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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Autoren: Hansjörg Anderegg
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entschieden zu viele unter ihnen, die der Privatwirtschaft das Wasser abgraben wollten. Ei n mal mehr hatte er seine kostbare Energie für die ewiggleiche Diskussion verschwendet, anders ließ sich das gute alte Gesetz der ›bi g gest pump‹, der größten Pumpe, wohl nicht durchsetzen. Es wollte ihm nicht in den Kopf, warum diese Leute nicht begriffen, dass das Grundwasser einzig und allein dem Landbesitzer gehörte, genauso wie das Gras, das auf seiner Farm wuchs, und dass er damit machen konnte, was ihm passte. Der konnte das Wasser den Stadtwerken verkaufen oder den Wasserkonzernen wie Mamot, die es in Flaschen abfüllten, verteilten und teurer weiterverkauften. In diesem Land herrschte freie Marktwirtschaft.
     
    Ärgerlich hängte er das Sakko an den Bügel und schlüpfte in die Hausschuhe. Wie immer, wenn er sich über Gebühr aufregte, bekam er Appetit. Wo blieb nur Maria? Das schöne Kind besorgte ihm den Haushalt und empfing ihn sonst mit einem strahlenden Lächeln auf ihren rosigen Lippen, sobald er sich der Haustür näherte. Vielleicht war sie tatsächlich ein wenig verliebt in ihn, vielleicht spielte sie auch nur ihre Rolle zu seiner vollen Zufriedenheit. Was kümmerte es ihn, in seinem Alter ko n nte er sich den Luxus nicht mehr leisten, auf echte G e fühle zu warten.
     
    »Maria?«, rief er beunruhigt.
     
    »Senator?« Die rauchige Stimme kannte er nicht. Eine ältere Frau mit zerfurchtem Gesicht, traurigen Augen und einem Mund, dem man kein Lachen zutraute, schlurfte aus der Küche.
     
    »Wer sind Sie?«, fragte der Senator unsicher.
     
    »Esmeralda Mendoza. Ich vertrete Maria. Familienangelegenheit. Was wünschen Sie?«
     
    »Ist etwas passiert, geht es ihr gut?«
     
    »Weiß nicht.« Aus der Frau war offensichtlich nichts herauszuholen. Sie musterten sich eine Weile schweigend, dann erinnerte er sich an seinen Magen.
     
    »Es wäre nett, wenn Sie mir ein Sandwich machen könnten. Ich bin in der Bibli o thek.« Sie trottete wortlos davon, während er kopfschüttelnd die Treppe hinaufstieg.
     
    Ein Blick auf den Schreibtisch bestätigte seine Befürchtung: der Tag war noch nicht zu Ende. Den Stapel Post musste er mindestens noch sichten, bevor er sich entspannt in seinem Ohrensessel zurücklehnen konnte. Kaum hatte er sich an den Tisch gesetzt, erschien Esme r alda und stellte ein silbernes Tablett mit einem üppigen Clubsandwich und einem Krug Eiswasser auf die Anrichte neben der Tür. In der Küche konnte die Frau Maria noch einiges beibringen. Der Senator bedankte sich überschwänglich und entließ sie. Er wollte keine neugierigen Angestellten im Haus an diesem Abend. Zu früh hatte er sich nach all dem Frust im Büro auf die Stunden mit Maria gefreut, doch ihre Abwesenheit gab ihm Gelegenheit, eine andere alte Bekanntschaft aufzufrischen. Er griff zum Telefon, öffnete das Adressbuch und wählte die Nummer unter der Bezeichnung ›VIP Secretaries‹.
     
    »Senator, schön, Sie wieder einmal begrüßen zu dürfen. Womit können wir Ihnen dienen?«, meldete sich eine sinnliche, weibliche Stimme.
     
    »Ist Jade frei?«
     
    »Für Sie immer, Senator«, antwortete die Frau nach kurzem Zögern. »Es dauert a l lerdings etwa anderthalb Stunden.«
     
    »Kein Problem, ich wollte sie sowieso für zehn Uhr bestellen, in mein Haus, wie üblich. Ist das in Ordnung?«
     
    Selbstverständlich war es in Ordnung. Er war ein geschätzter VIP Kunde beim VIP Service.
     
    Mit der Aussicht auf Jade ging das Sichten der Post zügig vonstatten. Meist waren es Bettelbriefe, die sowieso an sein Büro im Kongress adressiert sein sollten. Sein Se k retär würde sich darum kümmern. Zwei anonyme Briefe ohne Absender waren auch dabei. Die wanderten ungeöffnet in den Papierkorb. Den großen, braunen Umschlag hob er bis zuletzt auf. Der sah ganz nach Arbeit aus. Es war stickig in der Bibliothek, er brauchte frische Luft. Kauend öf f nete er die Glastür und trat auf die Terrasse. Die kühle Frühlingsluft tat gut. Er sog sie gierig ein, atmete tief durch und fühlte sich wieder frisch, als er ins Zimmer zurückkehrte. Die Terrassentür blieb einen Spalt o f fen. Er trank einen Schluck Wasser, bevor er die Bar mit den härteren Sachen öffnete. Zeit für seinen Drink. Whiskey, irischer Whiskey mit ›ey‹, Jameson, pur, nichts a n deres durfte es sein seit er hier wohnte. Mit dem Glas und einer Zigarre zog er sich in den Sessel zurück. Misstrauisch betrachtete er den braunen Umschlag. Beim ersten Blick auf
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