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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Webb
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nicht gehört oder nicht verstanden, was er damit sagen wollte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Also, ich komme auf jeden Fall bald wieder. Ich muss noch einmal ins Polizeiarchiv von Newbury und in das Pressearchiv …«
    »Ja, klar.« Er wandte den Blick ab und rieb sich mit einer Hand das Kinn. »Hör mal, möchtest du wirklich nicht, dass ich noch ein Weilchen warte? Das macht mir nichts aus. Es könnte doch … ein bisschen schwierig werden da drin. Mit der ganzen Familie auf einem Haufen und so weiter …«
    »Wird es ganz sicher. Aber ich schaffe das schon, ehrlich. Ich weiß nicht, wie lange das dauern wird, und ich will nicht ständig daran denken müssen, dass du hier draußen sitzt und auf mich wartest …« Leah errötete, denn die Worte schienen sich plötzlich auf so viel mehr zu beziehen als nur auf die Rückfahrt nach Berkshire. Mark beobachtete sie aufmerksam, doch Leah wusste nicht, was sie noch sagen sollte.
    »Wenn du meinst«, sagte er schließlich. Leah beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf die Wange. Seine Haut war warm und ein wenig rau. Sein Geruch löste ein merkwürdiges Kribbeln in ihrem Magen aus. Ihr Herz schlug schneller, ihre Gedanken gerieten durcheinander.
    »Danke, Mark. Also dann, bis bald.« Sie stieg aus, ehe er noch etwas sagen konnte. Ihre Brust fühlte sich komisch an, irgendwie eingeschnürt, und bei dem Gedanken daran, dass sie gleich Ryan sehen würde, durchfuhr sie die vertraute Mischung aus Erregung und Angst. Hinter sich hörte sie, wie Mark den Wagen in der Einfahrt wendete und davonfuhr. Unwillkürlich blieb sie stehen und drehte rasch den Kopf, um noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen. Jetzt, da er fort war, fühlte sie sich plötzlich beinahe nackt und schutzlos. Auf der Stufe vor der Haustür hielt sie unsicher inne.
    Da ging die Tür auf, und Ryan lächelte auf sie herab.
    »Ich dachte doch, ich hätte ein Auto gehört. Pünktlich auf die Minute, wie immer. Komm rein. Hast du herausgefunden, wer unser geheimnisvoller Toter ist? Ich sterbe vor Neugier«, sagte er.
    »Ich … ja«, antwortete Leah, plötzlich atemlos. Ihre Augen tasteten sein Gesicht ab, seine vertrauten, wundervollen Züge. Irgendetwas kam ihr verändert vor. Sie konnte nicht genau bestimmen, was es war. Er sah irgendwie unwirklich aus. Wie eine Fälschung. Sein zerzaustes Haar und das unbekümmerte Schuljungengrinsen erschienen ihr plötzlich wie eine längst überholte Attitüde.
    »Ich freue mich so, dass du gekommen bist, Leah«, sagte er sanft, als spürte er ihr Zögern. Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Mappe, die sie in der Hand hielt. »Hast du es da drin? Alles, was du herausgefunden hast? Aber jetzt komm doch erst mal herein.« Leah setzte einen zögernden Schritt über die Schwelle, blieb aber gleich wieder stehen.
    »Ja, hier ist alles drin. Ich muss mit dir reden, Ryan. Über das, was in Belgien …«, begann sie, doch ein perlendes Lachen und das Aufblitzen von rotbraunem Haar ein Stück vor ihr im Flur ließen sie jäh verstummen. Sie sah, wie Ryans Züge sich anspannten und das Lächeln auf einmal gezwungen wirkte. Sah, wie er sie aufmerksam beobachtete.
    »Ist das Anna?«
    »Leah, jetzt fang bloß nicht an …«
    »Fang bloß nicht an? Fang bloß nicht an?« Wut durchzuckte sie wie ein Blitzschlag. »Du hast mir nicht gesagt, dass sie hier ist. Ich dachte, sie sei noch in den USA ?«
    »War sie ja – ist sie. Aber die Geburtstagsfeier ihres Vaters kann sie wohl kaum versäumen, oder?«
    »Ihres Stief vaters«, korrigierte Leah ihn. »Ein ziemlich bedeutsamer Unterschied, findest du nicht?«
    »Nicht in diesem Fall. Hör zu, Leah. Meine Eltern möchten dich wirklich gern sehen. Sie haben dich vermisst – wir alle. Warum kommst du nicht einfach rein und vergisst den ganzen anderen Kram? Das ist wirklich nicht der passende Zeitpunkt, um eine Szene zu machen.« Er sprach in diesem sanften, schmeichelnden Tonfall, dem sie früher einmal nicht hätte widerstehen können. Dem sie in seinem Zimmer in Belgien nicht hatte widerstehen können. Jetzt klang er beinahe quengelnd, irgendwie erbärmlich. Er nahm ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. Sie wartete auf die Hitze, die seiner Berührung sonst stets verlässlich folgte, auf das Kribbeln, das ihr gleich wie eine Gänsehaut über den ganzen Körper laufen würde. Aber nichts geschah.
    »Da hast du recht«, sagte sie, nun ganz ruhig. Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich habe keine Szenen mehr
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