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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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immer voller, je weiter sie gingen. Erst jetzt bemerkte Ellen, dass die Menschen von überall her in die gleiche Richtung zu drängen schienen. Die Gassen wurden enger, und die Häuserstanden sich immer dichter gegenüber. Die Wolken hatten inzwischen auch das letzte bisschen Blau des Himmels verschluckt, sodass er jetzt grau in grau mit den Dächern verschwamm. Obwohl es kaum Mittag war, konnte man meinen, es dämmere bereits. Ellen war noch nicht weit gekommen, als mit einem Mal dicke Tropfen niederprasselten und den staubigen Boden in der Mitte der Gasse in wenigen Augenblicken in zähen Morast verwandelten. Wie alle anderen drängte sich Ellen dichter an die Häuser, um wenigstens noch eine Weile trockenen Fußes voranzukommen. Aber genauso schnell, wie der Regen gekommen war, verschwand er auch wieder. Die Erde saugte das Nass gierig auf, und nach kurzer Zeit erinnerten nur noch ein paar Wasserlachen an den kurzen Wolkenbruch. Sogar einige Sonnenstrahlen fielen jetzt wieder in die schmale Gasse. Auch die Schweine, die während des Regens davongelaufen waren, drängten sich nun wieder durch die Menschenmenge und durchpflügten den feuchten Boden grunzend nach Essbarem. Ellens Schuhe waren noch einigermaßen trocken, und damit das so blieb, achtete sie darauf, nicht in die Pfützen geschubst zu werden, während sie sich mit der Menge vorwärts schob.
    Auf den Treppenstufen der Kirche am Cornhill, dem Getreidemarkt, fiel Ellen ein Bettler auf. Seine Kleider sahen aus, als hätten sie schon bessere Tage erlebt, auch wenn sie jetzt schmutzig und zerrissen waren. Zusammengesunken saß er da, ohne sich zu bewegen. Sein rechtes Bein war eine einzige von Maden zerfressene Wunde, die sicher furchtbar schmerzte. Wohl aus Scham über sein jämmerliches Dasein hielt er sein Gesicht bedeckt, und Ellen fragte sich, was er getan haben mochte, dass Gott ihn so hart bestrafte. Gänzlich unberührt von diesem Anblick, gewöhnt an Armut und Schmutz, spielten nur wenige Schritte weiter ein paar Kinder mit Stöcken und Steinen im Dreck. Drei größere Mädchen, vermutlich die älteren Schwestern, die auf die Kleinen aufpassen sollten, standen flüsternd in einer Ecke. Sie waren so sehr in ihr Getuschel vertieft, dass sienicht einmal die freche Ratte bemerkten, die sich einem der Kinder näherte und versuchte, es zu beißen. Zwei vielleicht zehnjährige Jungen, die ein Stück weiter standen, begannen zu streiten und sich zu schubsen. Ellen staunte, weil sie einer wie der andere aussahen. Sie hatte schon von Zwillingen gehört, aber noch nie welche gesehen. Einen Moment blieb sie an die Hausmauer gedrängt stehen und fragte sich, wie es wohl sein mochte, eine Schwester zu haben, die einem aufs Haar glich. Der Gedanke hatte etwas überaus Tröstliches, obwohl offensichtlich auch Zwillinge nicht immer einer Meinung waren. Die beiden Jungen stritten nun heftiger und fingen schließlich an, sich zu prügeln. Die Menge schob Ellen weiter Richtung Markt, und sie verlor die Kinder aus den Augen. Je näher sie dem Marktplatz kam, desto voller wurden die Gassen. Immer wieder blieb Ellen stehen. Auf der anderen Gassenseite, nur ein Stück weiter vorn, fiel ihr ein Mann auf. Ellen konnte den Blick nicht von ihm abwenden, und plötzlich sah sie, wie er einem gut gekleideten Reisenden unbemerkt den Geldbeutel vom Gürtel schnitt. Ellen schnappte nach Luft. Noch ehe der Bestohlene begriff, was geschehen war, machte sich der Dieb aus dem Staub. Er lief direkt auf Ellen zu. Als er sich dicht an ihr vorbeizwängte, sah sie, dass es kein Mann, sondern ein Junge war, kaum älter als sie selbst und nur wenig größer. Seine schmutzigen, dünnen Haare klebten auf seiner pickeligen Stirn, und sein kalter Blick glitt an ihr herab. Ellen lief ein Schauer über den Rücken. Sie war empört über seine Tat, aber als er sich dicht an ihr vorbeidrängte, empfand sie vor allem Abscheu und Angst, er könne ihr ebenfalls den Geldbeutel stehlen. Hastig fuhr sie mit der Hand über ihren Bauch. Doch ihre Furcht war unbegründet. Der Geldbeutel hing genau da, wo er hingehörte, unter ihrem Hemd. Als Ellen sich umsah, konnte sie den Jungen nirgendwo mehr entdecken.
    »Frische Fischpasteten!«, rief ein Mädchen mit großen Augen, unter denen tiefe Schatten lagen. Ihre Stimme trug erstaunlich weit für ihren zarten, fast mageren Körper, den ihr fadenscheinigesdunkelgraues Leinenkleid nur mühsam bedeckte. Der Duft von Dill und Nelke, mit denen die Pasteten gewürzt

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