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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Autoren: Katia Fox
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Stimme. »Mutter? Aedith?« Sie bekam keine Antwort. Es dauerte eine Weile, bis sich Ellen beruhigte und begriff, dass es nur ein böser Traum gewesen war.

    Am Vormittag des nächsten Tages begegnete sie auf ihrem Weg einer Gruppe freundlich aussehender Menschen. Ihr Anführer, ein kräftiger Mann mit wirrem blondem Bart, war mit zwei jungen Männern, seiner Frau und seinen drei Kindern unterwegs. Ellen bat höflich, sich ihnen für ein Stück des Weges anschließen zu dürfen, und die dicke Frau nickte gnädig. In ihrem runden Gesicht standen trotz der Morgenkühle bereits erste Schweißperlen.
    Ellen begriff erst nach mehreren eindeutigen Hinweisen und einigen Meilen gemeinsamen Weges, dass sie ein Kind erwartete,und errötete bis an die Haarwurzeln vor Scham über ihre Begriffsstutzigkeit.
    Die Männer schüttelten sich darüber vor Lachen.
    »Mach dir nichts draus, Junge. Hast eben noch keine Erfahrung mit den Frauen. Aber das wird noch, und wenn eine schon so rund ist, kommt sowieso jede Vorsicht zu spät«, feixte ihr Mann augenzwinkernd und schlug Ellen mit einem schallenden Lachen auf die Schulter.
    Er hatte »Junge« gesagt! Ellen hatte völlig vergessen, dass sie verkleidet war!
    Die Männer erklärten, sie seien Zimmerleute und auf dem Weg nach Framlingham, wo der Lord eine neue Burg aus Stein erbauen ließ.
    »Ob sie da einen Schmiedehelfer brauchen können?«
    »Sicher, warum nicht. Hast du denn Ahnung davon?« Der Zimmermann sah Ellen neugierig an.
    »Mein Vater … ähm, ja, ich habe schon in einer Schmiede gearbeitet.«
    »Wie heißt du?«, fragte der Zimmermann.
    »Ellen«, antwortete sie, ohne nachzudenken, und erschrak im nächsten Moment zu Tode. Sie hatte schon wieder vergessen, dass sie jetzt ein Junge war! Wie angewurzelt blieb sie stehen und glaubte, auf der Stelle im Boden versinken zu müssen. Sie hatte sich nicht einmal Gedanken über einen passenden Namen gemacht!
    Die Zimmermannsfrau ging dicht hinter ihr und prallte gegen sie. »Mensch Junge, pass doch auf, kannst doch nicht einfach so stehen bleiben!«, schimpfte sie ärgerlich.
    Der Zimmermann drehte sich um, kam lachend auf Ellen zu und streckte seine Hand aus. »Freut mich, dich kennen zu lernen, Alan. Das sind meine jüngeren Brüder, Oswin und Albert. Ich bin Curt, und der kugelrunde Rohrspatz, der dich gerade beschimpft, ist meine liebste Frau Bertha.« Er lachte schallend.
    Bertha murmelte eine unverständliche Verwünschung, rang sich dann aber ein Lächeln ab.
    Ellen fiel ein Stein vom Herzen. Der Zimmermann hatte »Alan« verstanden!
    »Was denkst du, Berthaschatz, sollen wir den Bengel mitnehmen?«
    Bertha musterte Ellen mit einem durchdringenden Blick. »Ich weiß nicht recht. Vielleicht ist er ja ein Verbrecher, ein Dieb oder sogar ein Mörder?«
    Mit angstgeweiteten Augen schüttelte Ellen den Kopf.
    »Lass ihn in Ruhe, Berthaschatz. Der Junge kann keiner Fliege etwas zuleide tun, glaub mir, ich sehe das. Wenn du willst, kannst du mit uns nach Framlingham gehen, Alan. Ich werde den Baumeister nach Arbeit für uns fragen, vielleicht ist ja auch was für dich dabei.«
    »Ich danke Euch, Meister Curt«, antwortete Ellen höflich. »Meisterin!« Sie nickte Bertha zu, in der Hoffnung, sie dadurch milde zu stimmen, und dankte dem Herrn in einem stillen Gebet, dass sie keine weitere Nacht mehr allein verbringen musste.

    In Framlingham wimmelte es von Menschen. Steinhauer und Gerüstbauer, Hilfskräfte, Frauen, Kinder, Federvieh und Borstentiere liefen zwischen den Bauhütten und Fuhrwerken umher. Ellen staunte über den ohrenbetäubenden Lärm, den das Behauen der Steine und die anderen Arbeiten machten.
    Während Curt zum Baumeister ging, setzten sich die anderen auf eine Wiese und ruhten sich ein wenig aus.
    »Gute Zimmerleute wie uns nehmen sie gerne!«, rief Curt schon von weitem, als er zurückkam. »Meine Brüder bekommen vier Penny am Tag, ich sechs, außerdem gibt es eine warme Mahlzeit am Mittag. Der Baumeister ist übrigens ein Freund von Albert aus Colchester; als er hörte, dass wir für ihn gearbeitet haben, hat er mir einen Stall an der Ostseite der Baustelle zugewiesen, den wir uns herrichten können. Gearbeitet wirdwie überall, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, außer an Feiertagen und am heiligen Sonntag. Wenn wir den Baumeister zufrieden stellen, haben wir mindestens Arbeit für drei Jahre, vielleicht länger.«
    Bertha strahlte. »Drei Jahre? Du bist der beste Ehemann, den eine Frau sich wünschen kann.
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