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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3
Autoren: cross
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mich selbst entsetzt war, weil wir die Furcht vor dem Tempel als Schutzschild gegen diese Leute benutzten.
    »Wir mögen keine Besucher«, erklärte der Verlorene schließlich.
    »Wir bleiben nicht lange«, antwortete Gen. Sein gleichgültiger Tonfall war jemandem angemessen, der selbstverständlichen Gehorsam erwartete und sich nicht darum kümmerte, was es kostete, einen solchen Gehorsam von anderen zu erhalten.
    Der Verlorene ließ sich jedoch nicht so schnell einschüchtern. »Ihr habt unsere Setzlinge zertrampelt. Das kostet etwas.«
    »Ihr werdet angemessen entschädigt.«
    »Man kann keine Geldfetzen an den Füßen tragen. Und man kann sich damit auch nicht gegen Gesetzlose und Dschungelkatzen verteidigen.«
    »Du akzeptierst, was dir gewährt wird.« Gen trat vor. Ich konnte den Verlorenen nicht verübeln, dass sie uns verabscheuten. Aber Dono musste behandelt werden. »Wir benötigen klares Wasser. Am besten abgekocht und gekühlt.«
    Das Feuer leckte an den Holzscheiten, Hunde knurrten und zerrten an den groben Stricken. Die Escoas trampelten unruhig hin und her.
    Schließlich nickte der Verlorene verächtlich und ließ seine Wut an dem nächstbesten Köter aus. Er trat ihm in die Rippen. Der Hund jaulte schrill auf und duckte sich unterwürfig auf den Boden.
    Der Weiler wurde von einer Palisade aus behauenen jungen Stämmen geschützt, die vor allem wilde Tiere abhalten sollte. Hinter der Umzäunung standen primitive Hütten, deren Eingänge mit Fellen und Matten verhängt waren, durch die kein Licht herausdrang. Wir sahen keinen einzigen Bewohner außer den Männern und den knurrenden Hunden, die uns eskortierten.
    Wir wurden in eine Hütte geführt, und man gab uns einen brennenden Holzscheit, damit wir Licht hatten. Der Schwertträger stand als Erster Wache, vor der Tür, mit den Escoas. Der Drachenmeister murmelte und zuckte zwar immer noch, konnte aber bereits allein laufen. Er stolperte in eine Ecke der Hütte und brach mit ausgestreckten Gliedmaßen auf dem Boden zusammen. Der Schmied legte Dono auf die Erde.
    Donos Gesicht wirkte durch die Schwellung seines zerfetzten Augenlides verzerrt. Eiter und Blut verkrusteten seine Wimpern. Die Schicht war so dick wie Haferschleim. Die dunkelviolette Haut über dem geschwollenen Auge war an mehreren besonders gespannten Stellen aufgeplatzt. Sein Hals sah noch schlimmer aus. Unter dem schwarzen, getrockneten Blut sah ich etwas Weißes schimmern. War das sein Kehlkopf? Ich wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen.
    Er war bewusstlos, sah wächsern aus und atmete nur flach.
    »Er wird die Nacht nicht überleben«, erklärte der Schmied.
    Gen reichte ihm das brennende Holzscheit und kauerte sich neben Dono. »Ich fürchte, du hast recht.«
    »Tut etwas«, stieß ich heiser hervor. »Irgendetwas … Djimbi.«
    Etwas Magisches.
    Gen drehte sich um und starrte mich hinter dem Schleier an. »Es gibt keine Anrufung auf der ganzen Welt, die den Tod abwehren kann, Babu. Was nicht heißen soll, dass ich es nicht versuchen würde …« Er hob die Hand, um meinem Protest zuvorzukommen. »Ich werde tun, was ich kann, mit allem, was diese Leute entbehren können. Aber sie brauchen ihre Heilkräuter dringender als Dono.«
    »Das könnt Ihr nicht wissen!«
    »Ich habe genug gesehen, um zu wissen, wann sich die Nacht auf einen Menschen heruntersenkt.«
    Ich schwankte. Gen deutete mit einem Nicken auf den Boden. »Besser, du schläfst eine Weile. Ich wecke dich, sobald sich etwas ändert.«
    Mein Torso fühlte sich so steif an wie altes Bambusholz, meine Eingeweide waren von meinen gebrochenen Rippen zerschunden. Es erschien mir unmöglich, mich auch nur auf den Boden zu legen. Gen stand auf und half mir. Dann lag ich auf dem Rücken und lauschte Donos Atemzügen, aber sie waren so schwach, dass sie in dem Schnauben und dem rauen Keuchen der Escoas vor der Hütte untergingen, in dem Gemurmel des Drachenmeisters, dem Knistern des Holzscheits, dem lauten Atmen Gens und des Schmieds. Der Rauch von dem Scheit erfüllte die Hütte, und ich schloss meine Augen, weil sie davon brannten.
    »Wir sollten sie löschen, heho«, hörte ich Gens Murmeln. »Die Funken könnten diese Hütte in einen Scheiterhaufen verwandeln.«
    Ich wollte protestieren, wollte einwenden, dass Dono Licht brauchte, dass wir das Dunkel in Schach halten mussten. Aber ich schlief bereits.
    Dono starb im Morgengrauen.
    Gen weckte mich, hielt mir eine Schale mit schlammigem Wasser an die Lippen und half mir
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