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Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
Autoren: Martina André
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und ging voran. Die Schankstube hatte sich vollends geleert, selbst Mafalda hatte sich offenbar mit einem Gast zurückgezogen. Gero erhob sich wankend und folgte seiner neuen Bekanntschaft mit unsicheren Schritten die Treppe hinauf.
    Einen Moment lang flackerte ein hartnäckiger Zweifel in ihm auf, ob er das Richtige tat, aber es war ja nicht so, dass es verboten war, mit einer gefallenen Frau eine harmlose Unterhaltung zu führen. Selbst Jesus hatte mit Huren geredet.
    „Du bist der erste Mann, der mich seit langem zum Weinen gebracht hat“, gestand Warda mit schlechtem Gewissen. Sie hatte keine Ruhe gegeben, und er hatte sich ihr mit unverhohlener Aufrichtigkeit offenbart.
    Selbst als sie vor ihrer Kammer standen und sie einen großen Schlüssel im Türschloss herumdrehte, spürte sie noch die Trauer, die seine furchtbare Geschichte in ihr hinterlassen hatte.
    „Soll ich das als Kompliment werten?“, fragte er mit verwaschener Stimme, wobei er sich leicht schwankend am Türrahmen abstützte und ihr dabei so nahe kam, dass sie seinen weingeschwängerten Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte.
    „Ja“, sagte sie und ließ ihm den Vortritt. „Es tut mir leid, dass ich so taktlos war.“ So, wie er dastand, verstört und immer noch voller Trauer, hätte sie ihn am liebsten umarmt und sogleich in ihr Bett gezerrt. Doch sie hatte ihm versprochen, sittsam zu sein.
    Kaum, dass sie ihre Kammer betreten hatten, zündete sie mit der Kerze in ihrer Hand zwei weitere Kerzen auf einem silbernen Leuchter an.
    Danach verriegelte sie die Tür, damit sie ungestört blieben.
    In seinen Augen flackerte Erstaunen auf, als er sich in ihrem Zimmer umschaute.
    Mafalda legte in ihrem Etablissement größten Wert auf Luxus und einen gewissen Komfort, den die Ordensritter nach Monaten in Blut, Sand und Gestank schätzten und die Schranzen des Königs, die auch zu ihrer Kundschaft zählten, als selbstverständlich ansahen.
    Warda ließ die Läden des einzigen Fensters auch in der Nacht meist offen, weil sowieso niemand hineinschauen konnte und der leichte Abendwind für etwas Abkühlung sorgte. In der Mitte des Raumes stand ein Himmelbett mit durchsichtigen Vorhängen, die Matratze darauf war mit dunkelblauem Samt bezogen. Hinter einem mannshohen Paravent aus schwarzem Stoff, der mit silbernen Vögeln bestickt war, befand sich ein eigener Leibstuhl mit herausnehmbarem Nachttopf, wie sie Gero freimütig erklärte, damit er nicht auf die Idee kam, aus dem Fenster zu pinkeln, was bei manchen Kunden durchaus schon vorgekommen war. Auf den Truhen ringsum standen Kerzen und Räucherpfannen, die Warda unbemerkt mit winzigen Opiumkugeln füllte und dann entzündete. Das würde ihrem Gast ein wenig die Hemmungen nehmen. Und ihr selbst auch, obwohl es bei einem so phantastisch aussehenden Mann keinerlei berauschender Unterstützung bedurfte.
    In den bunt emaillierten Karaffen wartete weiterer Wein, daneben standen hauchdünne Gläser, die Mafalda aus Syrien bezog. Süßes Naschwerk auf kupfernen Tellern und Flaschen mit duftenden Ölen rundeten das Angebot ihrer nicht alltäglichen Dienste ab. Nicht zu vergessen eine große Kupferschale mit Wasser, die auf einem separaten Tisch thronte, daneben lagen Seife und Tücher. Warda hasste ungewaschene Männer, wobei die Ordensritter noch zu den saubersten gehörten. Bei ihnen war es Pflicht, sich täglich zu waschen. Zumindest, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten. Wahrscheinlich als Ausgleich dafür, dass sie manchmal Monate in schmutzigen Kriegen verbrachten, wo Wasser ein zu kostbares Gut war, um es für bloße Reinigungen zu verschwenden.
    Gero stieß einen leisen Pfiff aus. „Nicht schlecht für ein Hurenhaus“, entfuhr es ihm. Obwohl er schon einiges getrunken hatte, entging ihm nicht, wie Wardas Gesicht zum zweiten Mal einen traurigen Ausdruck bekam.
    „Oh, tut mir leid“, beeilte er sich zu sagen. „Das mit den Huren ist mir so rausgerutscht.“
    „Mach dir keine Gedanken“, erwiderte sie und senkte den Blick. „Du sagst nichts weiter als die Wahrheit. Wir sind das, was wir sind. Jeder auf seine Weise. Da gibt es nichts zu verheimlichen.“ Sie setzte sich aufs Bett und nahm einen Silberspiegel von einer Ablage und kontrollierte im Kerzenschein ihr verweintes Gesicht. Mit einem feuchten Lappen korrigierte sie das für Geros Geschmack ohnehin makellose Ergebnis.
    Er hockte sich derweil auf einen Stuhl, der in unmittelbarer Nähe zu ihrem Bett stand, und beobachtete sie
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