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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Kinsella
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mitten im Satz, als mein Blick auf drei Gestalten fällt, die den Strand entlanggelaufen kommen. Alle drei sind in Handtücher gewickelt, aber trotzdem …
    Ist das etwa …?
    Nein. Das kann nicht sein.
    Ben steht neben mir und starrt in dieselbe Richtung, mit offenem Mund.
    »Lorcan?« Er reißt mir das Mikro aus der Hand und schreit hinein. »Lorcan! Was soll das? Wie lange bist du schon hier?«
    »Tante Lottie!«, schreit die kleinste der Gestalten, als sie mich entdeckt. »Tante Lottie, du hast ja eine Krone auf!«
    Ich dagegen starre die Dritte im Bunde an, während mir die Kinnlade herunterklappt.
    »Fliss?«

31
    Fliss
    Ich bin zur Salzsäule erstarrt. Mir bleibt nur, stumm zurückzustarren. So sollte Lottie nicht erfahren, dass ich auf Ikonos bin.
    »Fliss?« , sagt sie noch mal, und ihre Stimme hat so einen scharfen Unterton, der mich zurückschrecken lässt. Was soll ich sagen? Was kann ich sagen? Wo soll ich anfangen?
    »Fliss!« Nico ergreift das Wort, bevor ich meine Gedanken in den Griff bekomme, und reißt Ben das Mikro aus der Hand. »Und hier haben wir die Schwester des glücklichen Paares!« Er wendet sich ans Publikum. »Ich darf Ihnen Felicity Graveney vorstellen, Redakteurin beim Pincher Travel Review . Sie ist hier, um unser Hotel einmal mehr mit einer Fünf-Sterne-Bewertung zu belohnen!« Er strahlt vor Begeisterung. »Wie Sie sehen, hat sie bereits die Ägäischen Fluten erprobt.«
    Das Publikum lacht höflich. Eins muss man Nico lassen: Er lässt keine Gelegenheit aus, Marketing zu betreiben.
    »Dann holen wir doch am besten gleich die ganze Familie auf die Bühne!« Er winkt Lorcan, Noah und mich zu sich herauf. »Ein Familienfoto für Ihr Flitterwochenalbum. Rücken Sie zusammen!«
    »Was zum Teufel machst du hier?« Lottie wirft mir einen finsteren Blick zu, als ich neben ihr stehe.
    »Es tut mir leid«, sage ich kümmerlich. »Es tut mir so, so leid. Ich dachte … ich wollte …«
    Mein Mund ist ganz trocken. Mir fehlen die Worte. Es ist, als hätten sie meine Schuld gespürt und sich verkrümelt.
    »Hallo, Tante Lottie!« Noah begrüßt sie entzückt. »Wir wollen dich in deinen Ferien besuchen!«
    »Wie ich sehe, hast du Noah auch rekrutiert«, faucht Lottie mich an. »Super.«
    »Lächeln!«, ruft der Fotograf. »Hier herüber!«
    Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss mich entschuldigen. Irgendwie.
    »Okay, hör zu«, fange ich hastig an, als der Blitz mich blendet. »Es tut mir so, so, so, so leid, Lottie. Ich wollte dir nicht deine Flitterwochen verderben. Ich wollte doch nur … Ich weiß nicht. Auf dich aufpassen. Aber ich merke, dass ich damit aufhören muss. Du bist erwachsen und lebst dein eigenes Leben, und ich habe einen Riesenfehler gemacht, und ich kann nur hoffen, dass du mir verzeihst. Und ihr seid ein tolles Paar.« Ich drehe mich zu Ben um. »Hallo, Ben. Nett, dich kennenzulernen. Ich bin Fliss, deine Schwägerin.« Betreten hebe ich eine Hand. »Ich schätze, wir werden uns jetzt wohl öfter über den Weg laufen, bei Familienfeiern, an Weihnachten und so …«
    »Hier drüben!«, ruft der Fotograf, und alle wenden sich ihm zu.
    »Du steckst also hinter allem? Etwa auch hinter der Lounge in Heathrow?« Lottie dreht sich um und sieht meine schuldbewusste Miene. »Wie konntest du? Und das Erdnussöl? Ich habe Höllenqualen gelitten!«
    »Ich weiß, ich weiß.« Ich schlucke, winsele fast. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es tut mir so leid. Ich wollte dich nur beschützen.«
    »Immer versuchst du, mich zu beschützen! Du bist nicht meine Mutter !«
    »Ich weiß.« Plötzlich zittert meine Stimme. »Ich weiß es ja.«
    Ich sehe Lottie in die Augen, und es ist, als gingen gemeinsame Erinnerungen zwischen uns hin und her. An unsere Mutter. Unser Leben. Warum wir sind, wie wir sind. Dann verschließt sich etwas in Lotties Blick, und es ist vorbei. Sie wirkt wieder unerbittlich.
    »Und lächeln, Herrschaften …« Der Fotograf winkt mit beiden Armen. »Hier drüben!«
    »Lotts, kannst du mir noch mal verzeihen?« Atemlos warte ich auf ihre Antwort. »Bitte?«
    Es folgt ein langes, quälendes Schweigen. Ich weiß nicht, wohin das Pendel ausschlägt. Lottie blickt ins Leere, und ich bin klug genug, sie nicht zu drängen.
    »Lächeln! Ein schönes, breites Lächeln bitte!«, ermahnt uns der Fotograf. Aber ich kann nicht lächeln, und sie auch nicht. Ich merke, dass ich meine Finger verknote. Und meine Zehen.
    Schließlich dreht Lottie sich zu mir um. Sie
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