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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Mappe. Er musterte sie neugierig.
     
    »Ich dachte schon, du kommst nicht mehr«, flüsterte er.
     
    »Ich auch.«
     
    Es wurde still im Saal. Jane Waters und ihr Select Committee nahmen in den Rängen hoch über der Arena Platz. Der triumphale Einzug der kaiserlichen Entourage ins Kolosseum. Und sie am Zeugentisch das arme Würstchen, das man auf ein Handze i chen den hungrigen Löwen zum Fraß vorwarf.
     
    Die ehrenwerte Vorsitzende Jane Waters eröffnete das Hearing vollkommen unerwa r tet, unerhört. Entgegen allen Konventionen wandte sie sich direkt mit besorgter Miene an Marion:
     
    »Geht es Ihnen gut, Miss Legrand? Fühlen Sie sich stark genug für diese zwei Stu n den?« Ein Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer. Ihre Mitstreiter am Zeuge n tisch schauten sie verstört an. Die persönliche Frage und das echte Mitgefühl, das aus Janes Stimme klang, lösten ihre Anspannung ein wenig. Mit neuer Selbstsicherheit antwortete sie lächelnd:
     
    »Vielen Dank, Mrs. Chairman. Ja, es geht mir den Umständen entsprechend gut.«
     
    »Sie dürfen sich jederzeit zurückziehen, wenn es zu anstrengend wird, Miss Legrand. Es wird Sie trösten zu hören, dass die übrigen Opfer der Schießerei überlebt haben.«
     
    Das Raunen im Saal steigerte sich zu einem Tumult, den die Saaldiener nur mit Mühe wieder unter Kontrolle brachten. Sie wartete, bis der Lärm abflaute, dann bedankte sie sich nochmals bei der Vorsitzenden.
     
    »Wir werden gleich auf diesen beispiellosen Vorfall zurückkommen«, bemerkte Jane, bevor sie die Sitzung mit den üblichen Begrüßungsfloskeln offiziell eröffnete. Es war eine der seltenen Anhörungen, die Abgeordnete des Repräsentantenhauses gemei n sam mit Angehörigen des Senats bestritten. Jane bedankte sich denn auch besonders bei den anwesenden Mitgliedern des Senatskomitees. Nicht ohne die spitze B e merkung: »Der ehrenwerte Vorsitzende des Energy and Natural Resources Commi t tee, Senator Douglas aus Illinois, konnte den Termin leider nicht einrichten. Wir danken Dr. Jim Goodall, seinem Sekretär, dass er ihn hier ve r tritt.«
     
    Sie machte eine Pause, blickte mit ernster Miene zum Zeugentisch, zu den dichtgedrängten Zuschauern und schließlich direkt in die Fernsehkameras. »Lassen Sie mich kurz erklären, worum es heute geht. Der Titel des Hearings lautet: Ze r störung der Umwelt mit Geldern aus staatlichen Subventionen.« Ohne den Blick von den Kameras zu wenden, fuhr sie mit dram a tisch erhöhter, beinahe bebender Stimme fort: »Ich fürchte, Sie werden mir nach diesen zwei Stunden zustimmen, dass dieser Titel eine dreiste Untertreibung ist.« Die eindringliche Einleitung verfehlte ihre Wirkung nicht. Es wurde mäuschenstill im Saal, selbst das n o torische Hüsteln setzte aus. Janes Blick wanderte zu Marion. »Ich glaube, alle hier Anw e senden werden den Ernst der Lage begreifen, wenn Sie uns schildern, was heute Morgen geschehen ist. Bitte Miss Legrand, Sie haben das Wort.«
     
    Da war sie wieder, die Anspannung. Heftiger als zuvor, geradezu schmerzhaft. Sie fühlte förmlich die neugierigen Blicke in ihrem Rücken, stellte sich vor, wie ihr Bild im Großformat auf Millionen Monitoren erschien und wollte im Boden versinken. Lee und Peter lächelten ihr aufmunternd zu, aber der Druck blieb. Hier zu sitzen war viel schlimmer als sie sich ausg e malt hatte, die reine Hölle. Du bist Opfer, nicht Angeklagte, sagte sie sich immer wieder. Erst als sie an Janes kleine menschliche Schwächen zurückdachte, ihren überkandidelten Auftritt vor Peters Landsitz, fielen ihr die passenden Worte ein:
     
    »Danke, Mrs. Chairman. Ich möchte mich zuerst für mein unordentliches Äußeres entschuldigen. Der schmutzige Ärmel stammt vom Sturz vor dem Kapitol, der mich vor der Kugel des Scharfschützen gerettet hat.«
     
    Eine Schrecksekunde blieb alles ruhig, dann begann der Saal zu kochen. Überraschte und entsetzte Rufe erschollen, die Leute begannen hitzig zu diskutieren und zum e r sten Mal machte sich auch auf den Rängen des Komitees Unruhe breit. Sie vermied den Blickkontakt mit dem fassungslosen Lee, versuchte sich auf ihre Aussage zu konzentrieren.
     
    »Ruhe, Leute! «, rief Jane mit schneidender Stimme. »Ich möchte ungern den Saal räumen lassen, aber wenn Sie sich weiter so aufführen, bleibt mir nichts anderes übrig. Also bitte, fahren Sie weiter, Miss Legrand.«
     
    »Der Sniper-Angriff vor wenigen Minuten ist nur der letzte in einer langen Reihe ähnlicher
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