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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd
Autoren: Agatha Christie
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ihr genauso wie mir. Doch sie muss einmal etwas Bestimmtes gehört haben, nur wollte sie darüber nicht reden. ›Die Firma ist nicht, was sie zu sein scheint‹, so drückte sie sich aus. Doch dann fuhr sie fort: ›Nun, uns geht das weiter nichts an. Wir werden gut bezahlt und tun nichts, was gegen das Gesetz verstößt – also brauchen wir uns auch nicht weiter den Kopf zu zerbrechen.‹«
    Lejeune zog ein Papier aus der Tasche und reichte es ihr.
    »Sagt Ihnen einer der Namen auf dieser Liste etwas? Haben Sie die eine oder andere dieser Personen aufsuchen müssen?«
    Sie nahm den Zettel, bemerkte aber gleichzeitig: »Ich werde mich kaum erinnern können – es waren so viele Namen, die ich nachher wieder vergaß…« Sie unterbrach sich. »Ormerod? Ein Mr Ormerod wurde einmal von Mrs Davis erwähnt. Er ist sehr plötzlich gestorben, nicht wahr? Gehirnblutung, wenn ich mich recht entsinne. Mrs Davis war recht erregt darüber. Sie sagte: ›Der Ärmste stand vor vierzehn Tagen auf meiner Liste. Er sah aus wie die Gesundheit in Person.‹ Dann machte sie noch eine eigenartige Bemerkung. ›Einige meiner Kunden scheinen zu sterben, kaum dass sie einen Blick auf mich geworfen haben.‹ Aber sie lachte darüber und meinte, das sei natürlich bloß Zufall. Immerhin schien auch sie sich nicht ganz wohl dabei zu fühlen.«
    »Das ist alles, was Sie uns berichten können?«
    »Nun…«
    »Erzählen Sie!«
    »Ich sah Mrs Davis längere Zeit nicht mehr. Dann traf ich sie einmal zufällig in einem Restaurant in Soho und erzählte ihr, dass ich meine Stellung beim M. F. I. aufgegeben habe und jetzt in einer Espressobar arbeite. Sie wollte wissen, weshalb, und ich sagte es ihr. Sie meinte darauf: ›Vielleicht haben Sie klug daran getan. Doch der Verdienst ist gut und die Arbeitszeit kurz. Schließlich müssen wir unsere Chancen im Leben wahrnehmen. Ich habe bisher nicht viel Glück gehabt… und weshalb sollte ich mich um andere Leute kümmern?‹ Auf meine Frage, ob denn wirklich bei dieser Firma etwas nicht in Ordnung sei, machte sie wieder eine seltsame Bemerkung: ›Ich weiß nichts Genaues – aber ich habe vor ein paar Tagen jemanden erkannt. Er kam aus einem Haus, in dem er nichts zu suchen hatte, und trug eine ganze Menge Werkzeuge bei sich. Ich möchte wohl wissen, was er damit wollte.‹ Außerdem erkundigte sie sich, ob ich eine Frau kenne, die ein Haus mit dem Namen ›Das Fahle Pferd‹ irgendwo auf dem Lande besitze. Ich habe diesen ungewöhnlichen Namen nicht vergessen können. Als ich sie dann fragte, was dieses ›fahle Pferd‹ bedeute, lachte sie nur und sagte: ›Lesen Sie doch Ihre Bibel!‹ Was sie damit meinte, weiß ich nicht.«
    Sie hielt mit ihrem Bericht inne und schloss dann: »Seitdem habe ich Mrs Davis nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, ob sie immer noch für das M. F. I. arbeitet.«
    »Mrs Davis ist tot«, erklärte Lejeune.
    Eileen Brandon sah ihn erschrocken an.
    »Tot! Und wie… woran ist sie gestorben?«
    »Lungenentzündung. Sie starb vor etwa zwei Monaten.«
    »Oh – das tut mir aber leid!«
    »Können Sie uns wirklich nichts weiter erzählen, Mrs Brandon?«
    »Nein. Ich habe noch ein oder zwei Personen dieses ›Fahle Pferd‹ erwähnen hören – aber wenn man sie danach fragt, verschließen sie sich wie eine Auster und geben vor, nichts zu wissen.«
    Sie blickte uns verstört an.
    »Ich… ich möchte nicht in irgendeine gefährliche Sache verwickelt werden, Inspektor. Ich habe zwei kleine Kinder, und… wirklich, ich kann Ihnen nichts weiter sagen.«
    Er betrachtete sie eindringlich, dann nickte er freundlich und ließ sie gehen.
    »Das bringt uns einen kleinen Schritt weiter«, meinte er, als sich Eileen Brandon entfernt hatte. »Mrs Davis hat also zu viel gesehen. Sie versuchte ihre Augen davor zu verschließen, aber sie muss einen ziemlich ausgeprägten Verdacht gehabt haben über das, was in dieser Firma vor sich ging. Dann wurde sie plötzlich krank und als sie fühlte, dass sie sterben würde, ließ sie einen Pfarrer kommen und berichtete ihm all ihre Befürchtungen. Ich nehme an, diese Namen, die Pater Gorman aufschrieb, waren eine Zusammenstellung von Kunden, die sie besuchen musste und die bald darauf starben. Aber die große Frage ist jetzt: Wen sah sie aus dem Haus kommen, in dem er nichts zu suchen hatte und sich dabei als irgendein Arbeiter ausgab? Dieses Erkennen muss sie für den Betreffenden gefährlich gemacht haben. Und in dem Moment, da sie dieses Wissen an Pater
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