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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
Autoren: Cédric Bannel
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wir die richtigen Entscheidungen getroffen.«
    »In welchem Kontext? Der Kontext ist eindeutig.«
    »Ach ja?«, warf der CIA-Direktor ein. Sein ironischer Tonfall war kaum zu überhören. »War es also ein Zufall, dass Sie mit dem Fall zu tun hatten? Aus unserer Sicht bestehen da Zweifel.«
    Da Osama nicht gleich antwortete, fuhr der Direktor der CIA fort. »Ich wiederhole meine Frage. War es normal, dass Sie selbst diesen Fall übernahmen? Gewisse Hinweise legen die Vermutung nahe, dass offenbar externe Personen ein Interesse daran hatten, Sie damit zu betrauen.«
    »Glauben Sie, ich spiele ein doppeltes Spiel?«
    »Nein. Wir fragen uns, ob Sie vielleicht manipuliert wurden. Ohne es zu wissen. Wer hat Sie auf den Fall angesetzt?«
    »Ich weiß es nicht«, musste Osama zugeben. »Ich wurde von einem Polizisten informiert, dessen Spur ich aus Zeitgründen nicht mehr zurückverfolgt habe. Aber ich verstehe nicht, was das mit dieser Unterhaltung zu tun haben soll.«
    Der Direktor der CIA legte Osama ein Foto vor.
    »Ich glaube, ich kann zur Antwort beitragen. Erkennen Sie diesen Mann wieder?«
    Auf dem Foto war ein junger Afghane zu sehen, der gerade die Straße entlangging. Eine Narbe quer über der Wange war deutlich zu erkennen.
    »Natürlich!«, rief Osama. »Das ist er. Der Bursche, der mir vom Selbstmord Wali Wadis berichtet hat.«
    »Sind Sie ganz sicher? Er hat Sie also an den Tatort geschickt?«
    »Ja, ganz sicher. Wer ist dieser Mann?«
    »Das ist Abdul Muhammad Kantor. Er arbeitet für den NDS, ist Mitglied der Unterabteilung Elektronische Gegenspionage,und zwar im Rang eines Hauptmanns. Aber in dieser Geschichte hat Kantor nicht für den NDS gearbeitet. Wir halten ihn für den heimlichen Verantwortlichen des afghanischen Netzes einer fremden Großmacht.«
    Der CIA-Direktor legte ihnen weitere Fotos vor. Darauf sah man Kantor zusammen mit einem Asiaten, sie saßen gemeinsam an einem Tisch in einem Café.
    »Wer ist der andere Mann?«, fragte Nick. »Ein Hazara?«
    »Er heißt Zhao Lin. Offiziell ist er Kultureller Berater bei der chinesischen Botschaft, aber in Wirklichkeit ist er als Oberst in der Region für den Guoanbu zuständig, für den chinesischen Geheimdienst.«
    »Ich verstehe gar nichts mehr. Was haben denn die Chinesen mit dieser Sache zu tun?«
    »Die Chinesen engagieren sich immer mehr in Afghanistan und im Irak, nicht, um wie wir den Terrorismus in der Region zu bekämpfen, sondern um Fakten zu sammeln, die gegen uns sprechen. Sie wissen, dass alle Kriege finanzielle Umwälzungen oder Geldhinterziehung mit sich bringen. Sie engagieren sich bei der Suche nach kompromittierenden Informationen, damit sie etwas gegen die USA und die NATO in der Hand haben und sich dann das Lithium und die seltenen Metalle, die man im afghanischen Boden entdeckt hat, unter den Nagel reißen können. Wenn Sie die Akte Mandrake veröffentlichen, wäre die Legitimität unserer Arbeit hier zum Teufel. Sie würden dafür sorgen, dass man uns außer Landes jagt, und sich dann nehmen, worauf sie scharf sind: die Bodenschätze, die die chinesische Industrie so bitter nötig hat. Wir haben eine deutliche Zunahme der Intensität der elektronischen Signale zwischen der chinesischen Botschaft in Kabul und dem Sitz des Guoanbu kurz vor Wali Wadis Tod und auch in den Tagen danach registriert. Daraus haben wir gefolgert, dass sie irgendwie von der Affäre Wind bekommen hatten. Wali Wadi hatte die Chinesen vermutlich zur selben Zeit wie Willard kontaktiert, weil er dachte,er könnte den Preis für seine Informationen hochtreiben. Zum Glück kamen sie nicht dazu, das Geschäft abzuschließen. Da die Chinesen sich außerstande sahen, die Untersuchungen vor Ort durchzuführen, ohne ihre Deckung aufzugeben, beschlossen sie, einen Ermittler vor Ort einzusetzen, den sie aber, ohne dass er es merkte, aus der Ferne kontrollieren konnten. Und so fiel die Wahl auf Sie, Kommissar Kandar.«
    »Ich bin keine Marionette. Niemals hätte ich Informationen über diesen Fall an Ausländer weitergegeben!«, rief Osama erbost. »Und außerdem, wie sollten die denn auf mich gekommen sein? Ich kenne keinen Abdul Muhammad Kantor. Und auch keine Chinesen.«
    »Sie nicht, aber Ihr Kollege, der Chef der Nachrichtendienstlichen Abteilung in Kabul.«
    Ein neues Foto wurde zu den bisherigen dazugelegt. Sein Freund Reza, in derselben Bar sitzend, in angeregtem Gespräch mit dem chinesischen Oberst.
    »Sie kennen ihn, nicht wahr?«
    Ungläubiges Staunen
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