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Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)

Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
Autoren: Janet Chapman
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verflixt.
    Doch andererseits war es noch schlimmer, Mary ihren Wunsch abzuschlagen. Dies war das erste Mal, dass ihre Schwester sie je um etwas gebeten hatte, und sie war hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe für Mary und ihrer Sorge um ihren Neffen.
    »Komm, leg dich zu uns ins Bett«, sagte Mary. »Wie wir es früher so oft getan haben.«
    Grace drehte sich um und sah, dass Mary mit geschlossenen Augen dalag, ihren Sohn fest an ihre Brust gedrückt. Der Kleine schlief. Grace kehrte zum Bett zurück und brachte es wieder in eine waagerechte Position. Ohne Zögern schob sie die Schuhe von den Füßen, klappte den Seitenrand des Bettes herunter und legte sich neben ihre Schwester. Mary kuschelte sich sofort an sie.
    »Mmm, das hab ich gern«, murmelte Mary, ohne die Augen zu öffnen. »Wann haben wir zuletzt so zusammen im Bett gelegen?«
    »Nach Mamas und Papas Beerdigung«, erinnerte sie Grace. Sie legte eine Hand auf das Hinterteil des Babys, das in die Luft ragte. »Meinst du nicht, wir sollten diesem Burschen einen Namen geben?«, fragte sie und rieb seinen Rücken.
    »Nein, das ist Michaels Vorrecht«, entschied Mary. »Nenn ihn bis dahin einfach nur Baby.«
    »Baby wer? Du hast mir noch nicht den Nachnamen seines Vaters verraten.«
    »Er heißt MacBain. Michael MacBain. Er hat die Bigelow Weihnachtsbaum-Pflanzung gekauft.«
    Das war Grace neu. »Was ist denn mit John und Ellen Bigelow passiert?«
    »Sie leben immer noch dort. Michael ist bei ihnen eingezogen«, sagte Mary, und ihre Stimme klang fern. Sie drehte das Gesicht zur Seite und sah Grace an, ihre einst so strahlenden blauen Augen wirkten matt von Tränen. »Er ist ein guter Mann, Gracie. Fest wie ein Fels«, sagte sie und schloss erschöpft die Augen.
    Außer dass er glaubt, er wäre achthundert Jahre alt , dachte Grace. Sie nahm ihre Hand vom Hinterteil ihres Neffen und strich ihrer Schwester übers Haar, schob es von ihrer Stirn.
    »Ich warte immer noch auf dein Versprechen«, sagte Mary und drehte ihr Gesicht in Graces Hand.
    Grace holte tief Atem und sprach endlich aus, was sie so stur, und vielleicht egoistisch, unterdrückt hatte.
    »Ich verspreche es, Mare. Ich werde deinen Sohn zu Michael MacBain bringen.«
    Mary drückte einen Kuss in Graces Handfläche, seufzte tief und kuschelte sich noch ein wenig enger an ihre Schwester.
    »Und meine Asche sollst du auf dem TarStone-Berg verstreuen«, sagte sie dann, wobei ihre Stimme zu einem Flüstern verklang. »Am Morgen der Sommersonnenwende.«
    »Am … am Morgen der Sommersonnenwende. Versprochen.«
    Grace hatte die eine Hand um Marys Kopf gelegt, die andere am Rücken des Babys, und es breitete sich eine tiefe Ruhe im Zimmer aus. Grace legte ihren Kopf nahe ans Herz ihrer Schwester und spürte das immer schwächer werdende Pochen des Lebens unter ihrer tränenfeuchten Wange.
    Nach zwei Stunden war es vorbei, ohne den Schmerz eines Todeskampfes. Marys Herz hörte einfach auf zu schlagen. Das einzige Geräusch außer Graces eigenem Schluchzen war das leise, friedliche Atmen eines schlafenden Babys.

KAPITEL 2
    W enn Lügen Regentropfen gewesen wären, wäre Grace zweifellos in den Wassermassen ertrunken. Sie hatte in den vergangenen vier Wochen so viele Unwahrheiten und Ausflüchte erzählt, dass sie sich nicht einmal an die Hälfte davon erinnerte.
    Grace klappte den letzten Koffer zu und verriegelte das Schloss. Dann machte sie sich auf die Suche nach ihrer Handgepäck-Tasche. Dabei musste sie sich zweimal an Jonathan vorbeidrängen, und beide Male kümmerte er sich nicht im Geringsten darum, dass sie nicht an dem interessiert war, was er sagte.
    Oder besser gesagt, was er forderte.
    Jonathan Stanhope III. war der Eigentümer und Leiter der Firma StarShip Spaceline, ein High-Tech-Unternehmen, das vorhatte, Weltraumreisen in naher Zukunft für Privatleute zugänglich zu machen. StarShip beschäftigte fast dreihundert Leute und befand sich auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Entdeckungen. Jonathan war während der letzten eineinhalb Jahre Graces Boss gewesen.
    Er war gleichzeitig der Mann, den sie zu heiraten hoffte.
    Obwohl sie im Augenblick wünschte, er würde an Bord einer ihrer noch nicht getesteten Raumfähren steigen und sich selbst zum Mond schießen.
    Jonathan gefiel es gar nicht, dass sie fortging. Er hatte seine Pflicht getan und ihr vier Wochen gegeben, um den Tod ihrer Schwester zu »überwinden«, und er konnte es nicht glauben, dass sie die Stirn besaß, noch mehr
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