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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Autoren: Alexander Dumas
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Gelächter aufschlagend.
    Und alle Drei gingen in das anstoßende Zimmer.
    In demselben Augenblick verkündigte das dumpfe Rollen mehrerer Wagen auf dem schneebedeckten Pflaster dem Marschall die Ankunft der Geladenen, und bald nachher nahmen, unterstützt durch die Pünktlichkeit des Haushofmeisters, um den eirunden Tisch des Speisesaales Platz: neun Lakaien, schweigsam, wie Schatten, behend ohne Hast, zuvorkommend ohne Aufdringlichkeit,auf den Teppichen hin schlüpfend, zwischen den Gästen durchgehend, ohne je an ihren Armen anzustreifen, ohne je an ihre Fauteuils zu stoßen, Fauteuils, begraben in einer Masse von Pelzen, worein die Beine der Gäste bis an die Kniekehlen einsanken; das war es, was die Geladenen des Marschalls mit den milden Feuern der Oefen, dem Geruche der Fleische, dem Dufte der Weine und dem Gesumme der ersten Plaudereien nach der Suppe genossen.
    Kein Geräusch außen, die Läden hatten Dämpfer; kein Geräusch im Innern, ausgenommen das, welches die Gäste machten; Teller, die den Platz wechselten, ohne daß man sie tönen hörte, Silberzeug, das ohne einen einzigen Klang von den Buffets auf den Tisch überging; ein Haushofmeister, dessen Geflüster man nicht einmal hören könnte . . . er gab seine Befehle mit den Augen.
    So fühlten sich die Gäste nach Verlauf von zehn Minuten ganz allein in diesem Saale; so unfühlbare Sclaven mußten in der That stumm sein.
    Herr von Richelieu war der Erste, der dieses feierliche Stillschweigen, das so lange dauerte als die Suppe, dadurch unterbrach, daß er zu seinem Nachbar zur Rechten sagte:
    »Der Herr Graf trinkt nicht?«
    Derjenige, an welchen er diese Worte richtete, war ein Mann von achtundreißig Jahren, blond von Haaren, klein von Wuchs, hoch von Schultern; sein hellblaues Auge war zuweilen lebhaft, häufig melancholisch: der Adel war in unverwerflichen Zügen auf seine edle offene Stirne geschrieben.
    »Ich trinke nur Wasser,« antwortete er.
    »Ausgenommen bei König Ludwig XV.,« entgegnete der Herzog. »Ich habe die Ehre gehabt, mit dem Herrn Grafen dort zu speisen, und damals hat er wohl Wein getrunken.«
    »Sie rufen da eine herrliche Erinnerung in mir zurück, Herr Marschall; ja, im Jahre 1771 war es Tokayerwein vom kaiserlichen Gewächs.«
    »Es war von demselben Wein, den mein Haushofmeisterin diesem Augenblick Ihnen einzuschenken die Ehre hat, Herr Graf,« erwiderte Richelieu, sich verbeugend.
    Der Graf von Haga hob das Glas bis zur Höhe seiner Augen empor und betrachtete es bei der Helle der Kerzen.
    Der Wein funkelte im Glase wie ein flüssiger Rubin.
    »Es ist wahr, Herr Marschall, ich danke,« sagte er.
    Der Graf sprach die Worte: ich danke , mit einem so edlen und anmuthigen Tone, daß die Anwesenden electrisiert mit einer einzigen und gleichzeitigen Bewegung aufstanden und riefen: »Es lebe Seine Majestät!«
    »Gewiß,« erwiderte der Graf von Haga: »Es lebe Seine Majestät der König von Frankreich! Sind Sie nicht meiner Ansicht, Herr von Laperouse?«
    »Herr Graf,« erwiderte der Capitän mit dem zugleich freundlichen und ehrfurchtsvollen Ausdruck des Mannes, der mit gekrönten Häuptern zu sprechen gewohnt ist, »ich habe den König vor einer Stunde verlassen, und er war so voll Güte gegen mich, daß Niemand lauter: Es lebe der König! rufen wird, als ich es thue. Da ich mich in einer Stunde in eine Postchaise werfen werde, um die See zu erreichen, wo mich die zwei Flöten erwarten, die der König zu meiner Verfügung stellt, so bitte ich um Erlaubniß, so bald ich einmal draußen bin, rufen zu dürfen: Es lebe ein anderer König, dem ich sehr gern dienen würde, hatte ich nicht einen so guten Herrn!«
    Nach diesen Worten erhob Laperouse sein Glas und verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem Grafen von Haga.
    »Bei der Gesundheit, die Sie ausbringen wollen, sind wir Alle bereit einzustimmen, mein Herr,« sagte Madame Dubarry, die zur Linken des Marschalls saß. »Aber unser Altersdechant, wie man im Parlament sagen würde, muß diese Gesundheit ausbringen.«
    »Ist dieses Wort an Dich gerichtet, Taverney, oder an mich?« fragte der Marschall lachend und seinen alten Freund anschauend.
    »Ich glaube nicht,« erwiderte eine neue Person, die dem Marschall von Richelieu gegenüber saß.
    »Was glauben Sie nicht, Herr von Cagliostro?« sagte der Graf von Haga, indem er seinen durchdringenden Blick auf den Redner heftete.
    »Ich glaube nicht, Herr Graf, daß Herr von Richelieu unser Altersdechant ist,« antwortete Cagliostro, sich
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