Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
Michael, »dann wüssten wir wenigstens, dass er Fußpfleger ist, und wir hätten ihn inzwischen gefunden.«
    Carson nahm das nächste Foto von unten und legte es zuoberst auf den Stapel.
    Die beiden ersten Opfer waren Frauen gewesen; allerdings waren weder Shelley Justine noch Meg Saville sexuell missbraucht worden.

    Indem die Wahl seines dritten Opfers auf einen Mann fiel, hatte sich der Mörder als rasender Verfechter der Chancengleichheit unter den Geschlechtern erwiesen. Die Leiche von Bradford Walden, einem jungen Barkeeper aus einer miesen Kaschemme in Algiers, am anderen Flussufer, war mit einer fehlenden Niere aufgefunden worden – die rechte Niere war operativ entfernt worden.
    Diese unerwartete Umstellung auf Souvenirs inneren Ursprungs war nicht weiter Besorgnis erregend – der Drang, Füße und Ohren zu sammeln, war keine Spur weniger beunruhigend als eine Vorliebe für Nieren –, aber seltsam war es doch.
    Chemische Spuren von Chloroform wurden gefunden, aber diesmal zeigten die Peptidprofile, dass Walden während der Operation am Leben und bei klarem Bewusstsein gewesen war. Hatte die Wirkung des Chloroforms zu schnell nachgelassen? Oder hatte der Mörder den Mann absichtlich aufwachen lassen? So oder so war Walden qualvoll gestorben, und sein Mund war mit Lappen voll gestopft und mit Dichtungsband zugeklebt worden, um seine Schreie zu ersticken.
    Das vierte Opfer, Caroline Beaufort, eine Studentin an der Loyola University, war ohne Beine aufgefunden worden, auf einer verschnörkelten Bank an einer Straßenbahnhaltestelle im exklusiven Garden District. Sie war chloroformiert worden und bewusstlos gewesen, als sie ermordet wurde.
    Bei seinem fünften Mord hatte der Chirurg ganz auf die Narkose verzichtet. Er hatte wieder einen Mann ermordet, Alphonse Chaterie, der in einer chemischen Reinigung gearbeitet hatte. Er hatte Chateries Leber an sich gebracht, während das Opfer am Leben und bei vollem Bewusstsein gewesen war: keine Spur von Chloroform.
    Der zuletzt aufgefundenen Leiche, die sie heute Morgen im City Park aus der Lagune gefischt hatten, fehlten beide Hände.
    Vier Frauen, zwei Männer. Vier Leichen mit Chloroform,
eine ohne, in einem Fall standen die Ergebnisse noch aus. Jedes Opfer ließ einen oder mehrere Körperteile vermissen. Die ersten drei Frauen waren getötet worden, bevor der Mörder die Trophäen an sich gebracht hatte, wogegen die Männer während der Operation am Leben und bei Bewusstsein gewesen waren.
    Anscheinend hatte keines der Opfer eines der anderen Opfer gekannt. Bisher waren auch keine gemeinsamen Bekannten ans Licht gekommen.
    »Er mag es nicht, Frauen leiden zu sehen, aber es macht ihm nichts aus, Männer zu quälen«, sagte Carson, und zwar nicht zum ersten Mal.
    Das brachte Michael auf eine neue Idee. »Vielleicht ist der Mörder eine Frau, die ihren eigenen Geschlechtsgenossinnen wohlwollender gegenübersteht.«
    »Ja, klar. Wie viele Serienmörder sind jemals Frauen gewesen? «
    »Es hat ein paar gegeben«, sagte er. »Aber ich kann mit Stolz sagen, dass Männer auf diesem Gebiet viel erfolgreicher waren.«
    »Ich frage mich, ob ein grundlegender Unterschied dazwischen besteht«, sagte Carson, »weibliche Körperteile abzuschnippeln und männliche Organe auszubuddeln.«
    »Das hatten wir doch schon. Zwei Serienmörder, die in ein und derselben Stadt innerhalb eines identischen Zeitraums von drei Wochen Körperteile sammeln? ›Ist ein solcher Zufall logisch, Mr. Spock?‹ ›Zufall, Jim, ist nichts weiter als ein Wort, das abergläubische Menschen benutzen, um komplexe Ereignisse zu beschreiben, die in Wahrheit die mathematisch unvermeidlichen Folgen einer primären Ursache sind.‹«
    Michael nahm dieser Arbeit einen großen Teil des Schaurigen und machte sie viel erträglicher, aber manchmal hätte sie ihn am liebsten gehauen. Fest draufgehauen.

    »Und was heißt das?«, fragte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe Spock nie wirklich verstanden. «
    Harker tauchte auf, als sei er in ein Pentagramm beschworen worden, und ließ einen Umschlag auf Carsons Schreibtisch fallen. »Der Bericht des Gerichtsmediziners über die Wasserleiche. Er ist versehentlich in meiner Dokumentenbox gelandet.«
    Carson wollte sich nicht mit Harker anlegen, aber eine offensichtliche Einmischung konnte sie ihm nicht kommentarlos durchgehen lassen. »Wenn Sie mir noch einmal auf die Füße treten, reiche ich beim Boss Beschwerde ein.«
    »Ich bibbere vor Furcht«, parierte Harker

Weitere Kostenlose Bücher