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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer
Autoren: Jason Dark
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mehr.«
    »Auch nicht, woher du kommst? Wer deine Eltern sind oder waren?«
    »Nein, das habe ich vergessen oder es wurde gelöscht. Ich weiß nicht mehr, wer ich richtig bin. Ich fühle mich als Mensch, ich bin auch ein Mensch, aber ich weiß nicht, wo ich lebe.«
    »Was sagst du, John?«
    Ich nickte Jane zu. »Gute Frage. Selima ist ein Phänomen. Die Vergangenheit hat sie eingeholt. Ein Götter-Opfer, wie sie selbst gesagt hat. Aber sie hat überlebt, ist wiedergeboren worden und lebte nun in dieser Gestalt. Mehr kann ich auch nicht sagen, obwohl ihre Kräfte schon außergewöhnlich sind, das habe ich erlebt. Nur müssen wir davon ausgehen, daß Selima Feinde hat. Jemand ist hinter ihr her. Da brauche ich nur an die beiden Männer in der U-Bahn zu denken.«
    »Und warum ist das so?« fragte Jane.
    Ich hob die Schultern.
    »Kannst du es nicht erklären, Selima?«
    »Nein.«
    Wir glaubten ihr die Antwort. Sie mußte sich erst an die neue Lage gewöhnen, in die sie ohne ihr Zutun hineingedrückt worden war. Trotz ihrer ungewöhnlichen Kräfte kam sie sich vor wie in der Falle, und sie befand sich auch auf dem Weg in die Verzweiflung, je länger sie über ihr Schicksal nachdachte.
    »Ich weiß nur«, sagte sie, »daß ich auf die Reise gehen wollte, um meine Heimat zu sehen.«
    »Ägypten?« fragte Sarah Goldwyn.
    »Genau. Das glaube ich.«
    »Mit dem Flugzeug?«
    »Bestimmt.«
    »Hast du ein Ticket?«
    Selima zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht einmal. Ich habe auch nicht darüber nachgedacht.«
    »Aber du hast zumindest Geld genug, um dir ein Ticket zu kaufen. Oder nicht?«
    »Kann schon sein. Ich…«
    Das Telefon meldete sich. Jane, die am nächsten saß, hob sofort ab, hörte zu, und ich sah, wie sie die Augenbrauen hob. Dann hielt sie mir den Hörer hin.
    »Für dich.«
    »Wer ist es denn?«
    »Eine Frau.«
    »Aha.« Ich nahm den Hörer entgegen und meldete mich mit einem »Ja, bitte?«
    »Hallo…«
    Ich war in diesem Augenblick wie elektrisiert, denn die Stimme kannte ich, obwohl die Person bisher nur ein Wort gesprochen hatte. Es war die Frau, die mich schon einmal angerufen hatte. Durch ihre Warnung war ich überhaupt auf Selima aufmerksam geworden, und jetzt hatte ich diese Frau wieder an der Strippe.
    »Du erinnerst dich?«
    »Sehr gut sogar.«
    »Das freut mich. Und es freut mich auch, daß Selima jetzt in deiner Nähe ist.«
    »Du weißt darüber Bescheid?«
    »Natürlich. Ich lasse euch nicht aus den Augen. Ich kenne mich aus, John.«
    »Wer bist du?«
    Ich hörte ein Lachen. Auch das kam mir bekannt vor. »Du wirst irgendwann darauf kommen, wer ich bin. Ich habe dir einmal versprochen, daß wir voneinander hören, aber ich werde mich zurückhalten. Es ist gut, daß sich Selima jetzt in deiner Nähe aufhält.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Beobachtet sie. Laßt sie nicht aus den Augen. Sie soll bei euch bleiben…«
    »Aber ich kann sie nicht festbinden. Sie wollte weg. Sie muß endlich herausfinden, wer sie wirklich ist.«
    »Ich weiß es. Die Vergangenheit läßt sie nicht los. Ich selbst greife noch nicht ein, und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es überhaupt kann. Ich freue mich nur, daß sie jetzt bei euch ist.«
    »Aber sie hat Feinde.«
    »Das weiß ich.«
    »Wer sind sie?«
    Die Unbekannte lachte. »Ich kann es dir nicht sagen. Nur soviel. Die Schatten der Vergangenheit schwinden nie ganz. Sie kehren immer wieder zurück…«
    Es war mir alles zu vage. Ich hätte gern nachgehakt und eine konkrete Antwort provoziert, doch dazu kam es nicht mehr, denn die Frau legte auf.
    Auch ich ließ den Hörer auf die Gabel sinken. Ich starrte ins Leere, und die drei Frauen um mich herum ließen mich zunächst in Ruhe. Es war Lady Sarah, die das Schweigen brach. »Es war wieder die geheimnisvolle Frau – oder?«
    »Ja, das war sie.«
    »Und? Hast du jetzt herausfinden können, wer sie ist?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber die Stimme kenne ich, das weiß ich genau. Nur hat es keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.« Ich zuckte die Achseln. »Es wird sich bestimmt alles von allein aufklären, denke ich.«
    »Über uns weiß sie sehr gut Bescheid«, meinte Jane. »Sie muß uns also unter Kontrolle halten.«
    »Davon kann man ausgehen.«
    »Weiß denn Selima nicht, wer sie ist?«
    Als die Frau ihren Namen hörte, hob sie den Kopf. Sie deutete ein Lächeln an. »Nein, ich weiß es nicht. Vielleicht später einmal, doch im Moment bin ich völlig von der Rolle. Ich
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