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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Autoren: Hansjörg Anderegg
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nur in dringenden Fällen kontaktieren. Sie können beruhigt sein, wir betreuen das Dossier seit vielen Jahren.« Hatte er einen spöttischen Unterton in ihrer Stimme gehört? Wie auch immer, als das Gespräch beendet war, fühlte er sich ausgesprochen erleichtert. Zentnerschwer hatte die plötzliche Veran t wortung auf ihm gelastet. Jetzt hatte er eine große Sorge weniger, aber es blieb noch genug zu tun. Das Begräbnis, der Staatsakt in Phoenix, ihm graute vor den nächsten zwei Wochen.
     
    Bevor er das Haus verließ, informierte er Maria. Ihr Schicksal berührte ihn, ob er wollte oder nicht. Er würde sie bald nicht mehr weiter beschäftigen können, aber er nahm sich vor, im Büro des Senators ein gutes Wort für sie einzulegen. Sie würde nicht lange arbeitslos bleiben. Als er ihr das sagte, fiel sie ihm um den Hals, und er drückte die Geliebte seines Vaters doch noch an sein Herz. Schon auf dem Kiesweg vor dem Portal, drehte er sich nochmals um.
     
    »Ach, beinahe hätte ich es vergessen. Auf dem Schreibtisch liegen drei Bücher, die Sie an die Library of Congress zurücksenden sollten.«
     
    Phoenix
     
    Die offizielle Trauerfeier auf dem National Memorial Cemetery im Norden von Phoenix zog sich wie erwartet in die Länge. Lee drückte die Hand seiner Verlobten, als ihr Vater vor die Trauergemeinde trat, um letzte Worte an seinen guten Freund und treuen Weggefährten Finn O’Sullivan zu richten. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte Neill Douglas, der Senator aus Chicago, seine helle Freude daran, als bekannt wurde, dass sich seine Tochter Anna Hals über Kopf ausgerechnet in den blitzgescheiten Lee O’Sullivan verliebt hatte. Seit rund einem Jahr lebten sie ihre Liebe als Verlobte sozusagen öffentlich, doch mit heiraten schien weder sie noch er es sonderlich eilig zu haben, zu beschäftigt waren beide. Seit Anna bei der Tribune angeheuert hatte, war wenigstens nicht immer er derjenige, der Rendezvous absagen musste. In dieser Hinsicht musste keiner dem anderen etwas vorwerfen.
     
    »Droben in Washington«, fuhr Neill fort, als gehörte er auch zu denen unten im Süden, »gibt es viele Leute, die behaupteten, Finn wäre ein sturer Bock.« Beifälliges Raunen ging durch die Reihen. »Und lassen Sie es mich mal so ausdrücken: genau solche Böcke braucht es auf dem Capitol Hill.« Solche Sprüche gefielen den Gästen, die mehrheitlich aus dem Süden stammten und nicht viel am Hut hatten mit dem u n durchsichtigen Treiben in Washington. Theatralisch wandte er sich um und schloss seine Rede mit einem letzten Gruß zum Sarg: »Finn, alter Haudegen, wir vermissen dich.«
     
    Die endlose Reihe der Honorablen des Staates Arizona zog an Lee vorbei, um dem hinterbliebenen Sohn die Hand zu schütteln. Dann endlich war die Feier zu Ende und eine sorgfältig ausgewählte Gesellschaft aus nächsten Verwandten und Bekannten geleitete den Verstorbenen zu seiner letzten Ruhestätte.
     
    »Nun, Lee, wann werden Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters treten?«, fragte ein unte r setzter, braungebrannter Mann neben ihm. Eine massive Sonnenbrille verbarg seine Augen, und die schwarz glänzende Frisur aus dem Windkanal zeigte straff nach hi n ten. Diego Martinez, der Ehemann von Lucy Martinez, der Gouverneurin von Ar i zona, und noch so ein Winkeladv o kat.
     
    »Diese Fußstapfen sind mir entschieden zu groß«, antwortete Lee trocken. »Wenn immer möglich meide ich ausgetretene Trampelpfade und versuche neue Wege zu beschreiten.« Darauf fiel dem Anwalt keine intelligente Antwort ein. Er schwieg, und Lee bemerkte, wie ein schadenfrohes Lächeln über die Lippen der Gouverneurin zu seiner Rechten huschte.
     
    »Erzählen Sie mir etwas von den neuen Wegen, die Sie beschreiten«, wollte sie wi s sen, als sie später beim Dinner im Ritz-Carlton neben ihm saß. Zögerlich begann er, von seiner Firma und den Projekten zu sprechen, doch als er bemerkte, dass sie sich ehrlich für seine Arbeit interessierte, holte er weiter aus, froh, endlich ein vernü n ftiges Thema gefunden zu haben.
     
    »Sie lassen sich auf ein gefährliches Spiel ein, Gouverneurin«, warnte Anna. »Wenn er über die Arbeit spricht, vergisst er die Zeit.«
     
    »Oh, kein Problem«, lachte Lucy. »Es ist sicher gut investierte Zeit. Von einem Spitzenwi s senschaftler über die neusten Entwicklungen im Kampf gegen den Wassermangel aufgeklärt zu werden, erspart mir mühsames Literaturstudium.«
     
    »Nicht zu vergessen, dass gute Literatur zum Thema
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