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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor
Autoren: dtv
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Überschwemmung zu schützen. Aber Sara und Karl wussten, dass das Moor erwacht war und sie alle ertränken würde!
    Plötzlich flackerte es in den Fenstern der Häuser, dann wurden sie schwarz. Dasselbe geschah mit der Straßenbeleuchtung. Irgendwo hatte es einen Kurzschluss gegeben und jetzt lag die ganze Stadt im Dunkeln.
     
    Es gab nur eine vernünftige Lösung. Doktor Ekwall glaubte, dass das Amulett ihn zu dem Schatz im Moor führen würde. Sie mussten ihn finden.
    Sara und Karl rutschten und stolperten durch den Morast, obwohl sie noch gar nicht im Moor angekommen waren. Es war, als würde der Sumpf wachsen und langsam alle Wege überfluten. Bäume und Büsche bildeten eine dichte Mauer. Und genau dort, vor dem wilden Gestrüpp, sahen sie eine vertraute Gestalt. Sonja Svärd.
    Sie lief am Waldrand auf und ab und spähte unruhig durch die Bäume. Ab und zu schlug sie die Hände vors Gesicht, als würde sie weinen. Sie musste Doktor Ekwall gefolgt sein und schien nun hier auf ihn zu warten.
    »Sie traut sich nicht ins Moor«, murmelte Karl.
    Sonja Svärd starrte sie an. Karl glaubte zu sehen, wie Schlingpflanzen schlängelnd über den Boden krochen.
    »Alles wird gut«, sagte Sonja Svärd verwirrt. »Bald wird alles gut . . .«
    »Wo ist er?«, fragte Karl. »Wo ist Doktor Ekwall?«
    Die Rektorin antwortete nicht, aber sie drehte den Kopf und spähte ins Moor.
    »Wir müssen ihn aufhalten«, sagte Sara zu Karl.
    Sonja Svärd machte einen Schritt zu Seite und versperrte ihnen den Weg.
    »Ihr versteht das nicht! Das Amulett wird uns helfen. Es wird ganz Krabbsjögrund helfen. Es wird uns das Geld verschaffen, das wir für das Kasino benötigen.«
    Ein dumpfes Grollen erhob sich aus dem Morast und für einen Moment sah Karl, wie das Moor sich bewegte. Die Umrisse menschenähnlicher Gestalten tauchten zwischen den kahlen Zweigen auf.
    Panisch starrte die Rektorin Karl und Sara an.
    »Was geht hier vor?«
    Karl und Sara wechselten einen schnellen Blick.
    »Die Toten kommen aus dem Moor zurück«, sagte Karl. »Genau wie in der Sage.«
    »Wir wollen doch nur den Schatz«, jammerte Sonja. »Nur dafür brauchen wir das Amulett. Deshalb haben wir uns von dir den Weg weisen lassen.«
    Das Gesicht der Rektorin war kreideweiß, ängstlich sah sie Sara an.
    »Aber das Amulett darf nicht jeder tragen«, sagte Sara. »Sie haben das Böse im Moor geweckt!«
    »Wir dachten, wir könnten   …«, murmelte Sonja.
    Plötzlich erstarrte sie. Aus den Bäumen trat eine kleine Gestalt hervor, die kaum mehr war als ein Schatten. Ein kleiner Schatten. Ein Kinderschatten.
    »Annie?«, flüsterte Sonja. »Annie! Bist du es wirklich?«
    Karl und Sara kamen näher. Das Schattenkind legte den Kopf schief, als käme Sonja ihr zwar bekannt vor, aber als könne sie sie nicht richtig einordnen.
    »Annie!«, rief Sonja. »Oh, mein Gott!«
    Sie machte einen Schritt auf das Kind zu, aber dann sah sie das Moos, das den kleinen Körper bedeckte. Wasser tropfte aus ihren schon lange verrottenden Kleidern.
    Sonja hatte Todesangst.
    »Das kann nicht sein«, sagte sie mit gezwungener Entschlossenheit.
    »Sonja   …«
    Es war kaum mehr als ein hohles Wispern. Das Gespenst am Waldrand hatte seine Stimme gefunden.
    »Sonja   … wollen wir spielen?«
    Da wandte Sonja sich ab, schlug die Hände vors Gesicht und stolperte zurück in Richtung Stadt. Das ertrunkene kleine Mädchen starrte ihr ausdruckslos hinterher.
    Karl und Sara sahen sich an. Sollten sie . . . Mussten sie wirklich? Aber dann nickten sie sich gleichzeitig zu. Sie würden es tun, weil sie keine andere Wahl hatten. Und so liefen sie los, mitten hinein in den dunklen Sumpf.
     
    Es schmatzte um ihre Stiefel und die bekannten Pfade waren längst von dem wachsenden Netz aus Zweigen und Wurzeln verschluckt worden. Am Unheimlichsten waren die Schatten der Ertrunkenen, die sich überall regten. Karl knipste die Taschenlampe an und zum Glück schienen die Gestalten vor dem Lichtschein zurückzuweichen.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Karl.
    Sara schluckte.
    »Mach die Taschenlampe aus«, sagte sie leise.
    Karl starrte sie an, aber sie nickte ernst. Er löschte die Lampe.
    Erst geschah gar nichts. Karl wagte kaum zu atmen. Die dichte Vegetation schien immer näher und näher zu kommen. Um sich herum hörten sie das Keuchen und Ächzen der Wesen, die sich auf sie zubewegten. Das Moor wuchs – und es atmete. Immer nasser wurde der Boden unter ihren Füßen.
    »Sieh mal da!«, flüsterte
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