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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin
Autoren: Kate Lord Brown
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hättest!«
    »Ich hoffe, sie hat dir nicht das Leben schwer gemacht, während ich weg war?«
    »Mach dir keine Sorgen um mich, meine Liebe. Ich habe Ms Stafford im Griff – meine Katze hat mehr Charakter als sie.«
    »Sie waren jedenfalls nur befreundet, als ich sie an der Columbia kennengelernt habe.« Emma runzelte die Stirn. Sie hatte sich immer gefragt, ob das wirklich stimmte. »Weißt du, was er gesagt hat, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe? Er war sich unsicher. Er hat gesagt, er liebt uns beide.«
    Freya brummte etwas vor sich hin, dann sagte sie: »Joe ist nicht der Typ für komplizierte Herzensangelegenheiten. Er weiß nicht, was er tut, und das mit deiner Mutter macht ihm noch zu schaffen.«
    Emma rieb sich den Nasenrücken. »Er war genauso niedergeschmettert wie wir, als Mum schließlich gestorben ist.«
    »Sie standen einander sehr nah. Irgendwie bin ich ja froh, dass Liberty das alles nicht mitbekommen musste, aber sie wäre liebend gerne Großmutter geworden. Bei dem Gedanken daran, Urgroßmutter zu werden, fühle ich mich wirklich uralt …« Freya hielt den Hörer zu und sprach gedämpft mit jemandem. »Hör zu, das Büro füllt sich wieder. Kommst du rüber?«
    »Bald. Erst mal will ich unter die Dusche.« Sie schwieg kurz. »Ich sollte Joe wohl anrufen.«
    »Er ist in New York. Beziehungsweise: Sie sind in New York.«
    »Delilah hat ihn begleitet?«
    »Natürlich«, sagte Freya. »Sie konnte es doch nicht riskieren, dass der Deal platzt, oder? Nicht jetzt, wo sie das Geld riechen kann. Ich hoffe, du übereilst das nicht. Du musst die Firma nicht verkaufen, das weißt du.«
    Emma seufzte. »Ja, ich weiß. Aber hier ist nun nichts mehr für mich zu tun. Wir haben Jahre damit verbracht, das Geschäft aufzubauen, aber das Angebot der Amerikaner ist zu gut, um es auszuschlagen. Es ist ein klarer Schnitt.«
    »Deine Mutter wäre sehr unglücklich. Sie wollte immer, dass es ein Familienbetrieb ist, und sie hätte die Firma in ihrem Testament niemals zwischen euch allen aufgeteilt, wenn sie gewusst hätte, was Delilah vorhat.«
    »Was kann ich schon tun? Ich fand, es wäre besser, wenn sie nichts von der Affäre weiß.« Emma schloss die Augen. »Ich bin froh, dass sie es nicht wusste. Jedenfalls haben Joe und Delilah nun ein gemeinsames Kontrollinteresse. Wir können nichts tun. Sobald wir verkauft haben, kann ich mir etwas Neues suchen.«
    »Glaubst du? Die Amerikaner werden sicherlich wollen, dass du bleibst, das ist dir klar – Liberty hat dich zum Gesicht der Firma gemacht.«
    »Ich war nur fürs Auge. Die Marke haben wir alle zusammen aufgebaut.« Traurig schaute Emma die Straße hinunter. Fünfjährige aus der Hill-House-Schule gingen in Zweierreihen an ihr vorbei. Wie oft war sie mit Liberty Hand in Hand von der Schule nach Hause gegangen? All diese wertvollen, unbeachteten Augenblicke, sie sind vorüber. Emma spürte einen Kloß in der Kehle, und Tränen traten ihr in die Augen. Ganz egal, wie schwer sie gerade arbeitete, Liberty war stets da gewesen, um sie abzuholen – zwar oft zu spät, aber sie kam immer. Das war ihre Zeit, nach der Schule und frühmorgens, nur dann hatte Emma ihre Mutter ganz für sich allein. Hin und zurück, hunderte Male, und ich kann mich nur an ein paar wenige Augenblicke erinnern.
    »Es ist einfach unglaublich schade, nachdem wir so viel dafür gearbeitet haben.«
    »Hm? Nein, es ist Zeit für einen Neuanfang. Hey – endlich kannst du dich zur Ruhe setzen«, neckte Emma ihre Großmutter, während sie in ihrer speckigen Mulberry-Handtasche nach ihren Schlüsseln suchte.
    »Ich?« Freya lachte kurz und tief. »Das hat Charles auch gesagt. Dazu wird es nie kommen. Die Arbeit hält mich am Laufen. Wenn ich nicht mehr im Büro herumwirtschaften und allen im Weg umgehen kann, was soll ich dann mit mir anfangen?«
    Emma lächelte. Liberty hatte nie das Herz gehabt, Freya zu zwingen, in den Ruhestand zu gehen. »Wie geht es Charles?«
    »Wie immer.«
    »Es tut mir leid, dass ich letzten Monat nicht zu deinem Geburtstag hier war.«
    »Ich würde lieber vergessen, dass ich vierundachtzig bin, meine Liebe. Komm doch vorbei, und iss einen Happen mit uns!«
    »Danke, aber ich hole mir ein Sandwich aus dem Café. Ich will hier so schnell wie möglich alles erledigen, und dann ab nach Spanien. Ich brauche einen Neuanfang.«
    »Ja«, sagte Freya nachdenklich, »darüber müssen wir uns dringend noch unterhalten.«
    »Fang bitte nicht damit an.« Emma runzelte die Stirn.
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