr immer nur als ›meine grässliche Schwester‹ oder ›dieses schreckliche Weib‹ gesprochen, wenn sie sie überhaupt mal erwähnt hat«, überlegte Julie. »Sie scheint sie nicht besonders gemocht zu haben.«
    »Kann man nicht behaupten, nein. Komisch, dass jetzt dieser David Cooper das Thema Tante Bette aufbringt. Um ehrlich zu sein, denke ich nicht oft an meine Familie in Malaya. Beziehungsweise Malaysia, wie es jetzt heißt«, meinte Caroline.
    »Kein Wunder. Wir sind viel zu sehr mit unserem Alltagskram beschäftigt, oder?«, erwiderte Julie. »Wirst du dich bei ihm melden?«
    »Nein. Was könnte ich ihm schon erzählen? Ich erinnere mich kaum an sie. Und Mutter konnte sie auf den Tod nicht ausstehen, sie brachte es ja kaum über sich, auch nur ihren Namen zu erwähnen.«
    »Ich wüsste gern, wie dieser David Cooper auf uns gekommen ist.« Julie faltete den Brief zusammen und steckte ihn in ihre Tasche. »Aber können wir jetzt essen? Ich sterbe vor Hunger.«

    Es dauerte ein paar Tage, bis sie sich die Zeit nahm, David Coopers
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