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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
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geführte Debatte zwischen jenen, die sagen, die neue Technologie sei wichtig für den medizinischen Fortschritt, und jenen, die der Meinung sind, sie schaffe Nachteile für jene, die kein Implantat tragen. Wissenschaftler und Menschen mit Behinderungen führen ins Feld, dass sich mit Hilfe der Implantate Krankheiten heilen lassen, doch viele Wähler aus der Mittelschicht und religiöse Gruppierungen sind trotzdem gegen ihre Verwendung.
     
    Wieso artet der Streit jetzt in Gewalt aus?
    Die staatliche Förderung von Gehirnimplantaten wurde ausgesetzt, und für das am häufigsten verwendete Gerät hat die US-B undesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln (Food and Drug Administration, kurz: FDA ) eine Rückruf-Order ausgegeben. Des Weiteren wurde die Diskriminierung von Implantatträgern legalisiert. Darauf hat die Gegenseite mit gewaltsamen Anschlägen reagiert. Amerikanische Experten fürchten, dass diese Anschläge die Bürger zu einem noch heftiger ausfallenden Gegenschlag provozieren könnten.

25
    Ein übler Bursche
    I ch klettere die Rückseite der Cathedral of Learning hinauf und verschaffe mir so Zugang zu dem schlossartigen Universitätshochhaus. Die Vorderseite wird von der Polizei bewacht, außerdem tummeln sich dort bereits jede Menge Demonstranten. Da ich jedoch voll drauf bin, wimmelt die rußige Fassade nur so von virtuellen Griffmöglichkeiten, Reibungskoeffizienten und Kletterrouten. Meine Hände fühlen sich an wie Stahlklauen. Ich brauche nur drei Minuten, um die steile Gebäudewand zu erklimmen, weitere dreißig Sekunden, um mich durch eins der schmalen Bogenfenster zu zwängen.
    Wenn mich jemand gesehen hat, macht das jetzt auch nichts mehr aus.
    Potenzielle Beobachter gibt es reichlich. Der Lärm der tausendköpfigen Menge, die sich vor dem Gebäude versammelt hat, bringt die Wände praktisch zum Beben. Auf dem Rasen vor dem Eingang steht ein ganzes Heer von Pure-Pride-Anhängern. Sie blicken voller Erwartung zu den Holztüren hinauf, die oberhalb eines drei Stockwerke hohen Bogens gelegen sind und sich soeben geöffnet haben. Die Türen führen auf einen schmiedeeisernen Balkon, der gerade genug Platz für einen einzelnen Redner und einen großen Strauß Mikrophone bietet.
    Eingerahmt von aufwendigen Fassadenornamenten, hat sich dort jetzt Senator Joseph Vaughn aufgebaut.
    Ich haste durch die schummrigen Korridore und bete, dass Lyle mir nicht zuvorkommt. Vage wird mir bewusst, dass ich vollkommen außer Atem bin. Ich spurte keuchend enge Gänge hinab und folge den leuchtenden Linien zu dem Raum, von dem der Balkon abgeht.
    Schließlich entdecke ich am Ende eines Flurs eine Tür, an die jemand ein weißes Blatt geklebt hat.
Kein Zutritt
steht auf dem Blatt.
    Eine leichte Schwingung im Boden bringt mich dazu, anzuhalten und mich mit dem Rücken an die Wand zu drücken. Weiter vorne läuft ein Mann im grauen Anzug quer über den Gang. Mit angehaltenem Atem beobachte ich ihn, lasse meinen Blick durch den Schatten wandern.
    Der Sicherheitsmann wirkt weder aufgeregt noch panisch. Lyle scheint noch nicht hier zu sein. Auch hat anscheinend bisher niemand gemeldet, dass ich die Fassade hinaufgeklettert bin. Mir bleibt also genug Zeit, um Vaughns Leben zu retten. Genug Zeit, um Lyle davon abzuhalten, einen Bürgerkrieg in Gang zu setzen.
    Auf undeutliche Weise wird mir klar, dass ich die Geräusche, die ich verursache,
sehen
kann. Bei jedem Schritt, den ich auf die Tür zu mache, gleiten kleine Wellen über die Fliesen, als würde ich durch eine Pfütze laufen. Erst als ich die Füße noch leiser aufsetze, bleiben die Wellen aus.
    Da dies die einzige Tür ist, die zu Vaughn führt, wird sie pausenlos überwacht. Na ja, fast pausenlos.
    Der Anzugträger geht noch ein Stück weiter und dreht dann um. Für den Bruchteil einer Sekunde ist die Tür unbeobachtet. In großen Sätzen eile ich durch den Flur und behalte dabei die dicken Nackenmuskeln des Sicherheitsmanns im Auge. Gerade als sie sich anspannen und er den Kopf zu drehen beginnt, öffne ich die Tür einen Spaltbreit und schlüpfe hindurch. Wie die Lichtkegel zweier Scheinwerfer sehe ich den Blick des Anzugträgers durch den Korridor schweifen. Unmittelbar bevor die Lichtkegel die Tür erreichen, habe ich sie bereits hinter mir geschlossen.
    Das Schloss rastet leise ein, und ich bin allein in dem leeren Raum.
    Dann gehe ich in die Hocke und horche aufmerksam darauf, wie sich der Anzugträger auf der anderen Seite nähert. Auch seine
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