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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin
Autoren: Kate Lord Brown
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er und küsste sie. »Du hast nicht viel verpasst. Irgendein Anarchist aus Valencia hat die Kommunisten verärgert.« Mit den Lippen streifte er ihr über den Hals. »Er will nicht, dass die Russen sich einmischen – spanische Angelegenheiten betreffen nur die Spanier, das hat er in seiner Rede gesagt.« Jordi schüttelte den Kopf. »Sag das mal zu Hitler und Mussolini. Sie bewaffnen Francos Truppen – welche Hoffnung haben wir Republikaner denn ohne die Russen?«
    Sie stiegen die Steintreppen in den Schatten des Kellercafés hinunter. Im Hintergrund war Musik zu hören: »… the music goes round and round and it comes out here …« Jordi hielt ihr die Augen zu.
    »Was machst du da?«, fragte sie lächelnd.
    »Ich habe etwas für dich.« Jordi zog eine lange goldene Kette aus der Tasche und legte sie ihr um den Hals. »Alles Gute zum Geburtstag.« Er küsste die weichen Locken in ihrem Nacken.
    »Ich dachte schon, du hättest es vergessen!« Rosa blickte auf das goldene Medaillon und schnappte nach Luft. »Das ist wunderschön, Jordi. Wie konntest du dir das leisten?«
    »Es gehörte meiner Mutter. Ich habe es letzten Sommer in Valencia einfach genommen, als Vicente gerade nicht hingeschaut hat. Uff …« Er krümmte sich, als sie ihm in den Magen boxte. »Er wird es nicht merken! Mein Bruder interessiert sich nur für Geld – hätte er es gesehen, hätte er es verkauft. Mamá fand immer, es sei zu gut, um es zu tragen.« Vorsichtig öffnete er den Filigrananhänger. »Ich glaube, früher hat man es für Parfum verwendet.« Rosa roch daran, nahm einen längst verflogenen Duft wahr. »Aber ich habe unsere Bilder hineingesteckt.«
    Rosa erkannte die Studioaufnahmen, die sie vor ein paar Monaten hatten machen lassen. Sie waren sorgfältig zugeschnitten worden, sodass sie in den goldenen Rahmen passten. »Es ist wirklich wunderschön.« Sie küsste ihn, lange, schmeckte das Salz auf seinen heißen Lippen, seiner Haut.
    »Versprich mir, dass du es immer tragen wirst«, sagte er leise. »Was auch passiert, wir werden dadurch immer zusammen sein.«
    »Nichts kann uns voneinander trennen, Jordi.«
    »Nein«, sagte er und legte ihr die Hand auf den Bauch. »Ich will nicht, dass du weiter mit uns kämpfst. Sobald ich kann, bringe ich dich nach Valencia. Vicente kümmert sich um dich.« Er nahm eine der letzten wilden Rosen aus einem Marmeladenglas auf der Bar und steckte sie ihr ins Knopfloch.
    »Ich gehe nicht.« Rosa grub die Hände in die Taschen ihres Overalls. »Ich kann immer noch kämpfen. Wir sind zusammen. Das ist genug.«
    Jordi wandte sich um, um seinen Freund Marco zu umarmen, der bei der Bar stand. Rosa lauschte den Gesprächsfetzen, die von den voll besetzten Mittagstischen herübertrieben, sah zu, wie die Kellnerin sich geschickt zwischen den vielen hoffnungsvollen, einsamen Händen der Soldaten hindurchschlängelte.
    »Valencia ist im Moment sicher«, sagte einer der Soldaten. »Die Stadt ist voller Hafenarbeiter, die der CNT-Gewerkschaft gegenüber loyal sind, und in der Huerta sind lauter reiche Bauern, die den Kopf gesenkt halten und weiterhin in aller Ruhe Reis und Orangen in ihren kleinen Höfen anbauen.«
    »Reis und Orangen!« Marco lachte und stieß Jordi an. »Da solltest du dich bestens auskennen.«
    »Ich bin kein Bauer! Ich bin ein recordatore .« Jordi sprang mit der Leichtigkeit einer Katze auf die Bar, und die Leute an den Tischen johlten und klatschten. »Ich bin der größte Stierspringer in ganz Spanien!« Rosa zog ihn lachend herunter. Jordi strich sich die Haare aus den Augen. »Mein Vater, der war Bauer.« Er legte den Arm um Rosa. »Er war ein Landbesitzer, der sein Land verloren hat. Seine Unzufriedenheit hat er mit Cognac hinuntergespült und meinen Bruder auf Lebenszeit verdorben. Vicente ist ein gescheiterter Matador, ein unglücklicher Schlachter, der sich für einen Aristokraten hält. Bis drei oder vier Uhr trinkt er im Café, schläft ein paar Stunden, versorgt die Damen des Dorfes mit Schweinebäuchen …«
    »Nicht nur damit, was man so hört«, murmelte Marco.
    »Du willst, dass ich bei diesem Mann wohne?« Rosa lachte unbehaglich.
    Jordi zuckte die Schultern. »Es wird sicherer sein als hier. Vicente ist kein político – er steht zwischen den Fronten. Aber er ist mein Bruder, und ich liebe ihn. Ich war eine kleine Überraschung für meine Eltern – sie dachten, nach allem, was meine Mutter bei Vicentes Geburt mitgemacht hat, könnte sie keine Kinder mehr bekommen. Als
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