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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine
Autoren: Agatha Christie
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Hasen zu beruhigen.
    »Setzen Sie sich hierher«, fuhr er fort. »Ich habe bloß ein paar Fragen zum Frühstück heute Morgen.«
    »Ich hab gar nichts gemacht.«
    »Nun, Sie haben den Tisch gedeckt, nicht wahr?«
    »Ja, das schon.« Sogar das gab sie unwillig zu. Sie sah gleichzeitig schuldbewusst und verängstigt drein, aber das war ein Ausdruck, den Inspektor Neele von Zeugen gewohnt war. Jovial fuhr er fort, einfache Fragen zu stellen, bis Gladys sich etwas beruhigt hatte: Wer war zuerst heruntergekommen? Und wer dann?
    Elaine Fortescue war als Erste beim Frühstück gewesen. Sie war hereingekommen, als Crump eben den Kaffeekrug hinstellte. Mrs Fortescue war als Nächste heruntergekommen, dann Mrs Val und zuletzt der Herr. Sie hatten sich selber bedient. Tee, Kaffee und die heißen Gerichte standen auf Warmhalteplatten auf dem Buffet bereit.
    Sie konnte ihm nichts von Bedeutung sagen, was er nicht schon gewusst hätte. Speisen und Getränke entsprachen Mary Doves Beschreibung. Der Herr und Mrs Fortescue und Miss Elaine hatten Kaffee getrunken, Mrs Val Tee. Alles war wie immer gewesen.
    Als Neele Fragen zu ihrer Person stellte, taute sie ein wenig auf. Sie hatte in einem Privathaushalt gearbeitet und dann in verschiedenen Cafés. Danach hatte sie wieder in einem Privathaushalt arbeiten wollen. Sie war seit September im Haus Zur Eibe, seit zwei Monaten also.
    »Und, gefällt es Ihnen hier?«
    »Es ist schon in Ordnung. Die Füße tun einem nicht so weh, wie wenn man im Café arbeitet – dafür hat man weniger Freizeit.«
    »Was können Sie mir über Mr Fortescues Kleider sagen – seine Anzüge? Wer hat sich um die gekümmert, sie ausgebürstet und so weiter?«
    Gladys wirkte beleidigt: »Eigentlich Crump. Aber die Hälfte der Zeit vergisst er es, und dann muss ich es tun.«
    »Wer hat den Anzug ausgebürstet und gebügelt, den er heute trug?«
    »Ich weiß nicht, welchen er heute trug. Er hat ja so viele.«
    »Haben Sie je Körner in einer seiner Anzugtaschen gefunden?«
    »Körner?« Sie war verwirrt.
    »Roggen, um genau zu sein.«
    »Roggen? Das ist Brot, nicht? Ein dunkles Brot, schmeckt nicht besonders, finde ich.«
    »Das ist das Brot, das man daraus macht – Roggen ist das Korn. Etwas davon wurde in der Jackentasche Ihres Arbeitgebers gefunden.«
    »In der Jackentasche?«
    »Ja. Wissen Sie, wie es dahin gekommen sein könnte?«
    »Kann ich nicht behaupten. Ich hab nie so was gesehen.«
    Mehr kriegte er aus ihr nicht heraus. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob sie mehr wusste, als sie zugeben wollte. Sie hatte auf jeden Fall verlegen und defensiv gewirkt – aber das konnte auf eine natürliche Scheu vor der Polizei zurückzuführen sein.
    Als er sie schließlich entließ, fragte sie noch: »Es ist also wirklich wahr, er ist tot?«
    »Ja, er ist tot.«
    »Ganz plötzlich, was? Ich hab gehört, dass man aus dem Geschäft angerufen hat. Er habe einen Anfall gehabt?«
    »Ja – es war eine Art Anfall.«
    Gladys sagte: »Als Kind kannte ich ein Mädchen, das Anfälle hatte. Aus heiterem Himmel. Hat mich ganz schön erschreckt.«
    Die Erinnerung daran hatte für einen Augenblick ihre Furcht verdrängt.
    Inspektor Neele ging in die Küche, wo er höchst unfreundlich empfangen wurde. Eine ausladende Frau mit rotem Gesicht und einem Nudelholz bewaffnet trat ihm drohend entgegen.
    »Die Polizei, natürlich«, schnaubte sie. »Kommt hierher und behauptet so was. Nichts davon ist wahr, das kann ich Ihnen sagen! Alles, was ich ins Esszimmer schicke, ist genau so, wie es sein sollte. Kommt hierher und behauptet, ich hätte den Herrn vergiftet! Ich werde Sie verklagen, Polizei hin oder her! In diesem Haus ist nie etwas Schlechtes serviert worden!«
    Es dauerte eine Weile, bis Inspektor Neele die ergrimmte Kochkünstlerin besänftigt hatte. Sergeant Hay schaute von der Speisekammer aus grinsend zu. Inspektor Neele nahm an, dass er Mrs Crumps Zorn auch schon zu spüren bekommen hatte.
    Das Klingeln des Telefons beendete die Szene.
    Neele ging in die Eingangshalle, wo Mary Dove den Anruf entgegengenommen hatte. Sie notierte eine Nachricht auf einem Block. Über ihre Schulter sagte sie zu ihm: »Ein Telegramm.«
    Sie beendete das Gespräch, legte den Hörer auf und reichte dem Inspektor den Block, auf dem sie den Inhalt des Telegramms notiert hatte. Es war in Paris aufgegeben worden und lautete wie folgt:
     
    FORTESCUE HAUS ZUR EIBE BAYDON HEATH SURREY.
    BRIEF LEIDER VERSPAETET EINGETROFFEN.
    BIN MORGEN NACHMITTAG BEI
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