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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)
Autoren: F.E. Higgins
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auf den Bärenfellvorleger und blieb schimmernd dort liegen. Hector bückte sich und hob es auf.
    »Immerhin ist Mandible auf seinem Höhepunkt abgetreten«, fuhr Bovrik fort. »Auch sein Vater konnte nicht spielen. Nicht die Spur. Und auch er ist einsam und allein an seinem Instrument gestorben.«
    Stirnrunzelnd richtete Hector sich wieder auf. »Er ist am Cembalo gestorben?«
    »Ja. Hast du das nicht gewusst? Kurz nachdem Lysandra Mandible geheiratet hatte.« Bovrik sah Hector an, der nachdenklich den kleinen Gegenstand betrachtete, der ihm aus der Tasche gefallen war. Es war der Ring mit dem dunklen Stein, den er neulich im Wald beim Sammeln der Schweinsborsten gefunden hatte. Auf einmal stockte ihm das Blut in den Adern. »Tartari flammis!«, flüsterte er. »Das muss Lysandras Ring sein.« Er wandte sich schockiert an Bovrik. »Ich habe mich von vorn bis hinten geirrt! Begreift Ihr nicht? Lysandras Ring! Sie ist die einzige andere Person, die einen Nutzen von Lord Mandibles Tod hat. Sie hat Mandibles Vater umgebracht. Sie hat auch Mandible umgebracht. Und Ihr sollt nun die Schuld dafür tragen.«
    Ungläubig verzerrte sich Bovriks Gesicht. »Nein«, flüsterte er. »Das kann nicht sein.«
    Der größte Trickbetrüger von allen war ausgetrickst worden.

Kapitel 33

    Blick von oben
    E
r lächelte, während er fiel.
    So also war Fliegen! Er spürte die Winterluft kühl über seine heißen Wangen streichen und das war überraschend angenehm. Ein Gefühl, als würde er vom Himmel herabstürzen. Seine Augen waren geschlossen, seine Arme seitwärts ausgestreckt. Es stimmte also, was er gehört hatte. Das ganze Leben leuchtete blitzartig vor den Augen auf. Alles war da, in keiner bestimmten Reihenfolge – unzählige kleine Bilder und jedes für sich eine Erinnerung an tausend verschiedene Dinge.
    Jetzt war er wieder im Wald. Die Blätter waren braun und feucht und er konnte den modrigen Geruch riechen. Er hörte ein Schwein wühlen und schon stach ihm der beißende Geruch nach verbranntem Fleisch und angesengten Haaren in die Nase. Auch dieser fremde Wanderer tauchte auf, verschwand und an seine Stelle trat Hectors wissbegieriges Gesicht.
    Viel Glück, dachte er und spreizte die Finger, um den Wind hindurchwehen zu lassen.
    Er drehte sich in der Luft, sehr langsam seinem Gefühl nach, und fiel weiter. Warum dauerte es so lange? Im Schweben konnte er jede Kleinigkeit genau erkennen, was ihm seltsam vorkam, weil es spätabends war und nur die fernen Sterne und der Vollmond den Himmel erhellten. Er wusste auch, dass er in Wirklichkeit mit hoher Geschwindigkeit fallen musste, und doch konnte er jedes Ding gründlich ansehen und in sich aufnehmen: das Moos zwischen den Mauersteinen, ein Insekt, das über die rauen Steine krabbelte, Regenwasser, das sich als grünes Rinnsal einen gewundenen Weg an der Mauer abwärtsbahnte.
    In einem Chaos von Gefühlen wirbelte alles in ihm durcheinander: Trauer, Bedauern, Wut, Enttäuschung. Hatte es denn nicht einen einzigen Glücksmoment gegeben? Und dann erschien sie . Sie lächelte, streckte ihm ihre Hand entgegen, wie sie es Hunderte Male getan hatte. Er spitzte die Lippen, wie um ihre Hand zu küssen, aber sie entzog sie ihm, und ihr Blick wurde kalt.
    Was bin ich für ein Narr gewesen, dachte er. Was für ein Dummk…
    Er schlug auf dem Boden auf und blieb zusammengekrümmt auf der Seite liegen. Eine dunkelrote Blutlache breitete sich um ihn aus. Und das Letzte, was Bovrik sah, war sein eigenes Spiegelbild in der davonrollenden glitzernden Kugel.

Kapitel 34

    Abschied
    H
e, Wächter! Schnell! Lord Mandible ist ermordet, der Angeklagte auf der Flucht, Lady Mandible in Lebensgefahr! Sie wird von einem wild gewordenen Schwein bedroht. Du wirst im großen Speisesaal gebraucht!«
    Der Turmwächter glotzte Hector einen Moment an, dann klaubte er seine Waffen zusammen und rannte polternd und so schnell er konnte die Stufen hinunter.
    Hector aber, der den Schlüssel zu der einsamen Turmzelle aus dem Zimmer des Barons mitgenommen hatte, schloss in fieberhafter Eile die schwere Zellentür auf. Der Gefangene auf der anderen Seite erwartete ihn schon. »Ich wusste, du würdest mich nicht vergessen«, sagte er grinsend.
    »Wie könnte ich dich hier sitzen lassen?«, sagte Hector. »Ich verdanke dir mein Leben! Außerdem muss ich dich Verschiedenes fragen. Aber später. Lass uns verschwinden.«
    Unten lagen die Gänge und Korridore verlassen. Als sie sich dem Haupteingang näherten, konnten
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