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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
Autoren: Peter Orullian
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gefühlvoll die Ereignisse seit dem Nordsonnfest zu schildern?« Nachdem er ihn so herausgefordert hatte, wartete Sutter gespannt ab, wie der Sodale reagieren würde.
    Braethen räusperte sich und machte Anstalten, große Reden zu schwingen, brach aber schon beim ersten Wort zusammen und lachte. Seine Heiterkeit war ansteckend, und bald lachten sie alle. Tahn konnte sich nicht erinnern, wann sie das zuletzt getan hatten.
    »Schon gut, Sodale, denn schließlich« – Sutter stand auf und holte tief Luft, als wollte er einen Schlachtruf anstimmen – »bist du ja du!«
    Das brachte sie alle erneut zum Lachen. Tahn rollte von seinem Felsen herunter und hielt sich den Bauch, während Sutter sich in eine noble Pose warf.
    Der Fernkönig wirbelte unvermittelt herum und bedachte den Sheson mit einem verzweifelten Blick. »Dann sind die Schleusentore ja schon fast offen!« In seinem Hauptsaal ließ Elan den Blick über sie alle schweifen und musterte fragend ihre Gesichter. Bei Tahn angekommen, fragte der König: »Du bist zum Tillinghast gelangt?«
    Vendanji antwortete: »Das ist er. Und er ist ins Land zurückgekehrt.«
    »Dann haben wir ein Werkzeug, für das wir dankbar sein müssen.« Elan lächelte Tahn schief an, dem es nicht gefiel, auf diese Art beschrieben zu werden. »Dennoch«, fuhr der König grimmig fort, »fürchte ich, dass nicht die Zeit bleibt, eine größere Generation von Fern zu zeugen, bevor …«
    Tahn sah Miras Unbehagen angesichts der Wendung, die das Gespräch nahm. »Ganz gleich, was Ihr sonst noch beschließt, Ihr solltet wissen, dass Miras Taten meinen Kampf am Tillinghast überhaupt erst ermöglicht haben.«
    Niemand antwortete, doch Verstehen zeichnete sich auf Elans Gesicht ab. Er nickte Mira anerkennend zu.
    »Sie haben es auf die Bundessprache abgesehen, und Naltus ist nun der einzige Ort, an dem sie noch bewahrt wird. Aber sie werden ihren Ehrgeiz nicht allein darauf beschränken.« Vendanji maß den König der Fern mit ernstem Blick. »Es wird nötig sein, dass Ihr ein paar ausgewählte Fern in die Gegenden schickt, auf die es besonders ankommt, wenn der Schatten der Hand sich vollkommen öffnen oder der Schleier gänzlich fallen sollte. Doch Vorrang hat das Große Mandat. Es ist notwendig, dass Ihr Euren Sitz in Decalam einnehmt. Tahn hat den Fels der Erneuerung überlebt, aber das ist nur unser erster Schritt. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, bis die Versammlung beginnt. Ihr müsst Eure Führungsrolle für uns wahrnehmen, Elan. Die Politik der Könige, die Schliche der Liga … das Näherrücken der Stille. Ihr dürft dem nicht tatenlos zusehen.«
    Der König folgte den Worten des Sheson aufmerksam und nickte so, dass Tahn wusste, dass Elan alles, was Vendanji von ihm verlangte, in Erwägung ziehen würde. Aber die Miene des Fernkönigs verriet weiterhin Besorgnis, so dass Tahn sich fragte, ob die Bürde, die auf Elan lastete, selbst für einen Fern zu groß war. In diesem Augenblick fühlte sich Tahn König Elan eng verbunden, da er zu dem Schluss kam, dass sie sich in gewisser Weise ähnelten: Sie waren beide Geschöpfe, denen eine Rolle zugewiesen worden war, die ihnen wenig Handlungsspielraum ließ.
    Am Abend, nachdem alle Einzelheiten besprochen waren, kamen sie in den Genuss heißer Bäder, bevor ihnen Betten zugewiesen wurden und sie schlafen durften, diesmal ohne die Gesellschaft von Wachen – eine Ausnahme, die der König nur machte, um den erschöpften Gefährten eine gewisse Privatsphäre zuzugestehen. Braethen schloss sich Vendanji an, da in dem Sodalen Gefolgschaftstreue zu dem Sheson aufgekeimt war. Grant begab sich mit Mira auf die Fechthöfe, wo sofort Waffenübungen beginnen sollten, um die Fern in Kampftechniken einzuweisen, mit denen sie nicht vertraut waren. Wendra zog sich allein in ihr Zimmer zurück und wünschte allen leise eine gute Nacht, bevor sie sich mit einem Laib Brot und etwas frisch gewärmter Milch zu Bett begab. Tahn und Sutter teilten sich ein Zimmer und öffneten das Fenster, damit ihnen die Nachtluft über den bloßen Oberkörper streichen konnte wie früher immer auf Jagdausflügen in Helligtal.
    »Was nun?«, fragte Sutter und starrte durchs Fenster den hellen Mond an.
    »Das werden sie uns sicher sagen«, bemerkte Tahn und legte sowohl Verachtung als auch Humor in seine Worte.
    Sutter hob die Hand, an der er den einzigartigen Handschuh der Sedagin trug. »Glaubst du, dass man mich auf der Hochebene noch einmal willkommen heißen
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