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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman
Autoren: Mirijam Muentefering
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dem Kopf sitzt ihr die blaue Kappe, die sie auch neulich beim Tanzen aufhatte.
    Ich weiß nicht, wie ich sie begrüßen soll. Deswegen tue ich gar nichts, außer zu lächeln und mich zu freuen, als sie den Arm ausstreckt, um meinen zu berühren.
    »Du bist früh hier«, stelle ich fest, um irgendetwas zu sagen.
    »Ach, ich komme ungern zu spät. Und ich finde es spannend zuzusehen, welche Leute so nach und nach eintrudeln. Alternative Theater haben ja so ein ganz besonderes Flair, nicht?«
    »Ja, finde ich auch. Eigentlich ist es auch richtig schade, dass es nicht auch alternatives Fernsehen gibt«, antworte ich. Und so gehen wir nebeneinander hinein in die große Halle vor dem Theatersaal.
    Mittendrin steht Michelin und hält sich an einem Sektglas fest.
    Sie schießt auf mich und Antonie zu und plappert gleich drauflos, wie aufgeregt Angela ist und dass die Schauspielerinnen in der Garderobe gerade eine Gruppenmeditation machen.
    »Oder so was Ähnliches. Jedenfalls stehen sie alle im Kreis, halten sich an den Händen und machen solche Geräusche: Jaaaaaaim, jeeeuuuum, jaaaaaaim, jeeeeuuum …«
    »Ich glaube, das gehört zur Stimmbildung«, weiß Antonie. »Dadurch entsteht eine Klangglocke.«
    Michelin schaut sie an und dann von ihr zu mir und wieder zurück. Ich würde zu gern wissen, was sie denkt.
    Was Katja denkt, die in diesem Moment durch die Portaltür hereinkommt, kann ich deutlich an ihrem Gesicht ablesen.
    Sie gibt sich krampfhaft Mühe, Antonie nicht anzustarren, aber ich fürchte, sie hat damit nicht allzu viel Erfolg.
    In ihrem sexy Catsuit kommt sie zu uns rübergeschlendert und reicht Antonie die Hand, die ihrerseits ihre entgegenstreckt.
    »Das ist ja wirklich ein aufregender Abend für uns alle«, sagt Katja bedeutungsschwanger und schaut mich dabei viel sagend an. Ich glaube, Antonie gefällt ihr. Aber ganz sicher bin ich mir nicht. Meine Güte, ich habe mir nie Gedanken darum gemacht, welcher Typ Frau Katja gefallen könnte. Und sie umgekehrt sicher auch nicht.
    »Also, ich finde, wenn wir schon so früh hier sind, dann sollten wir uns aber auch die besten Plätze sichern. Setzen wir uns alle nebeneinander?«, plappert Katja.
    »Klar. Und wir sollen zwei Plätze für Lothar und Sandra freihalten«, teilt Michelin uns mit, während wir uns in Bewegung setzen.
    Antonie wirft mir einen Blick zu, für den ich sie küssen möchte. Er fragt, ob diese Sandra eine Neuigkeit für mich ist. Und er fragt, ob das wohl in Ordnung ist für mich. Direkt neben Lothar und seiner neuen Freundin zu sitzen. Ein Blick, für den ich sie … ja, ich denke an Küssen, wenn ich sie ansehe. Nicht nur, weil sie auf diese Weise mitfühlend an mich gedacht hat. Sondern weil sie verführerisch aussieht mit ihrem Käppi und dem leicht aufgeregten Lächeln, das sie spazieren trägt.
    Wir setzen uns vorne hin. Katja überlässt den Platz neben mir wie selbstverständlich Antonie und setzt sich auf die andere Seite neben Michelin, mit der sie auch gleich eine angeregte Unterhaltung über das Stück und die Proben beginnt.
    Es dauert nicht lange, dann füllt sich der Saal langsam. Immer wieder schaue ich zur Tür. Emma hat gesagt, sie habe sich schon im Vorverkauf eine Karte gesichert.
    Dann kommt Lothar herein. Ich halte den Atem an. Neben ihm geht eine junge Frau, die groß und schlank ist und eine freche kurze Frisur trägt. Da lasse ich die Luft wieder raus. Irgendwie hatte ich ein bisschen befürchtet, sie würde so ganz anders sein als ich.
    Natürlich soll sie nicht aussehen wie ein Abziehbild, das tut sie auch ganz sicher nicht. Aber wäre sie jetzt klein und drall, mit hinternlangen schwarzen Haaren, also, ich glaube, das hätte ich seltsam gefunden.
    Antonie beobachtet mich heimlich. Aber offenbar beruhigt meine Haltung sie, denn sie entspannt sich auch bald wieder, nachdem Lothar mich geküsst und Sandra und ich uns lächelnd die Hände gereicht haben.
    Meine Blicke zur Tür werden ein bisschen hektischer. Vielleicht wird sie gar nicht kommen? Vielleicht hat sich für sie so viel verändert, dass sie mich nicht sehen will. Sie will mich nicht im Netz treffen. Sonst wäre sie gestern Abend da gewesen. Und sie will mich auch sonst nicht sehen. Sonst würde sie jetzt hier sein.
    Doch kurz bevor der dritte Gong ertönt, huscht noch eine Gestalt herein.
    Emma. In einem bodenlangen schwarzen Strickkleid mit Rollkragen. Die Haare offen. Mir wird schwindlig, und ich sehe rasch nach vorn.
    Und ich muss sagen, dass es ein
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