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Das große Heinz Erhardt Buch

Das große Heinz Erhardt Buch

Titel: Das große Heinz Erhardt Buch
Autoren: Heinz Erhardt
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Wort,
denn hast du einen Wunsch getan —
den Wunsch erfüllt er dir sofort!«
Und schon entfuhr es ihrem Mund:
»Ach, hätten wir doch fünfzig Pfund!
    Zu spät! — Der Blick des Mannes ging
verzweifelt und entsetzt zu ihr:
»Nur Unglück bringt der böse Ring,
so sprach der Inder doch zu mir!«
»Ach, lieber Mann, denk nicht an den -
von fünfzig Pfund ist nichts zu sehn …!«
    »Ja, du hast recht!« — Der Abend kam,
doch nicht der Sohn. — Beim Abendbrot
erschien sein Chef in Schwarz und nahm
den Hut ab, sprach: »Ihr Sohn ist tot …
Ein Unglücksfall … I’m sorry, und —
wir zahlen Ihnen fünfzig Pfund …!«
Auge um Auge
    Stundenlanger Regen nieselt,
und es schmerzt schon das Gesäß,
und die Luft ist eingedieselt
durch die vielen LKWs.
    Immer weiter! Keine Liebe
kennt man auf der Autobahn!
Wütend beißt sich das Getriebe
und der Mensch durch — Zahn um Zahn …
    Anhänglichkeit
    Das Kind hängt an der Mutter,
der Bauer an dem Land,
der Protestant an Luther,
das Ölbild an der Wand.
Der Weinberg hängt voll Reben,
der Hund an Herrchens Blick,
der eine hängt am Leben,
der andere am Strick …
    Das glückliche Leben
    Nein, wir hatten nichts zu rauchen.
Was da rauchte, waren Trümmer.
Und dann rauchten wir Machorka,
und der Hunger wurde schlimmer. —
    Doch bald wurde es dann besser.
Wieder rauchten alle Schlote.
Und wir reisten nach Mallorca
mit dem Flugzeug oder Boote.
Und die Häuser wurden größer,
und die Autos wurden länger,
und wir wurden immer fetter
und die Städte immer enger.
Geld gab’s viel für wenig Arbeit.
Alles gab’s im Übermaße:
Freiheit, Fernsehn, Ferienreisen —
und die Toten auf der Straße.
Die Uhrsache
    Die Rathausuhr geht unentwegt,
und immer scheint sie aufgeregt,
weil — ist sie auch schon hochbetagt—
sie innerlich die Unruh plagt–,
was sich auf uns dann überträgt…
Kinder
    Kinder haben es so leicht,
haben keine Sorgen,
denken nur, was mach ich jetzt,
nicht, was mach ich morgen …?
Kinder haben es so schwer,
dürfen niemals mäkeln
und sich wie der Herr Papa
auf dem Sofa räkeln …
    Kinder haben es so leicht,
dürfen immer spielen,
essen, wenn sie hungrig sind,
weinen, wenn sie fielen …
Kinder haben es so schwer,
müssen so viel lernen
und, wenn was im Fernsehn kommt,
sich sofort entfernen …
    Kinder haben es so leicht,
naschen aus der Tüte,
glauben an den lieben Gott
und an dessen Güte …
Kinder haben es so schwer,
müssen Händchen geben —
und auf dieser blöden Welt
noch so lange leben …
Der Friedhofsgeiger
    Immer wenn die Totenglocke
läutete im Dorf, dann griff der
Friedhofsgeiger nach der Geige,
nach dem Bogen und dem Hute.
Und wenn leis der Sarg sich senkte,
stand er geigend an dem Grabe,
und die Trauergäste weinten,
und dann gaben sie ihm reichlich.
    Plötzlich und ganz unerwartet
starb der Bäckermeister Wuttke
und der Apotheker Heinrich,
und noch viele andre folgten.
Auch den Volksschullehrer Meinke
trug man feierlich zu Grabe,
dem, so wußte man, nichts fehlte
als die Liebe seiner Schüler.
    Niemand aber ahnte, daß der
Bäcker und der Apotheker
und der Lehrer und die andern
keines echten Todes starben,
weil der Friedhofsgeiger ihnen
in der Wirtschaft Gift ins Essen
schüttete, das festzustellen
schwer war für den Arzt des Dorfes.
    Und weil in dem kleinen Orte
sonst nur selten welche starben,
gab der Geiger Hilfestellung,
da er von den Toten lebte.
Denn wenn leis der Sarg sich senkte,
stand er geigend an dem Grabe,
und die Trauergäste weinten,
und dann gaben sie ihm reichlich.
Das Wiedersehn
    Er hat sich dreimal überschlagen …
Lang war der Sturz und kurz der Schreck …
Im Abgrund lag der schöne Wagen,
und neben ihm lag Mister Black …
Die starren Augen standen offen …
Der Wagen lag auf dem Verdeck …
Black schaute staunend und betroffen:
»Da steht doch mein Freund Taylor? — Jack
    »Ja, ich bin Jack! Leidest du sehr?
Wie geht’s? Du kannst mir alles sagen!«
»Mein lieber Jack, wie kommst du her,
das muß ich aber wirklich fragen?!
Du fielst vor Jahren doch vom Boot
durch irgendeinen dummen Fehler,
und du ertrankst! Du bist doch tot!!!?«
»Du auch«, erwiderte Jack Taylor …
    Schimpfe nicht …
    Schimpfe nicht auf Sozialisten —
oder auf Nationalisten —
oder gar auf Klerikale —
und auch nicht auf Liberale!
Schimpf nicht auf die Kaisertreuen —
öder auf die Neo-Neuen—
schimpfe nur auf jene, die’s
Land regiern, als könnten sie’s!
Letzte Bitte
    Der Tag geht nun zur Neige
und leise kommt die Nacht.
Ich danke
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