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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd
Autoren: Agatha Christie
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offensichtlich herbeigeführt durch etwas, das wir als ›psychologisches Mittel‹ bezeichnen können. Man behauptete, einfach die ›Todessehnsucht‹ zu aktivieren, die in jedem Menschen unbewusst vorhanden sei…«
    »Sodass die betreffende Person liebenswürdigerweise Selbstmord beging? Mein lieber Inspektor, das scheint zu schön, um wahr zu sein.«
    »Kein Selbstmord, Mr Venables. Die Leute starben alle eines vollkommen natürlichen Todes.«
    »Aber, aber! Daran glauben Sie tatsächlich? Das sieht unserer abgebrühten Polizeibehörde aber gar nicht ähnlich!«
    »Das Hauptquartier dieser Organisation soll sich in einem Haus mit dem Namen ›Das fahle Pferd‹ befinden.«
    »Ah, jetzt beginne ich zu verstehen. Das also bringt Sie in unsere ländliche Gegend – meine gute Freundin Thyrza Grey und ihr Unsinn. Ich bin noch nicht dahinter gekommen, ob sie selbst ernstlich daran glaubt oder nicht… aber es ist nun einmal Humbug, da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Sie hat eine ziemlich einfältige Freundin, die das Medium spielt, und eine als Dorfhexe bekannte Frau ist ihre Köchin. Die drei alten Frauen sind zu einer Art Lokalberühmtheit geworden. Sie wollen mir doch sicher nicht weismachen, Inspektor, dass Scotland Yard diesen okkulten Hokuspokus ernst nimmt?«
    »Wir nehmen ihn sogar sehr ernst, Mr Venables.«
    »Sie glauben tatsächlich, Thyrza brauche nur ihre hochtrabenden Phrasen zu deklamieren, Sybil in Trance zu fallen und Bella etwas schwarze Magie zu betreiben… und dann stirbt irgendwo ein Mensch?«
    »O nein, Mr Venables, die Todesursache ist viel einfacher…« Lejeune hielt einen Augenblick inne.
    »Die Todesursache ist Thalliumvergiftung.«
    Eine Weile herrschte tödliche Stille.
    »Was sagen Sie da?«, fragte Venables.
    »Vergiftung durch Thalliumsalz. Ganz schlicht und einfach. Nur musste die Sache gut getarnt werden, damit der Gedanke an Gift überhaupt nicht aufkam. Und was gäbe es da Besseres als eine pseudowissenschaftliche Aufmachung voll moderner Schlagwörter, verstärkt durch alten Aberglauben. Tarnung, Mr Venables, nichts anderes… Ablenkung von der nüchternen Tatsache: Gift!«
    »Thallium«, meinte Venables nachdenklich. »Ich glaube, darüber habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Nein? Meistens nimmt man es als Rattengift, gelegentlich auch zur Behandlung einer bestimmten Flechte. Zufällig ist ein Paket davon in einer Ecke Ihrer Vorratskammer versteckt.«
    »In meiner Vorratskammer? Das kommt mir sehr unwahrscheinlich vor.«
    »Es stimmt aber, Mr Venables. Wir haben ein paar Körner davon sogar zu Versuchszwecken benutzt.«
    Venables wurde sichtlich erregt.
    »Dann muss es jemand absichtlich dort hingelegt haben. Ich weiß nichts davon, überhaupt nichts!«
    »Tatsächlich? Sie sind doch ein reicher Mann, Mr Venables, nicht wahr?«
    »Was hat das mit diesem… Thallium zu tun?«
    »Das Finanzamt hat Ihnen kürzlich einige recht peinliche Fragen gestellt, stimmt’s? Unter anderem wollte es wissen, woher Ihr großes Vermögen stammt.«
    »Das Schlimmste in unserem Land ist das Steuersystem. Ich habe mir bereits ernsthaft überlegt, ob es nicht besser wäre, auf die Bermudas auszuwandern.«
    »Ich glaube, das werden Sie vorläufig nicht tun, Mr Venables.«
    »Soll das eine Drohung sein? Wenn ja, dann…«
    »Keineswegs, Mr Venables. Würde es Sie interessieren zu hören, wie diese Verbrechen ausgeführt wurden?«
    Venables zuckte die Achseln. »Tun Sie sich keinen Zwang an, Inspektor.«
    »Das Ganze ist ausgezeichnet organisiert. Die finanziellen Abmachungen werden durch einen Winkeladvokaten namens Bradley in Birmingham getätigt. Zu ihm kommen die Kunden zuerst und schließen eine Wette ab, ob eine bestimmte Person innerhalb einer festgelegten Zeitspanne sterben wird. Mr Bradley – als leidenschaftlicher Wetter – ist überzeugt, dass der Tod eintritt. Der Kunde jedoch wettet dagegen. Der Vertrag wird abgeschlossen… allerdings zu etwas eigenartigen Bedingungen, eins zu fünfzehnhundert oder sogar zweitausend. Gewinnt Mr Bradley, ist das Geld sofort zu zahlen, sonst muss der Kunde selbst mit einem leider tödlichen Unfall rechnen. Das ist alles, was Mr Bradley dabei zu tun hat – eine Wette abschließen. Sehr einfach, nicht wahr?
    Als Nächstes begibt sich der Kunde nach Much Deeping ins ›Fahle Pferd‹. Miss Thyrza Grey und ihre Freundinnen laden ihn zu einer ihrer Séancen ein, die ihren Eindruck selten verfehlen.
    Nun aber zu den einfachen Faktoren hinter den
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