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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen
Autoren: Stella Blomkvist
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wagst es, mich
     anzufassen?«
    Er lässt mich
     augenblicklich los.
    »Ich habe dir nichts
     getan«, sagt er, »Páll kann das bezeugen.«
    »Überhaupt nichts«,
     wiederholt Páll schnell, »ich habe gesehen, dass er dich
     überhaupt nicht berührt hat.«
    Ich gucke die beiden
     abwechselnd an.
    »Was seid ihr bloß
     für erbärmliche Hosenscheißer. Geht ihr auch zusammen aufs
     Klo?«
    Baldvin knallt die Tür
     hinter mir zu.
    Oder war es Páll?
    Bevor ich mich hinlege, nehme
     ich eine heiße Dusche. Spachtele den duftenden Seifenschaum über
     meine empfindlichen Brüste, die in den letzten Wochen praller
     geworden sind. Und meinen Kugelbauch, der schon seit langem mein Leben
     lenkt, ohne dass ich daran etwas ändern kann.    
    Ich kann schlecht
     einschlafen. Wie schon so oft, seit ich    
    aufgehört habe, abends
     mein liebliches Feuerwasser zu genießen. 
    Ich habe aus Angst, dass
     Jackie Daniel's schlechte Auswirkungen auf den Fötus hat, aufgehört,
     starken Alkohol zu trinken. Nachdem ich mir von den Hebammen bei den
     Vorsorgeuntersuchungen Horrorstorys über Hirnschäden und körperliche
     Behinderungen anhören musste, die angeblich durch Alkoholgenuss der Mütter
     entstehen. Wahrscheinlich leeres Gequatsche. Oder verdrehte Übertreibungen.
    Trotzdem ist Vorsicht die
     Mutter der Porzellankiste. Hinterher lässt sich nichts mehr ändern.
    Ich wälze mich nackt
     unter der Bettdecke. Schließe die Augen. Versuche, meinen Geist von
     den unangenehmen Störungen des Tages zu leeren. Die hässlichen
     Seiten des Lebens wegzuschieben.
    Schließlich muss ich
     wieder einmal an Ludmillas letzten Tag bei mir denken. Dabei tasten sich
     meine Finger beinahe unwillkürlich die Hüfte hinunter. Zwischen
     die Oberschenkel. Auf der Suche nach den süßen Stunden der
     Vergangenheit.
    »Erinnerungen sind das
     Kaminfeuer des Alleinstehenden.«
    Sagt Mama.

 
    4. KAPITEL
    Donnerstag
    Die Schwarzjacke sieht ja
     verdammt gut aus.
    Aber weiß es selbst
     viel zu genau.
    Sexy Knabe in enger
     blauschwarzer Uniform. Schulterbreit und bepackt mit Muskeln à la
     Hantelguru. Sonnenbank-gebräuntes Gesicht. Mit dunklem, dickem Haar
     und großen, schneeweißen Zähnen, die er mir ungefragt
     jederzeit zeigt.
    Haraldur ist auch ein
     verdammter Macho.
    Jedenfalls ist er der
     Meinung, dass es keinen Grund gibt, warum die Reykjaviker Polizei eine
     einstweilige Verfügung gegen Baldvin erwirken sollte, mit der ihm
     verboten wird, sich in einem bestimmten Umkreis seiner Frau aufzuhalten.
     Trotz der gewaltsamen Übergriffe. Und der sich wiederholenden
     Randale-Attacken vor dem Gebäude des Frauenhauses am Hlemmur.
    Baldvin hat bereits zwei
     missglückte Versuche hinter sich, zu Sigurjóna und den Kindern
     hineinzukommen. Erst gestern Abend noch, als er fortwährend die
     Eingangstür bearbeitete, bis Fanney die Schwarzjacken von gegenüber
     rief, um ihn entfernen zu lassen.
    Haraldur hat das Protokoll
     des Vorfalls auf dem Bildschirm seines Laptops. Sowohl Fanney als auch
     Baldvin berichten den Tathergang. Jeder aus seiner Perspektive.
    Ich habe ihm bereits eine
     Kopie von Sigurjónas Aussage zukommen lassen, in
     der sie die tätlichen Übergriffe des Wochenendes beschreibt. Und
     die Fotos von den Verletzungen, die ihr der Ehemann zugefügt hat.
    Trotzdem lässt sich
     Haraldur kaum beeinflussen.
    »Können sie die
     Sache nicht unter sich ausmachen, ohne dass wir uns einmischen müssen?«,
     fragt er und legt die Fotos auf den Tisch. »Baldvin ist doch nicht
     dumm.«
    »Kennst du ihn?«
    »Nein, nicht direkt,
     aber er kommt aus einer guten Familie. War das nicht einfach nur ein
     Ausrutscher im Rausch?«
    Ich betrachte die
     Schwarzjacke verwundert.
    »Du weißt doch
     sicher, dass Baldvin der Sohn von Sigurlinni in der Landeszentralbank ist«,
     fährt er fort. »Der Bankdirektor wird das doch wohl zwischen
     den beiden ausbügeln können. Er hat in seinem Leben schon öfter
     solche Sachen gedeichselt.«
    Natürlich bin ich über
     Baldvins Abstammung im Bilde. Sein Vater war jahrelang ein einflussreicher
     Abgeordneter und Minister, der vor drei Jahren beschloss, sich auf Kosten
     der Steuerzahler einen lauen Lenz zu machen und sich auf einem der höchstdotierten
     Posten des Landes gemütlich einrichtete. Wurde Bankdirektor der
     Landeszentralbank. Die die Parteien des Landes schon seit langem als
     Altenheim für ausrangierte und ausgebrannte Minister missbrauchen.
    »Meinst du etwa, man
    
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