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Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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erfüllten die Luft mit ihrem Geruch. Der süße Duft der Levkojen, der würzige Duft der Nelken, der Zauber der Verbenen. Ja, sie lernte kleine, hübsche Dinge kennen, sie nahm sich Zeit zu lernen. Und zu genießen.
    Den Augenblick zu genießen.
    Voll und weiß hing der Mond über dem Meer und tauchte die Küste, die sie so liebte, in ein mystisches Licht. Die See sang ihr Lied mit einer Inbrunst, die die Sehnsucht in ihr weckte.
    Ryan war jetzt seit zwei Wochen weg. Sie wußte, daß er nicht mehr wiederkommen würde. So war es immer gewesen. Es gab Wichtigeres als Miranda.
    Sie würde darüber hinwegkommen. Sie war schon auf dem besten Wege. Sie würde Urlaub machen, aber auch hier ihre
Zeit nutzen. Hier gehörte sie hin. Sie würde sich das Heim einrichten, das sie nie gehabt hatte. Sie würde den Garten fertigmachen und das Haus anstreichen lassen. Sie würde neue Vorhänge kaufen.
    Sie würde zwar nie wieder in ihrem Leben einem Mann vertrauen – aber sie wußte, daß sie sich auf sich selbst verlassen konnte.
    »Dieser Augenblick wäre noch stimmungsvoller, wenn du ein langes, fließendes Gewand tragen würdest.«
    Miranda wirbelte nicht herum. Dafür reichte ihre Selbstbeherrschung. Langsam wandte sie sich um.
    Ryan grinste sie an. Er trug seine schwarze Diebeskleidung und stand lässig in ihrem Schlafzimmer.
    »Jeans und T-Shirt...«, fuhr er fort. »Das steht dir zwar gut, aber sie wirken nicht so romantisch wie ein Seidenkleid.« Er trat auf die Terrasse. »Hallo, Dr. Jones.«
    Sie starrte ihn an. Er fuhr mit seinen Fingerspitzen leicht über eine Prellung auf ihrer Wange, die noch nicht ganz verheilt war. »Du verdammter Bastard«, erwiderte sie und schlug ihm mit aller Kraft ihre Faust ins Gesicht.
    Ryan taumelte ein paar Schritte zurück und konnte einen Augenblick lang nichts sehen, fand aber schnell sein Gleichgewicht wieder. Vorsichtig betastete er sein Kinn und tupfte das Blut an seinem Mund ab. »Na, das ist ja eine nette Begrüßung! Du bist offenbar nicht sehr erfreut, mich zu sehen.«
    »Ich würde mich nur freuen, wenn ich dich hinter Gittern sähe, du Bastard! Du hast mich mißbraucht, mich angelogen. Vertrau mir, hast du gesagt, und dabei warst du die ganze Zeit nur hinter der Bronze her.«
    Er fuhr sich mit der Zunge über das Zahnfleisch und schmeckte Blut. Verdammt noch mal, die Frau hatte einen harten Schlag. »Das stimmt nicht ganz.«
    Miranda ballte die Faust, bereit, noch einmal zuzuschlagen. »Du bist nach Florenz geflogen, oder etwa nicht? Du bist hier weggefahren, hast ein Flugzeug bestiegen und bist wegen der Statuen nach Florenz geflogen.«
    »Natürlich, das habe ich dir doch gesagt.«
    »Elender Dieb!«
    »Ich bin ein hervorragender Dieb. Selbst Cook findet das – obwohl er es mir nie wird nachweisen können.« Lächelnd fuhr er sich mit der Hand durch das dichte, dunkle Haar. »Und jetzt bin ich ein Dieb im Ruhestand.«
    Sie verschränkte die Arme. Ihre linke Schulter schmerzte immer noch von dem Abend an den Klippen, aber wenn sie sie abstützte, war der Schmerz besser zu ertragen. »Mit dem, was du für die Skulpturen bekommen hast, kannst du wahrscheinlich hervorragend im Ruhestand leben.«
    »Ein Mann bräuchte mehrere Leben lang nicht mehr zu arbeiten, wenn er das Geld hätte, das der Michelangelo wert ist.« Da Miranda schon wieder die Fäuste ballte, beobachtete Ryan sie mißtrauisch, während er eine Zigarre herausholte. »Sie ist das exquisiteste Stück, das ich jemals gesehen habe. Die Kopie war gut, sie hat gezeigt, wieviel Kraft in ihr steckt. Aber sie hat ihr Herz, ihren Geist, ihr Wesen nicht eingefangen. Es erstaunt mich, daß jemand, der beide gesehen hat, sie miteinander verwechseln konnte. Die Dunkle Lady singt, Miranda. Sie ist unvergleichlich.«
    »Sie gehört dem italienischen Volk. Sie gehört in ein Museum, wo sie angeschaut und studiert werden kann.«
    »Weißt du, daß dies das erste Mal ist, daß du so von ihr redest? Bisher hast du immer ›die Skulptur‹ gesagt und niemals ›sie‹.«
    Miranda drehte sich um und blickte über den Rasen, wo der Garten im Mondschein schimmerte. »Ich will jetzt nicht über Pronomina diskutieren.«
    »Es steckt mehr dahinter, und das weißt du auch. Du hast etwas gelernt, das du in all diesen Jahren, in denen du nur Wissen sammeltest, vernachlässigt hast. Kunst lebt.«
    Er blies den Rauch aus. »Wie geht es Andrew?«
    »Ach, jetzt ist also meine Familie dran. Gut. Es geht ihm sehr gut. Elizabeth und Charles auch.«
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