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Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Titel: Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Autoren: Martina André
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führt, sobald er die Komturei
     verlässt«, erklärte Gero.
    Die Männer diskutierten verhalten, als sie auf den menschenleeren Hof hinaus traten. Es hatte leicht zu nieseln begonnen,
     und die meisten Feuer waren verloschen.
    Im Grunde genommen war Gero froh, dass niemand sein Gesicht sehen konnte. Viel länger hätte er es nicht ausgehalten, sich
     zu verstellen. Er verfluchte sein Schweigegelübde – überhaupt ergriff ihn eine elende Sinnlosigkeit, die gefährlicher war
     als jeder Kampf, den er bis heute zu bestehen gehabt hatte. Die Vorstellung, dass der Orden von König Philipps Machtgier überrollt
     werden würde, fuhr ihm wie ein Dolchstich in den Magen, so intensiv, dass ihm ein unbeabsichtigtes Keuchen entwich.
    Johan war sogleich an seiner Seite. »Geht es dir nicht gut?« Die Stimme des flandrischen Bruders war voller Sorge. Sie waren
     mitten auf dem dunklen Hof stehen geblieben.
    Bis auf Struan, der nun auch stehen blieb und sich besorgt umschaute, waren alle anderen bereits im Schlafsaal verschwunden.
    »Es ist nichts«, murmelte Gero schwer atmend und hielt sich leicht gekrümmt den Bauch. »Hab nur heute noch nichts Vernünftiges
     gegessen.«
    »Das kannst du Gisli erzählen, aber nicht mir«, erwiderte Johan unnachgiebig. »Ich habe versprochen, dich nicht zu bedrängen,
     aber ich mache mir inzwischen ernsthafte Sorgen. Dass hier etwas faul ist, sieht selbst einer, der von den Sarazenen in aller
     Gründlichkeit geblendet wurde.«
    Gero versuchte sich mühsam aufzurichten. Struan wollte ihm dabei helfen. Doch Gero entzog ihm ungeduldig den Arm. Den Blick
     nach vorn gerichtet, ging er in sichtlich steifer Haltung voran.
    Johan warf Struan einen fragenden Blick zu, aber der Schotte hüllte sich in eisernes Schweigen.
    |52| Kurz vor dem Eingang zu den Mannschaftsräumen wandte sich Gero plötzlich um. Er streifte Struan mit einem gequälten Blick
     und nickte dann zu Johan hin.
    »Ich werde ihn einweihen, Struan. Sag den anderen, wir kommen gleich nach.«
    »Wie du meinst«, erwiderte der Schotte leise und setzte seinen Weg fort, wie ein geprügelter Hund, der sich nur noch danach
     sehnt, ausgestreckt auf seinem Lager zu liegen und die Augen zu schließen.
    Flüsternd setzte Gero seinen deutschen Landsmann über den eigentlichen Hintergrund des Auftrags in Kenntnis.
    Johans Augen weiteten sich vor Verblüffung, dabei stieß er einen leisen Pfiff aus. »Bei allen Heiligen, wer hätte so etwas
     gedacht? Und jetzt?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Gero seufzend. »D’Our scheint selbst nicht zu wissen, wie er die Lage einschätzen soll. Niemand
     weiß offenbar, was da auf uns zu rollt.«
    »Aber irgendetwas muss an der Sache dran sein. Würde man sonst den gesamtem Inhalt unseres Tresors in den Wald des Orients
     verlagern?«
    »Nein, selbstverständlich nicht,« erklärte Gero im Brustton der Überzeugung. »Angeblich kommt der Befehl von ganz oben.«
    »Fragt sich nur, wer oder was oben ist«, bemerkte Johan und drückte damit seine Verwunderung aus, dass der Großmeister Jacques
     de Molay als oberster Dienstherr des Templerordens anscheinend nicht mehr in der Lage war, klare Befehle zu erteilen.
    »Wie auch immer«, sagte Gero resigniert. »Wir können nur hoffen. Und beten. Alles andere ist müßig.«
    Gemeinsam erhoben sie sich und gingen in den Mannschaftsraum, wo sich die übrigen Brüder bereits unter lautem Gemurmel auf
     die Nachtruhe vorbereiteten.
    Auf seinem Bett sitzend entledigte sich Gero seiner Schuhe und seines weißen Habits. Eine Ordensregel schrieb den Männern
     vor, dass sie in Unterwäsche und bei gedämpftem Licht zu schlafen hatten, damit sie im Falle eines Angriffs unverzüglich einsatzbereit
     waren.
    Bevor er seine schmerzenden Glieder auf der weichen Matratze ausstreckte, schlug er die doppelten, graubraunen Decken aus
     gewalkter Wolle zur Seite.
    |53| Dann drückte er sich das kleine, mit Daunen gefüllte Keilkissen zurecht, das jedem Bruder zustand, und als er sich die Decken
     überwarf, hatte er das Gefühl, als ob er sich unter einen Schutzschild begab.
    Einen Moment später hatte er noch einmal das Bedürfnis, sich aufzurichten und sich die Gesichter der Anwesenden einzuprägen.
    »Hey, Gero, du machst ja eine Miene wie Jesus am Kreuz.« Gianfranco da Silva, ein dunkel gelockter hagerer Sergeant aus der
     Lombardei, stieß ihn von der Seite an und schnitt aufmunternde Grimassen. »Ist dir ein Floh ins Bett gesprungen?«
    »Lass mich, ich bin müde, und wir
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