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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Restaurantfach an der Sogn-Schule beendet. Außerdem war ich längere Zeit in Lateinamerika. Neun Wochen, genauer gesagt. Brede Ziegler kannte mich vom Hörensagen und wollte mich im Entré haben. Und ich war natürlich total scharf auf den Job. Hat mich wohl auch ziemlich happy gemacht, daß so ein Typ schon von mir gehört hatte. Die Bezahlung ist sauschlecht, aber das ist sie überall, solange man noch keinen großen Namen hat.
    PROTOKOLLANTIN:
    Wie … wie gefällt Ihnen die Arbeit?
    ZEUGE:
    Ich habe die ganze Zeit mehr oder weniger ohne Unterbrechung gearbeitet. Hab zum Beispiel keinen Sommerurlaub genommen. Eigentlich habe ich montags und an jedem zweiten Mittwoch frei – eigentlich. Aber Scheiße, ich find die Arbeit toll. Das Entré hat im Moment die spannendste Küche in der Stadt. Nur weil … ich meine (undeutlich). Ich muß ja eigentlich nur Befehle ausführen, aber trotzdem lerne ich verdammt viel. Der Küchenchef geizt auch nicht mit Lob, wenn Extraarbeit anfällt. Und das ist eigentlich dauernd der Fall. Außerdem ist Brede sich nicht zu schade, selbst mit anzufassen. Er kocht auch selbst, jedenfalls so fünf- oder sechsmal bisher. Das ist verdammt Klasse, wenn man bedenkt, was er sonst noch alles um die Ohren hat. Ich meine, Scheiße, dem gehört doch der ganze Laden. Größtenteils jedenfalls. Das glaube ich wenigstens. Ich habe gehört, daß ihm auch sonst noch einiges gehört, aber darüber weiß ich nichts.
    PROTOKOLLANTIN:
    Nicht daß ich prüde wäre, aber Sie sollten nicht soviel fluchen. Die Vernehmung kommt wortwörtlich ins Protokoll, und diese Unflätigkeiten sehen geschrieben nicht gerade gut aus.
    ZEUGE:
    Ach ja. Tut mir leid. Sorry. Werd mich zusammenreißen.
    PROTOKOLLANTIN:
    Haben Sie Brede Ziegler gut gekannt?
    ZEUGE:
    Gut … gut? Der war mein Chef. Klar hab ich mit ihm geredet, bei der Arbeit, mein ich. Aber was heißt schon kennen … (lange Pause). Er war doch älter als ich. Viel älter. Befreundet waren wir also nicht. Das kann ich nicht behaupten. Wir sind nicht zusammen in die Kneipe oder zum Fußball gegangen. (Lacht). Nein. Das nicht.
    PROTOKOLLANTIN:
    Wissen Sie, mit wem der Verstorbene befreundet war?
    ZEUGE:
    Mit allen. You name ’em. (Lautes Lachen). Bei Brede hat’s von Promis nur so gewimmelt. Die haben ja geradezu an ihm geklebt. Es war so was … natürlich war ich ziemlich geschockt, als ich von dem Mord hörte. Aber Brede war auch ziemlich umstritten. In der Szene, meine ich. Er war so verdammt … so verflucht erfolgreich. (kurzes Lachen) Verzeihung. Soll ja nicht fluchen. (Pause). Brede war der Allerbeste, wissen Sie. Das haben ihm bestimmt viele nicht gegönnt. Was er anfaßte, wurde zu Gold, so war das. Und es gibt nun mal viele kleinliche Leute. In unserer Branche blüht der Neid. Mehr als anderswo, glaube ich. So kommt es mir jedenfalls vor.
    PROTOKOLLANTIN:
    Verstehe ich das richtig, … Sie haben Brede Ziegler bewundert? Ein bißchen so wie einen Filmstar?
    ZEUGE:
    (kurzes Lachen, Husten) Ich habe mit elf Jahren in einer Illustrierten einen Artikel über Brede Ziegler gelesen. Und von da an war er mein Held. Ich will unbedingt so werden, wie er war. Tüchtig und großzügig. Ich habe zum Beispiel gehört, daß er zu Weihnachten allen ein Masahiro-Messer schenken wollte. Mit Namen und so. Eingraviert, mein ich. Vielleicht war das nur ein Gerücht, aber ich hab es gehört. Und es würde zu Brede passen. (lange Pause, Papiergeraschel) Er hat sich immer an Namen erinnert. Selbst mit den Spülhilfen hat er geredet wie mit guten Bekannten. Ich würde sagen, daß Brede Ziegler große Menschenkenntnis besaß. Und der beste Koch in ganz Norwegen war. Auf jeden Fall, wenn sie mich fragen.
    PROTOKOLLANTIN:
    Haben Sie die Frau des Verstorbenen gekannt?
    ZEUGE:
    Ich bin ihr nur einmal begegnet. Glaube ich. Sie heißt Vilde oder Vibeke oder so. Viel jünger als Brede. Hübsch. Vor zwei Monaten hat sie ihn einmal abgeholt. Hat keinen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen. Keine Ahnung, ob sie häufiger im Entré ist, ich stehe doch den ganzen Abend in der Küche und komme nur selten dazu, einen Blick ins Lokal zu werfen. Als sie Brede abholte, hatten wir noch nicht geöffnet. Ich hab gerade mit Claudio geredet, dem Oberkellner. Sie hat uns nicht gegrüßt. Kam mir vielleicht ein bißchen arrogant vor. Vielleicht hatte sie es auch nur sehr eilig.
    PROTOKOLLANTIN:
    Haben Sie …
    ZEUGE (fällt ihr ins Wort).
    Man soll ja nicht auf Gerüchte hören. Aber es heißt,
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