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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman
Autoren: Tanja Bruske
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für ein Mädchen nicht als verpönt.
    Jayels Pferd Konstantius war schon ein älteres Tier. Jayel hatte ihn zu ihrem zehnten Geburtstag erhalten, und da war Konstantius schon ein Pferd in der Blüte seiner Jahre gewesen. Aber er war treu und erfüllte stets seine Pflicht. Das Mädchen beugte sich vor. „Auf geht’s, Konstantius. Es geht wieder los!“, flüsterte sie ihrem Pferd ins weiche Ohr.
    Der Kutscher rief laut: „Die Kutsche fährt ab! Hüh!“, und die Pferde setzten sich in Bewegung. Auch Jayel wollte Konstantius gerade antreiben, als vom Stadttor her ein Ruf zu vernehmen war: „Halt! Wartet einen Moment!“
    Jayel wandte sich im Sattel um und blickte suchend in die Richtung, aus welcher der Ruf gekommen war. Eine schwarzgekleidete Gestalt, bepackt mit einer großen Reisetasche und einem Stapel Bücher unter dem Arm, kam durch das Tor gestürmt und hielt auf die Kutsche zu. „Oh nein…“, murmelte Jayel resigniert. Der Spruch schien gewirkt zu haben – seine Haut schimmerte nur noch hell-bläulich, und Jayel konnte mittlerweile sogar sein Gesicht erkennen. So bemerkte sie, dass Daphnus eine recht große Nase hatte, die ihr zuvor nicht aufgefallen war, und in der Tat höchstens so alt war, wie sie selbst.
    Daphnus indessen hatte sie nicht gesehen. Er war, als er die Kutsche erreichte, vollkommen außer Atem, und irgendwie gelang es ihm, würdevoll eine Fahrkarte nach Farseth zu ordern und in die Kutsche einzusteigen. Dabei vermittelte er das Gefühl, es sei allein die Schuld des Kutschers, dass er zu spät an die Abfahrtstelle gekommen war. Jayel zuckte die Achseln. Ein aufgeblasenes Bauernpaar, ein verzogenes Balg und ein eingebildeter Zauberlehrling als Reisegefährten – das konnte ja heiter werden…
    Nachdem die Kutsche es erst einmal geschafft hatte, sich in Bewegung zu setzen, verlief der erste Tag der Reise problemlos. Nach einigen Stunden konnte Jayel hin und wieder ein schmerzerfülltes Stöhnen aus dem Inneren der Kutsche vernehmen, doch sie selbst hatte keine Probleme. Sie war mittlerweile das lange Reiten gewöhnt und glaubte außerdem, dass es ihr auf dem Pferd besser ging als den vier Personen im Inneren der Kutsche. In regelmäßigen Abständen ritt Ulberich Haardung an die Kutsche heran und fragte durch die Vorhänge: „Schatz, geht es dir gut?“, woraufhin von drinnen ein artiges „Ja, Papa!“ erklang.
    Jayel genoss die warmen Strahlen der Sonne, die von dem blauen Sommerhimmel herabbrannte. Sie ritt gerne und genoss es, wieder unterwegs zu sein. Es war die Neugier auf ferne Länder und fremde Menschen gewesen, die sie einst dazu gebracht hatte, die Ausbildung als Bardin in Betracht zu ziehen. Allerdings konnte man die Route zwischen Uhlenburg und Farseth keinesfalls als aufregend bezeichnen. Der Weg in die Hauptstadt führte zwischen Feldern und Wiesen hindurch. Die Landschaft zog sich meist flach dahin. Manchmal gab es einen kleinen Hügel zu überwinden. Hin und wieder gurgelte ein kleiner Bach am Wegesrand. Wenn die Gruppe durch eine Ansiedlung kam, die mehr als zehn Häuser besaß, galt dieser Flecken im Umkreis bereits als Metropole. Bauern auf den Feldern, Bäuerinnen in ihren Gärten, Bauerskinder, die Kühe zur Weide führten. Ein friedliches, landwirtschaftliches Bild nach dem anderen. Jayel seufzte und sehnte sich nach der Stadt.
    Zur Mittagszeit rastete die kleine Reisegesellschaft in einem der kleinen Dörfer. Während Jayel und Haardung ihre Pferde anbanden, kletterten ihre Mitreisenden aus der Kutsche. Die Frau des dicken Großgrundbesitzers beschwerte sich beim Kutscher bitterlich über die unbequemen Polster und die unbeständige Fahrt, über ihre Reiseübelkeit und die Kopfschmerzen, die damit zusammenhingen. Jasmina hüpfte fröhlich auf ihren Vater zu und erzählte: „Vater, es war so lustig in der Kutsche. Der Mann, der zum Schluss gekommen ist, ist ein echter Zauberer! Er hat mir einen Trick mit einer Kupfermünze gezeigt, und dann habe ich ihm erzählt, was ich in der Stadt alles lernen werde…“ Plappernd betrat sie mit ihrem Vater den Dorfgasthof.
    Jayel warf einen raschen Blick auf Daphnus, der gerade aus der Kutsche kletterte. „Bluten die Ohren noch?“, fragte sie teilnahmsvoll.
    Daphnus, der sich unbeobachtet geglaubt hatte und sein schmerzendes Hinterteil rieb, fuhr erschrocken auf. „Fräulein Jayel? Ihr … was … woher…?“
    „Wenn Mütter sagen, ihr Kind sei scheu und schüchtern, kann man meistens davon ausgehen, dass es kleine
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