Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
von ledernen Körpern, aufgestört durch die Geräusche der Schaufeln und den Schein der Blendlaternen, die zur Decke des natürlichen Gewölbes emporstiegen.
    Draußen warteten schweigend zwei weitere Männer neben einem breiten Lastwagen, dem man kaum zugetraut hätte, daß er über den ausgefahrenen Pfad gekommen war, der sich kurvenreich bis zu den dichten Bäumen wand, um dort wie in einem Eisenbahntunnel zu verschwinden. Einige Meter entfernt stand ein verstaubter Jeep auf einem felsigen Vorsprung, der über das unbewegte Wasser ragte, ohne sich darin zu spiegeln.
    Im Osten zogen die rosigen Finger der Morgendämmerung bereits die Nebelschleier beiseite, die das schlafende Land bedeckten, hier aber hingen die Ausdünstungen des Sees noch grau und schwer über den Wassern, dem Fahrzeug und den wartenden Männern.
    Schließlich tauchten aus dem schwarzen Schlund der Höhle zwei Gestalten auf, die schwer an einer länglichen Metallkiste schleppten, die sie zwischen sich trugen.
    Sie stellten sie vor den geöffneten Heckklappen des Lastwagens ab. Einer der wartenden Männer, dem bereits dünner werdendes, gelbliches Haar in der Stirn klebte wie Stroh auf dem Hintern einer Melkerin, bückte sich, um die Kiste zu öffnen. Aus schwarzen, vorstehenden Augen warf er den anderen Männern einen Blick zu und hielt einen Moment inne, wie ein Vampirjäger, der im Begriff ist, einen Sarg zu öffnen, dann stieß er den Deckel zurück.
    Der zweite Mann, dürr und dunkelhaarig, mit einem schmalen Schnurrbart, warf einen Blick auf die öligglänzenden Metallröhren und nickte dann. Der erste schnippte mit den Fingern, die Erdarbeiter schlossen die Kiste und hoben sie auf die Ladefläche des Lastwagens. Dann kehrten sie zur Höhle zurück, vorbei an ihren beiden Kameraden, die gerade mit einer zweiten Kiste aus der Höhle stolperten.
    Noch viele Male ging es so hin und her, und während die Schaufler schaufelten, traten die Aufpasser an das Führerhaus des Lastwagens. Der Dürre öffnete die Beifahrertür und zog einen großen, eckigen Lederkoffer heraus, den er auf den Sitz legte und öffnete.
    Der mit den Strohhaaren und den Glubschaugen holte einen rundlich abgeflachten Gegenstand aus Elfenbein hervor, drückte auf einen Knopf und ließ eine lange, leicht gebogene Klinge aufspringen. Vorsichtig ritzte er zwei der Plastikbehälter an, die in dem Koffer lagen, befeuchtete einen Zeigefinger, steckte ihn in den ersten Einschnitt, leckte an dem Pulver, das an seiner feuchten Kuppe kleben geblieben war, wiederholte diese Prozedur beim zweiten und nickte dann zustimmend.
    Der Dunkelhaarige schloß den Koffer und schlug in die ausgestreckte Hand ein, die der andere ihm entgegenhielt.
    »Angenehmes Geschäft«, sagte Glubschauge. »Grüß die kleine Kansas von mir.«
    Der andere sah ihn einen Moment verwundert an und lächelte dann. Auch der Ältere hatte einen zweifelnden Ausdruck im Gesicht und hielt die Hand seines Gegenübers länger, als nötig gewesen wäre. Dann lächelte er ebenfalls und schüttelte den Kopf, als wolle er einen unangenehmen Gedanken loswerden, ließ los und trug den Koffer zum Jeep, wo er ihn auf den Rücksitz legte.
    Der Lastwagen war nun fertig beladen, die vier Schaufler reckten vor dem Höhleneingang ihre schmerzenden Glieder und nahmen die Tücher ab. Zwei waren vor Anstrengung rot im Gesicht, die beiden anderen waren unter ihrer bläßlichen Haut ganz dunkel angelaufen.
    Die ersten beiden gingen zum Jeep, die zwei anderen traten zu dem schmächtigen Mann, der die Heckklappe des Lastwagens schloß.
    Diese beiden wechselten einen Blick – ein Zeichen –, griffen nach den Halftern unter ihren Achseln, zogen Automatikpistolen hervor, gingen auf den Jeep zu und eröffneten das Feuer. Die beiden Schaufler, von den Kugeln in den Rükken getroffen, fielen auf ihre roten Gesichter, während der Strohblonde rücklings stürzte, wobei ihm die Augen vor Erstaunen noch weiter aus dem Kopf traten, während sich um seine Stirn ein Band von Blut wand.
    Einer der Schützen ging bis zum Jeep, beugte sich hinein und griff nach dem Koffer. Sein Gefährte wandte sich unterdessen zum Lastwagen, wo der Dürre wie gelähmt stand.
    »Chiquillo!«
rief er.
»Recuerdo de Jorge. Adiós!«
Dann ließ er eine ganze Salve los.
    Der Dürre spürte, wie ein heißer Schmerz seinen Brustkorb peitschte, und sank taumelnd wie ein Kreisel hinter dem Lastwagen zu Boden. Die übrigen Schüsse gingen direkt in den Höhleneingang, wo die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher