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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen
Autoren: Stella Blomkvist
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abgelegt.«
    »Dann brauche ich von
     dir eine Vollmacht, damit ich zu dir fahren und das Notwendigste für
     dich holen darf. Ich kann bei der Gelegenheit auch mit Baldvin darüber
     sprechen, dass er sich erst einmal eine andere Wohnung sucht.«
    »Darauf wird er sicher
     nicht eingehen.«
    »Darum kümmere ich
     mich. Du möchtest die Trennung von Tisch und Bett, nicht wahr?«
    »Ich kann mit ihm nach
     dieser Sache nicht mehr zusammen wohnen«, antwortet Sigurjöna.
     »Das ist völlig undenkbar.«
    »Bis eine formelle
     Scheidung durch ist, dauert es natürlich seine Zeit, aber ich werde
     das Verfahren für dich in Gang setzen.«
    Als wir die Formalien
     erledigt haben, reiche ich ihr meine Visitenkarte:
    »Du kannst mich
     jederzeit anrufen.«
    Ich knöpfe mir meinen
     warmen hellen Pelzmantel bis unters Kinn zu, bevor ich mich in den beißenden
     Frost hinauswage, der die Hauptstadtbewohner seit Wochen plagt.
    Auf dem Weg nach draußen,
     zu meinem schicken silbernen Zweisitzer, bin ich wieder einmal froh über
     den glücklichen Zufall, gegen jegliche Eheneigungen völlig immun
     zu sein.
    »Meistens heiratet der
     Selbstbetrug die Wunschvorstellung.«
    Sagt Mama.

 
    2. KAPITEL
    Ich brauche für alles
     viel länger.
    Sogar die einfachsten Sachen
     kosten mich mehr Zeit und Aufwand als früher. Auch die mir so geläufige
     Tätigkeit, mich in meinem Silberpfeil hinters Steuer zu setzen.
    Mein Bauch hat mich in den
     letzten Monaten wahnsinnig genervt.
    Besonders wenn ich mal
     schnell etwas erledigen möchte. Wie ich es normalerweise getan habe.
     Bevor sich mein Körper so aufgeblasen und sich einen steifen
     Zeitlupengang angewöhnt hat.        
    Aber mein Genervt-Sein geht
     immer vorbei.
    Letztendlich.
    In meinem roten Reihenhaus
     ist alles für die Ankunft des neuen Erdenbürgers vorbereitet.
     Ich habe schon das Gästezimmer im ersten Stock in ein Kinderzimmer
     verwandelt. Ein Babybett gekauft. Und einen riesigen Berg Wegwerfwindeln,
     um das Kleine zu wickeln. Wenn er oder sie auf die Welt kommt.
    Ich weiß noch nicht, ob
     es ein Junge oder ein Mädchen wird.
    Will es nicht wissen. Nicht
     vorher.
    Gegen sechs fahre ich in
     meinem schnuckeligen Benz auf dem Parkplatz vor dem Reihenhaus vor. Ich
     parke ihn neben dem weißen Toyota.
    Lisa Björk hält
     immer noch die Stellung. Sie ist nicht nur schlau und fleißig,
     sondern auch außerordentlich ehrgeizig. Sie hat letztes Jahr ihr
     juristisches Examen an der Universität Islands abgelegt. Und hat
     bereits ihre Zulassung, darf Fälle vor dem Bezirksgericht vertreten.
    Ich habe sie eingestellt,
     damit sie sich um die alltägliche Leitung des Büros kümmert.
     Um all den gewöhnlichen Papierkram, für den ich keine
     angemessene Zeit mehr habe. Und damit sie mir bei Verfahren in der ersten
     Instanz hilft.
    Sie ist klein. Reicht mir
     kaum bis zur Schulter. Mit dunklen Haaren, die ihre Wangen mit Wellen
     einrahmen. Tiefe, große Augen. Dicke Lippen. Eine kleine süße
     Nase.
    Eigentlich sieht sie richtig
     zum Knuddeln aus.
    Aber guckt immer
     konzentriert. Entschlossen, alles richtig zu machen. Innerhalb kürzester
     Zeit so weit wie möglich zu kommen.
    Meine Anwaltskanzlei hat sich
     im Erdgeschoss meines Reihenhauses ausgebreitet. Wie eine Kletterpflanze,
     die wächst und wächst. Sie nimmt schon sämtliche
     Quadratmeter der Etage ein. Auch die eingebaute Garage, die ich in ein
     Beratungszimmer und ein Archiv habe umbauen lassen.
    Ich setze mich in meinen
     schwarzen Chefsessel. Lehne mich weit zurück, um einen Versuch zu
     unternehmen, die schlimmsten Schmerzen aus dem Rücken zu vertreiben.
     Und meinen müden Sprunggelenken.
    Warum muss eine
     Schwangerschaft so eine verdammte Plackerei sein?
    Lisa Björk klopft an.
     Kommt herein. Schließt die Tür hinter sich.
    »Da steht ein älterer
     Mann vorne«, sagt sie. »Er will unbedingt mit dir persönlich
     sprechen.«
    »Was weißt du
     über ihn?«
    »Er sagt, er ist der
     Gemeindepfarrer in Seltjarnarnes.«
    »Pfarrer David?«
    »So hat er sich
     vorgestellt. Kennst du ihn?«
    »Nicht direkt. Was will
     er?« 
    »Soweit ich verstanden
     habe, versucht die Mehrheit des Pfarrgemeinderates, ihn aus seinem Amt zu
     vergraulen.«
    »Warum?«
    »Er behauptet, dass
     gegen ihn eine niederträchtige Verschwörung läuft.«
    »Aha!«
    Ich stehe auf. Folge Lisa Björk
     nach vorne ins Beratungszimmer.
    Der Gemeindepfarrer wartet im
     hellbraunen Sofa. Seine Ungeduld scheint aus
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