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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5
Autoren: Random House
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was ist die Teufelslagune von Nassau, wenn der Teufel in ihr fehlt.« Damit beugte er sich über das Becken, sah sein goldenes Spiegelbild, verzog den Mund zu seinem schiefen Grinsen und nickte zufrieden: »Jetzt ist er da. Ich meine, der Teufel!«
    Doch er hatte das letzte Wort noch nicht gesprochen, da sprang ein aus Korallengliedern gebauter Wurm aus dem Becken und schnappte mit eisernen Zähnen nach ihm. Der Prinz wich erschrocken vor ihm zurück, doch als der Wurm ins Wasser platschte, klatschte er begeistert Applaus.
    »Die Echsenmuräne, Schwarzer Baron!« Er zog Talleyrand am Ärmel zu sich. »Jetzt geht es los. Das Wasser wird schwarz und …« Er verstummte vor Staunen. Denn während sich das Wasser verfärbte, ertönte ein tiefer dunkler Ton und legte sich unter die Glöckchen der Spieluhr. »Im Dunkeln, im Dunkeln«, summte Prinz Gagga und jauchzte vor Freude, als die Trommeln erklangen. Dunkle Trommeln.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln, da hört man es munkeln!«, freute sich Fou-Fou und rutschte dabei vor dem Zylinder auf dem Hosenboden herum. »Onkel Gabi, schau doch, gleich öffnet sie sich. Ich meine die Spieluhr, nein, ich meine die … oh, ist das wunderbar … ich meine die Hölle!«
    Er rieb sich die Hände und dann sah er zu, wie der Zylinder sich zu öffnen begann. Fünf ineinander verzahnte Spiralen drehten sich auf und sprangen dann an der Spitze nach außen, um sich wie fünf onyxschwarze Schlangen auf dem Boden zu wälzen.
    Gagga sprang auf. »Uh, das sind die Mamas der putzigen Echslein!«, rief er begeistert und starrte dann auf den Inhalt, den der Zylinder verborgen hatte.
    »Gabi, oh, Gabi, was hab ich gesagt?«, summte der Prinz.
    »Im Dunkeln, im Dunkeln,
    Sieht man das Funkeln
    Viel besser, als wenn man im Hellen sitzt.«
    Er lachte und legte den Arm um den Schwarzen Baron, der trocken durch die Nase schnaubte. »Ja, Gabi, genau: Versuch mal zu lachen. Denn hier kannst du’s sehen. Das ist der Eingang. Der Eingang zur Hölle. Dort müssen wir hin.«
    Zur ungefähr selben Zeit schabte Will nach der Pastete, der Suppe, dem Fisch, dem Sorbet und der Ente die letzten Reste der Nudelsauce mit einem Stück Brot von seinem goldenen Teller. Er konnte nicht mehr. Er war schon pappsatt. Doch die Sauce war einfach unwiderstehlich. Er konnte nicht aufhören. Er musste essen und essen …
    Doch als Salome und Ophelia Nat, Hannah und ihm den Schokoladenkuchen servierten, erstarrte er entsetzt. Er fühlte sich, als hätte man den langen, verbogenen Cutter in den kleinen Ratten-Eis-Fuß gestopft. Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr bewegen. Nein, er traute sich nicht mehr zu atmen.
    »Oha!«, lachte Whistle. »Hat es euch alle erwischt? Seid ihr besiegt? Vom Feind geschlagen?« Er legte die Hand um sein haariges Ohr. »Hat euch das Abenteuer die Sprache verschlagen?«
    Da rülpsten siebenundsechzig Münder.
    »Ja-mahn!«, raunte der Alte zufrieden und stimmte in den Rülpser mit ein. Langsam und dunkel wie ein mächtiger Donner.
    Will spürte den Steg und die Drachenburg beben.
    »Verflucht!«, stöhnte er. »Ich wollte schon immer ein Engel sein. Einer der rülpsen und …« Das nächste Wort wurde von einem Geräusch übertönt, das dem Rülpsen der Piraten folgte. Danach war es still. Erst für die Ohren und dann für die Nase und als Whistle sich traute, wieder zu atmen, schnaufte er atemlos, aber fröhlich.
    »Nun, das hab ich gedacht. Ihr pfeift aus den Löchern. Ihr seid fertig. Geschafft. Und bevor ihr euch an den Anfang erinnert. An die Hoffnung, den Wunsch, die Melodie und den Traum. Bevor wir beschließen, dass er wahr werden soll. Bevor ihr den Kuchen vor euch verschlingt, satt und genussvoll, erzähl ich euch jetzt meine Geschichte.«

DER VERLORENE TRAUM

    histle lehnte sich stöhnend zurück und schloss seine Augen. Er strich mit den Händen über den Tisch, seufzte und lächelte, als ließe er eine Erinnerung zu, die er über Jahrzehnte hinweg im hintersten Winkel seines Herzens weggesperrt hatte. Nein, Blind Black Soul Whistle, dieser siebzigjährige, finstere Kerl, der seit Jahrzehnten behauptet hatte, kein Herz im Leib zu tragen, zeigte jetzt allen, dass er ein Lügner war.
    »Damals«, begann er, »vor fast sechzig Jahren, war der Himmel noch grenzenlos. Stellt euch das so vor, als ob kein Horizont existierte. Die Welt war unendlich, zumindest für mich – und ich war gerade erst fünfzehn geworden. Ich hatte mein Schiff, die Tanzende Möwe , die Mitglieder meiner Crew
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