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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)
Autoren: Peter Tremayne
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Tasche. Sie haben blitzschnell reagiert und so getan, als würden Sie erneut straucheln, wobei sie den Stein in Ihre eigene Tasche steckten. Äußerst geschickt. Sie sind bekannt für Ihre Gabe, gekonnt zu improvisieren.«
    Foran starrte seinen Freund ungläubig an, der junge Lieutenant Tompkins war bleich vor Schreck.
    »Aber warum …?«, stammelte Foran, nachdem er sich ein wenig gefasst hatte.
    »Warum?«, wiederholte Lord Chetwynd Miller. Er lachte bitter auf, sein Blick war verzweifelt. »Ich habe der britischen Regierung von Indien mein ganzes Leben gewidmet. Meine ländlichen Besitztümer zu Hause in England sind stark mit Hypotheken belastet. Während meiner vielen Jahre hier habe ich keinen einzigen Penny zurücklegen können, weil ich einfach zu ehrlich war. Meine Skrupel hinderten mich daran, Geschäfte zu machen, die mir dubios erschienen oder mit meiner Position nicht vereinbar waren. Und was ist der Lohn für meinen ehrenhaften Dienst? Ich werde eine winzige Pension bekommen, mit der meine Frau und ich uns kaum werden über Wasser halten können, geschweige denn unsere Hypotheken abbezahlen. Zusammen mit einem Brief des Vizekönigs, in dem man unsere Arbeit lobt, und dem einen oder anderen Orden, den mir die Königin verleihen wird und der nur Schrottwert hat, wird das der Lohn für ein Leben im Dienste der Krone sein.«
    Major Foran blickte in Jayrams gleichmütiges Gesicht und biss sich auf die Lippe.
    »Und plötzlich sahen Sie eine Chance, Ihr Einkommen aufzubessern?«, fragte der Inspektor.
    »Ich hätte damit meine Schulden begleichen und uns ein kleines finanzielles Polster schaffen können.«
    »Aber der Stein gehörte Ihnen nicht!«, sagte Sir Rupert Harvey entrüstet.
    »Wem gehört er denn Ihrer Meinung nach?« fragte der Resident leicht verärgert. »Gehört er Savaji Rao, der ihn verschenkt? Gehört er der Königin-Kaiserin, die ihn als Geschenk erhalten wird? Seit Colonel Vickers ihn der Shiva-Statue aus Betul gestohlen hat, gehörte er Dieben, nämlich dem Dieb, der es fertigbrachte, ihn zu behalten.«
    »Nein, er gehört Ihrer Majestät«, widersprach Lieutenant Tompkins streng. Er war ein einfach strukturierter junger Mann, der zur Schwarz-Weiß-Malerei neigte.
    »Sie wird einen kurzen Blick darauf werfen, danach wird er in der königlichen Schatzkammer verschwinden. Niemand hätte darauf geachtet, ob er echt oder falsch ist. Alle hätten nur einen hübschen roten Stein gesehen. Für mich dagegen bedeutete er Sicherheit und wäre der gerechte Lohn gewesen für alles, was ich für dieses verdammte Empire getan habe!«
    Plötzlich breitete er in einer hilflosen Geste die Arme aus und schluchzte so verzweifelt auf, dass sein schmaler Körper bebte. Die Gäste, die um den Tisch versammelt saßen, merkten zum ersten Mal, wie alt und müde der Resident war.
    »Ich muss es meiner Frau beichten«, stieß er hervor. »O Gott, die Schande wird sie nicht überleben!«
    Peinlich berührt, sahen sie ihm beim Weinen zu.
    »Ich bin ratlos«, murmelte Foran.
    »Ich hätte da einen Vorschlag«, meldete sich Ram Jayram zu Wort.
    »Und der wäre?«
    »Der Rubin wurde genau genommen nicht gestohlen. Wir wussten nur ein paar Minuten nicht, wo er sich befindet. Was geschah, war lediglich, dass Seine Exzellenz einer unverhofften Versuchung erlag, der nur die wenigsten in seiner Situation hätten widerstehen können.«
    »Jetzt hören Sie sich an wie ein Rechtsverdreher, Jayram. Worauf wollen Sie hinaus?«
    Jayram lächelte sanft. »Ein Polizist muss vielseitig sein, Major. Sehen wir es doch folgendermaßen: Savaji Rao hat dem Residenten den Stein zu treuen Händen übergeben. Er war für den Rubin verantwortlich, bis er an Bord der »Caledonia« war. Wer weiß – vielleicht hat er den Stein eingesteckt, um ihn vor dem Dieb in Sicherheit zu bringen, den man hereinführte. Ich schlage vor, dass Sie, Major Foran, das Auge Shivas an sich nehmen und dafür sorgen, dass es morgen pünktlich aufs Schiff kommt. Was Lord Chetwynd Miller betrifft, so geht er bald in Pension. Es sind es nur noch wenige Monate, bis er diese Vertrauensposition aufgibt. In seinen eigenen Augen ist er bereits entehrt. Warum sollten wir ihn der öffentlichen Schande preisgeben? Damit wäre niemandem geholfen.«
    Foran nickte zustimmend. »Cassian muss ja nicht erfahren, wie es dazu kam, dass der Stein nicht mehr in seiner Soutane steckte.«
    »Korrekt.«
    Sir Rupert Harvey schenkte dem Bengalen ein dünnlippiges Lächeln. »Eine wunderbare
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