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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen
Autoren: Phil Rickman
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hier sein.»
    Er war über eine Stunde zu früh gekommen, als Merrily gerade den Klappaltar vor der Kaminecke aufstellte. Mrs. Morningwood war da, um ihr zu helfen, und Jane war mit Roscoe spazieren gegangen. In etwa einer Stunde würde die Sonne untergehen.
    «Du könntest immer noch zu den Bullen gehen», sagte Hayter. «Und ich glaub dir auch noch nicht, dass du es nicht tust.»
    Deshalb war er gekommen, und deshalb würde auch Gwilym kommen. Sie waren nervös, und dazu hatten sie allen Grund.
    Sie gingen bis zu der Anhöhe, von der aus man jetzt den schiefen, sandfarbenen Turm der Kirche von Garway sehen konnte.
    «O.k.», sagte Jimmy Hayter. «Ich erzähl es dir. Wir
kannten
ihn schon vorher.»
    «Murray?»
    «Wir waren zusammen in Cambridge. Es gab eine Magier-Gesellschaft, wie an vielen Universitäten. Ich gehörte ihr eine Weile an, und Pierre auch. Für die meisten war es nur Spaß. Aber bei Murray … es hat sein ganzes Leben bestimmt.
Das
war sein Weg.»
    «Also hat er nicht Theologie studiert oder …?»
    «Nee. Der hat die Frauen studiert. Und Drogen. Alles. Damals war dieses ganze Carlos Castaneda-Zeug in Mode – Meskalin, Weißer Stechapfel, … Ich glaube, das hat ihn auch auf die Tempelritter gebracht.»
    «Die Tempelritter haben Drogen genommen?»
    «Vielleicht. Er hat es geglaubt. Offenbar haben sie viele Kräuter aus Nordafrika in Europa eingeführt. Für eine neue Erfahrung hat er alles getan. Und mit Frauen war er gut. Meistens waren es verhuschte Städterinnen. Dann war er wie angeknipst. Konzentriert, weißt du? Wie ein Laser. Er hat sich auf eine Frau konzentriert, und wenn sie verrückt nach ihm war, hat er das Interesse verloren und ihr die kalte Schulter gezeigt. Es ging nur darum, ob er sie kriegen kann.»
    «Und wie ist er dann hier bei euch gelandet?»
    «Wir hatten Geld, er nicht. Er hatte ein Stipendium, kam aus einer Familie mit begrenzten Mitteln. Im Gegensatz zu meinem Freund Pierre, der auf dem Zurück-zur-Natur-Trip war – lustig, nicht? Eine schlechte Erfahrung mit der grausamen Natur, und seitdem ist Pierre in der Stadt geblieben.»
    «Wer hat das Haus eigentlich entdeckt?»
    «Teddy. Oder Mat, wie wir ihn nennen sollten. Mat Phobe – wir haben das nie kapiert, weißt du. Wenn man Drogen nimmt, braucht man schon mal Monate, um ein Buchstabenrätsel zu lösen.»
    Hayter stand auf dem grünen Hügel und sah zum Meisterhaus hinunter.
    «Er kannte sich damals schon gut aus mit dem ganzen Tempelritter-Kram, und wir wussten gar nichts. War total aufgeregt, als er rausfand, dass das Haus, in dem wir lebten, Verbindungen dazu hatte. Er hat uns Ausgrabungen machen lassen, wir sollten den Boden rausreißen, Steine aus der Mauer holen. Wir haben immer wieder Möbel durch die Gegend geschoben, um das jeweilige Loch zu verstecken, falls die Besitzer kommen. Er hat immer geglaubt, es gäbe einen Tunnel zur Kirche.»
    «Irgendwas gefunden?»
    «Nee. Mat glaubte außerdem, dass Jacques de Molay damals irgendwas mitgebracht hat, das er hier versteckte, weil das Haus so abgelegen ist. Er dachte an die Mappa Mundi oder einen Prototyp davon. Er ist immer wieder nach Hereford, um sie sich in der Kathedrale anzusehen. Hat uns oder eins der Mädchen mitgeschleppt. Ich fand das Ding nie so doll. Ist nicht gerade große Kunst.»
    «Was genau –?»
    «Ist ein Werk der Tempelritter. Zeigt Jerusalem als Mittelpunkt der Welt. Nein, ich hab das falsch gesagt … er dachte nicht, dass es in Garway einen Prototyp der Mappa Mundi gibt, er dachte, die Mappa Mundi
wäre
der Prototyp. Diese ganzen merkwürdigen Zeichen und Symbole am Rand sind ziemlich grob gezeichnet. Er war überzeugt, dass irgendwo eine fertige Version versteckt wäre, eine perfekte magische Karte, die die Welt mit dem Universum verbindet. Ein Gesamtkonzept. Er dachte, sie hätten es als so eine Art magisches Kontrollding geschaffen. Und das … das war Teddy Murrays Heiliger Gral.»
    «Und er dachte, diese fertige Version befände sich immer noch irgendwo in Garway?»
    Lol sah sich um und hatte die vertraute Landschaft vor Augen, überzogen von herbstlichen Wäldern, Hügeln, die zur Sandsteinkirche hin abfielen. Wärme, Schutz. Abgesehen von gestern Nacht gefiel es ihm hier.
    «Vielleicht in einer Höhle unter dem Hügel … oder sogar unter dem Meisterhaus», sagte Hayter. «Er hat ’ne Menge Zeug aufgesogen wie ein Schwamm, das wurde immer verrückter. Er dachte, dass er was rausfände, wenn er Geister und Dämonen befragt,
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